Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
übrig, als seine Rache ein weiteres Mal zu verschieben. Grimmig drehte er sich von Jade weg und schwieg.
»Also gut, um die hundert Kämpfer«, sagte Nadra. »Aber das ist noch nicht mal eine halbe Legion!«
»Wir brauchen keine Legionen«, erwiderte Jade und setzte dabei das Wort Legionen in Gänsefüßchen. »Angel kennt ihren Feind und dank Mister Universum hier haben wir Informationen aus erster Hand. Die Prätorianer können den Flankenschutz übernehmen, den Nachschub sichern und Kommandooperationen durchführen. Dafür reicht unser Mandat aus. Was wir jetzt benötigen, ist Ausrüstung und Zeit.«
»Waffen und Munition für so wenige Kämpfer sollte kein Problem sein, aber Zeit ...«, meinte Yolanda.
»Torus muss den Pass halten und jegliche Verbindung zwischen Ragnars und Vultures unterbinden«, stimmte Nadra zu.
»Das wird ihm nicht gefallen«, raunte Azure durch die Kuppel.
»Solange er noch Oberbefehlshaber ist, hat er keine andere Wahl, als die Straße über die Berge zu sichern«, stellte Sydney klar. »Wenn der Pass fällt, entsteht eine Allianz zwischen den Söhnen des Ragnarök und den Vultures. Dadurch würden wir Arnac, den Pass und vermutlich sogar Persephone verlieren. Ein halbes Jahr später würden beide Armeen vor den Toren von Alexandria stehen!«
»Ich sage trotzdem, dass ihr verrückt seid!«, seufzte Azure. »Wenn Torus herausbekommt, dass ihr ihn derart benutzt ...«
»Dann wird er zum Imperator gehen und wohlmöglich die Auflösung der Bacchae verlangen«, vollendete Sydney ihren Satz. »Anschließend würde die Legion wieder für Recht und Ordnung sorgen. Das können wir nicht zulassen. Sophia selbst hat eine Militärdiktatur immer abgelehnt. Und das aus gutem Grund!«
»Auch wenn die Vultures geschlagen sind, wie willst du ihm die Herkunft der neuen Truppen erklären? Eine Armee, die seinen Legionen ein paar Wochen zuvor einen derart schweren Schlag zugefügt hat?«
»Das bringt uns zum zweiten Akt unseres Plans«, antwortete ihr Sydney. Sie stolzierte zurück zu ihrem Stuhl und nickte Jade zu, die daraufhin einen Schritt auf Angel zutrat.
»Was müsste geschehen«, begann diese sachlich wie eine Anwältin. »Was müsstest du deinen Rangern, deinen Männern, Frauen und Kindern bei deiner Rückkehr sagen können, um das zu tun, was du mir bereits geschworen hast?« Sie machte eine kurze Pause, bis sie direkt vor Angel stand. »Was müsste geschehen, um den Krieg zwischen uns aus der Welt zu schaffen?«
»Den Krieg zu beenden, den du zu verantworten hast, ist eine Sache«, unterbrach sie Azure. »Aber ein derart komplexes Bündnis ohne die Zustimmung des Imperators zu schmieden ...«
»Marcus Avianos wird unsere Vorgehensweise begrüßen, wenn wir das Krebsgeschwür innerhalb der Legion offengelegt und den Verlust mehrerer Provinzen verhindert haben«, versicherte ihr Sydney.
»Der Imperator ist nicht das Problem«, stimmte Jade ihr zu, ohne dabei die Augen von Angel zu lassen. »Doch, was ist, wenn der Hass auf alles mit dem Namen Sicarii ihre Leute davon abhält, das Imperium zu retten? Was, wenn Torus schon gewonnen hat, ohne es überhaupt zu wissen?«
Cassidy stockte der Atem. Jade hatte sie ja bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nichts geringeres von Angel verlangte, als das Sicariianische Imperium vor dem Untergang zu bewahren. Aber lag ein gewaltiger Unterschied zwischen einer beiläufigen Bemerkung und der direkten Ansage in Angels Richtung.
Ohne Jade einer Antwort zu würdigen, schritt die Lateinamerikanerin quer durch den Raum auf Cassidy und Dog zu. Angel schien dabei Jades Adelsgang förmlich nachzuahmen. Unter den Augen der versammelten Bacchae erweckte sie nicht einmal den Anschein von Anspannung. Ihr starres, unerschütterliches Gesicht verdeutlichte, dass sie verstand, an welch langem Hebel sie sich befand. Ja, sie hatte Jade ihre Hilfe versprochen. Und obwohl es unter Druck inmitten eines Volksaufstands geschehen war, würde sie ihr Versprechen nicht leugnen. Aber sie wusste auch, dass sie nie einen Schwur für ihre Kameraden abgelegt hatte. Kim und Johnny mussten erst überzeugt werden; von Paul im Kloster ganz zu schweigen. Dafür brauchte Jade sie. Denn ohne Angels Zuspruch würde ihr ganzer Plan wie ein Kartenhaus zusammenstürzen.
Entsprechend beflügelt von ihrer unerwarteten Machtposition nahm sie zunächst Cassidy in die Arme und klatschte anschließend Dog zur Begrüßung mit der Hand auf die Wange. Einmal mehr musste die Welt auf sie
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