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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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drängen können. Sie verstand, dass diese Runde beendet war und eine neue begann. »Du kennst ihn, nicht wahr?«
    »Jonathan«, murmelte Angel widerwillig nickend. Es war ganz offensichtlich, dass sie Jade nicht mehr über den Weg traute, aber zu lügen wäre in der Gesellschaft Allwissender zwecklos. »Anführer von Ranger-Team Vier. Er gilt seit dem Untergang von Sienna als verschollen.«
    »Oh er ist nicht verschollen«, zischte Jade, so als bereitete sie sich darauf vor, ihren letzten Trumpf auszuspielen. Auch sie stieß sich von der Wand ab, um sich direkter an sie zu wenden. »Er hat euch verraten! Es dauerte keine zwei Tage, bis ich alle eure Anführer, Siedlungen und Verteidigungsstellungen kannte. Ich musste ihn weder foltern noch bestechen! Am dritten Tag führte er mich selbst nach Sienna, an euren Minengürteln und Stacheldrahtzäunen vorbei!«
    Nun starrten alle Augen auf Angel. Niemand von den Bacchae wusste, wie sie auf Verrat in den eigenen Reihen reagieren würde. Sie waren längst über die Geschehnisse südlich des Hadesgebirges unterrichtet worden, doch Angel war die erste Angehörige der Ranger, die sie leibhaftig zu Gesicht bekamen. Nur Scarlet rechnete damit, dass sie jeden Moment dagegen protestieren würde.
    »Jonathan«, brummte Angel ein zweites Mal. Nachdenklich legte sie die schwere Kutte ab, unter der sie trotz der getönten Scheiben und des angenehmen Luftzugs schwitzte. Anschließend sah sie nach oben, so als würde sie in ihrer Vergangenheit graben. »Jonathan war nie glücklich mit Monroes – mit unserer defensiven Haltung. Er vertrat die Einstellung, dass alle, die nicht auf unserer Seite kämpfen, zum Feind gehören und ausgeschaltet werden müssten.« Sie hob den Kopf und blickte auf der Suche nach einem Anzeichen für Genugtuung zu Jade, doch sie fand keines. »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Er hing an einem der Galgen in Sienna. Nach ein paar Wochen Sonnenbad hast du ihn vermutlich nicht wiedererkannt«, antwortete Jade ohne die geringste emotionale Regung. »An solchen Verbündeten hat das sicariianische Volk kein Interesse!« Ihr Blick wanderte zu Yolanda. »Deswegen habe ich den Angriff auf Eagle Village befohlen«, sprach sie mit fester Stimme. »Wie hättest du gehandelt? Wie hätte irgendjemand von euch gehandelt! Wärt ihr mit solchen Leuten ein Bündnis eingegangen!?«
    »Dann gibst du also zu, dass du für das Desaster von Cor Syrte verantwortlich bist?«, forderte Scarlet sie heraus.
    Jades Augen zuckten in ihren Höhlen auf der Suche nach einer Antwort hin und her. Sie blickte zu ihrer Meisterin, doch Sydney schwieg mit zusammengefalteten Händen und starrte sie mindestens ebenso verbissen an wie Scarlet. Entweder konnte sie ihr nicht helfen, oder sie wollte es nicht.
    »Ja«, brachte Jade schließlich hervor. »Ja, es war meine Fehleinschätzung, die diesen Krieg begonnen hat.«
    Ein leises Raunen echote durch den gläsernen Versammlungssaal. Nadra lehnte sich in Erwartung der Reaktion zurück wie bei einer Kinovorstellung. Sydney blinzelte erleichtert und nickte ihrer einstigen Schülerin zu, als hätte sie gerade ein Staatsexamen bestanden. Azure und Yolanda drehten ihre Köpfe zu Scarlet um, doch die hochmütige Bacchae schwieg. Fast schien es, als könne man ihre Zähne knirschen hören. Jade hatte ihr mit einem Satz den Wind aus den Segeln genommen und Scarlet ihrer öffentlichen Anklage beraubt.
    »Und woher dein plötzlicher Sinneswandel?«, grollte Dog auf einmal mit donnerndem Echo durch die Kuppel. Er wollte nicht länger an der Seitenlinie warten, bis die Verrückte erneut über sein Schicksal entschied. Mit Ausnahme der Prätorianer war er der einzige Mann im Raum, weshalb seine tiefe Bassstimme gleich doppelt Wirkung zeigte. »Warum hast du uns in Brackwood gehen lassen!«
    »Angel«, sagte Jade. »Stolz und unbeugsam. Das Ideal des Imperiums, das Spiegelbild einer Bacchae! Selbst Scarlet stimmt mit meiner Einschätzung überein, oder hättest du sie sonst in unseren Tempel geführt?« Sie blickte ihre Konkurrentin einen Atemzug lang provozierend an – zu kurz, um ihr einen Widerspruch zu ermöglichen – ehe sie sich wieder Angel zuwandte. »Nach unserem Duell in Eagle Village bin ich nicht geflohen, um den Krieg gegen euch fortzusetzen, sondern um ihn zu beenden. Aber ich kam zu spät. Eric hatte Torus bereits von seinem unausweichlichen Sieg überzeugt und die Legionen standen vor den Toren von Silver Valley.« An dieser Stelle unterbrach Jade

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