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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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warten, ob sie es nun wollte oder nicht.

6 – Angst und Schrecken
     
     
S ydney hatte Angel aus der Versammlung der Bacchae entlassen und ihren Freunden ein Gästequartier in einem der fünfeckigen Gebäude von Alexandria zugewiesen, das sie als Botschaft bezeichnete. Vor dem Zusammenbruch hatte es als Hotel unter dem Namen Sagittarius A* Geschäftsleute und gut betuchte Touristen in der Hightech-Metropole empfangen. Seit das Imperium die Stadt annektiert hatte, wurden Delegationen fremder Stämme in dem schneeweißen Betonmonster untergebracht. Der Name entstammte dem gleichnamigen, supermassereichen schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße. Eine Anspielung darauf, dass niemand mehr den Luxus und Komfort verlassen wollte, nachdem man einmal darin gefangen war.
    Cassidy stand seit einer Stunde auf der Terrasse, die sich über dem großen Park erstreckte. Sie entdeckte fast im Sekundentakt neue Details, die sie Angel am liebsten sofort gezeigt hätte. Da gab es ein Haus, in das die Leute trocken hineingingen und es mit nassen Haaren verließen. Auf einem betonierten Platz trainierte eine Kampfsportgruppe auf hellgrauen Gummimatten im Freien. Eine Schulklasse probte ein Theaterstück auf einer Freilichtbühne. Sie mussten noch ziemlich am Anfang stehen, denn es verging kaum eine Minute, in der sie nicht wegen einer schiefgelaufenen Bewegung oder eines Versprechers lachten.
    Angel lag währenddessen auf dem bequemen Doppelbett im großzügigen Schlafzimmer und spielte mit Jades Amulett. Sie verstand, warum Sydney ihnen gerade dieses Quartier zugeteilt hatte. Von hier aus konnte man die Errungenschaften des Imperiums in Ruhe betrachten und sollte wahrscheinlich beeindruckt und eingeschüchtert werden, doch daran hatte sie momentan kein Interesse und überließ stattdessen Cassidy das Sightseeing. Sie würde ihr später ohnehin ungefragt eine Zusammenfassung geben.
    »Willst du mir nicht langsam mal erzählen, was da in Arnac los war und wie du hierhergekommen bist?«, brummte Dog. Er stand mit zwei Gläsern kristallklaren Wassers in der Tür und wartete darauf, dass sie ihn hereinbat. Erst als Angel ihm zuwinkte, setzte er sich auf das Bett und reichte ihr das zweite Glas.
    In knappen Sätzen umschrieb sie, wie sie in Arnac mehr durch Zufall als Geschick auf Jade stieß und sie ihr den Hals gerettet hatte, nachdem das Amulett plötzlich wirkungslos geworden war. Angel traute ihr dennoch nicht eine Sekunde lang über den Weg. Die Kälte, mit der sie Cassidys Leben als unwichtig bezeichnet hatte, bestätigte ihre Vermutung, nur ein Spielstein für die Bacchae zu sein. Und solange sie das Spiel nicht kannte, wollte sie sich nicht weiter herumstoßen lassen.
    »Also hab ich ihre Anweisungen ignoriert und stattdessen in der Stadt nach Informationen über sie gesucht«, erklärte Angel. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und fügte mit nachhaltiger Verwunderung hinzu: »Das war viel einfacher als gedacht. Die wollen überhaupt nicht verborgen bleiben. Egal, wen ich gefragt habe, alle nannten sie mir zwei Orte: Alexandria und Themis-Tempel. Ich erhielt sogar eine detaillierte Wegbeschreibung, die für einen Blinden gereicht hätte.«
    »Und du hattest nichts Besseres zu tun, als direkt in die Höhle des Löwen zu fahren?«
    »Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Zu Johnnys Lager eilen und darauf hoffen, dass Jade uns alle rettet? Oder mich stattdessen alleine hunderte Kilometer zur Biosphäre durchschlagen?« Sie schüttelte den Kopf. »Mir blieb doch gar keine andere Wahl. Außerdem ...«
    Angel leerte ihr Glas mit einem Zug und stellte es auf den Nachttisch aus weißem Holz im Klavierglanzlook.
    »Bei unserem ersten Aufeinandertreffen in Eagle Village hat Jade mir zugeflüstert, dass sie, also vermutlich die Bacchae, immer auf der Suche nach Potential sind. Und nach all der Mühe, die sie sich gegeben hat, meine Aufmerksamkeit zu erregen, hielt ich es an der Zeit, sie mit einer Antwort zu würdigen.«
    »Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?«, fragte Dog mürrisch.
    »Hättest du sie in meiner Position etwa ernstgenommen?«, erwiderte Angel mit hochgezogenen Schultern. »Ich hab mich an diesen Stadtschreier mit seinem Zug erinnert und mich zum Bahnhof durchgefragt. Die benutzen einen komplett erhaltenen Triebwagen, der Arnac einmal pro Woche anfährt. Allerdings hat mein Geld nicht mehr gereicht, also habe ich Jades Amulett gezückt.«
    »Oh man«, stöhnte Dog. »Du hättest doch wissen müssen

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