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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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erlangen. Einen Augenblick lang lieferte sie sich ein Duell im Anstarren mit dem unschlüssigen Anführer. Die grau gekleideten Männer waren zu viert und schienen in der Tat nicht unter Jades sogenannter Allmacht zu stehen. Auf der anderen Seite war ihr Ruf als legendäre Schwertkämpferin bis in die Biosphäre vorgedrungen. Außerdem würde ihr vermutlich jeder Soldat von Arnac aufs Wort gehorchen; und deren Anzahl war mit Ankunft der Ärzte beträchtlich gestiegen.
    Schließlich entschied sich der Anführer für einen Kompromiss und bestand lediglich auf die Herausgabe der goldenen Kette. Jade hatte sie ganz bewusst behalten, um ihm einen Ausweg zu ermöglichen, mit dem er vor seinen Männern das Gesicht wahren konnte. Gönnerhaft übergab sie ihm das Schmuckstück und wartete, bis die vier in der Menge verschwunden waren, ehe sie sich zu Cassidy umdrehte.
    »Dich kann man auch keine fünf Minuten allein lassen!«, erklang ihre tadelnde Stimme.
    »Wer waren die?«, fragte Cassidy und griff sicherheitshalber nach ihrem Gewehr.
    »Sie nennen sich die Sacerdos«, antwortete Jade und blickte auf den Marktplatz, als wolle sie sichergehen, dass sich die Männer an die Vereinbarung hielten. »Ihre einzige Aufgabe ist es, Aberglauben, Religionen und übersinnliche Zauberei aus der Öffentlichkeit zu verbannen.«
    An Cassidys neugierigem Gesicht erkannte sie, dass sie mit dem Prinzip des Glaubens durchaus vertraut war. Angel hatte es ihr in Temple Town erklärt und gleichzeitig behauptet, dass sie für den goldenen Kruzifix-Anhänger nicht einmal einen Becher Wasser bekommen würde.
    »Vor dem Weltuntergang haben Aberglauben und übersinnliche Religionen mehr Tod und Unheil gebracht, als jede Naturkatastrophe oder Seuche. Viele Menschen richteten ihr ganzes Leben nach Horoskopen oder irgendwelchen imaginären Energien aus und vernachlässigten dabei ihre eigenen Ambitionen«, fuhr Jade fort. »Darum haben sich die Sicarii schon lange vor der Gründung des Imperiums davon abgewandt. Es ist die Aufgabe der Sacerdos, auch noch die letzten Reste aus dem Reich zu werfen. Astrologie, Tarot, Voodoo, Wahrsagerei. Dieser ganze Unsinn hat bei uns nichts verloren. Scarlet ist zum Beispiel mal zu einer Familie gerufen worden, die ihrem Sohn keine Medikamente geben wollte, obwohl er sterbenskrank war.«
    »Wieso haben die eure Hilfe abgelehnt?«, fragte Cassidy.
    »Weil es nicht in ihr Weltbild gepasst hat, dem großen Plan ihres Gottes zu widersprechen«, erklärte Jade herablassend.
    »Und was hat sie mit denen gemacht?«
    »Ich glaube, der Junge ist mittlerweile acht und lebt als Vollwaise in Alexandria. Er war damals gerade ein Jahr alt und kann sich an nichts erinnern. Die Eltern wurden aus dem Reich verbannt.«
    »Aber wie wollt ihr feststellen, woran jemand glaubt?«
    »Gar nicht«, erwiderte Jade schulterzuckend. »Woran du glaubst, ist dem Imperium egal. Es gab in der Geschichte unzählige Versuche, Menschen mit Gewalt zu konvertieren. Sie alle sind fehlgeschlagen. Was in deinem Kopf vorgeht, ist dir allein überlassen«, erklärte sie und tippte sich dabei zur Erklärung auf die Stirn. »Aber es ist untersagt, dieses ganze übersinnliche Zeug zu verbreiten oder zur Schau zustellen.«
    Nun verstand Cassidy, warum die Kette solche Aufmerksamkeit erregt hatte. Das in der Sonne funkelnde Schmuckstück musste dem Obsthändler sofort aufgefallen sein, der anschließend wohl die Sacerdos informiert hatte.
    »Eigentlich sollte ich ihnen das Fell über die Ohren ziehen«, knurrte Jade. »Keine Autorität über die Sacerdos. Der spinnt wohl!«
    »Hätten die auf dich hören müssen?«
    »Jeder muss auf die Bacchae hören«, entgegnete ihr Jade ernst. »Es gibt gewisse Regeln. Zum Beispiel dürfen wir Regierungsgewalt in einer Stadt oder Provinz nur für zwei Wochen ausüben; als Übergangslösung in Notfällen. Für längere Zeiträume muss der Imperator seine Zustimmung erteilen.«
    »Und was wäre passiert, wenn die nicht ...?«
    »Lass uns lieber das Thema wechseln, bevor du heute Nacht nicht schlafen kannst«, sagte Jade. »Angel hat meine Anweisungen im Übrigen ignoriert. Stattdessen hat sie die Bewohner von Arnac nach den Bacchae ausgefragt und wurde nach Alexandria geschickt.«
    »Alexandria«, wiederholte Cassidy nachdenklich. Der Stadtschreier hatte vor zwei Tagen verkündet, dass die Ärzte aus Alexandria mit dem Zug nach Arnac kommen würden. Betty, die Kellnerin im Schweinespieß hatte sich kurz darauf darüber beschwert,

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