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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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umzusehen. Früh am Morgen hielten sich blutige Schürfwunden vom Spielen in Grenzen und in der Aufnahme gähnten eine ganze Reihe leerer Stühle. Dafür hatte sich eine Gruppe von Jugendlichen in rosafarbenen und pastellgrünen Krankenhauskleidern vor einer großen Aushängetafel versammelt. Sie alle hielten kleine Notizblöcke in den Händen und notierten sich ihre heutige Arbeitseinteilung.
    »Neue Praktikanten«, erklärte Jade. »Unsere Schüler absolvieren in nahezu allen Berufsgruppen vierwöchige Praxiskurse. Armee, Bauwesen, Landwirtschaft, Medizin und so weiter. Wenn sie Alexandria verlassen, ist ihnen kein Beruf mehr fremd.«
    Mit einem Glockenton öffneten sich die breiten Fahrstuhltüren, durch die problemlos ein großes Krankenbett samt Arzt passte.
    »Und wozu der ganze Aufstand? Nur damit die wissen, was sie später mal werden wollen?«, fragte Angel.
    Jade drängte sie in den Aufzug und drückte auf die Nummer drei. Nachdem sich die Türen geschlossen hatten, fuhr sie kopfschüttelnd fort. »Nein. Es geht um Respekt und Verständnis untereinander. Alexandria wurde geschaffen, um die Verbindungen innerhalb des Reiches zu festigen. Jeder Bauer, Krankenpfleger oder Soldat wird bald hier zur Schule gegangen sein und den Beruf des anderen kennen. Dadurch wollen wir Missverständnissen und Vorurteilen vorbeugen. Wer ein paar Wochen lang Vierundzwanzig-Stunden-Schichten im Krankenhaus geschoben oder einen kompletten Acker bestellt hat, wird nie wieder abwertend über Bauern oder Krankenpfleger sprechen, sondern ihre Arbeit respektieren. Außerdem findet manch einer Gefallen an einem Job, der ihm früher nicht im Traum eingefallen wäre.«
    »Selbst wenn sie nur die Böden schrubben?«, konterte Angel, als die Fahrstuhltüren aufgingen, und zeigte auf eine etwa vierzig Jahre alte Frau, die gerade die angrenzenden Fenster reinigte.
    »Reinigungskräfte sind in einem Krankenhaus mindestens ebenso wichtig wie gute Ärzte«, erwiderte Jade kopfschüttelnd. »Aber sie ist ... wie ist dein Name?«, rief sie der Frau zu.
    »Emma Sanders, Herrin«, antwortete die Putzfrau und stand dabei stramm wie eine Legionärin. »Sklavin aus Arx Ravan im zweiten Jahr.«
    »Rühren, Emma«, beruhigte Jade sie, woraufhin die Frau ihren Lappen aufhob, der ihr vor Schreck vom Fensterbrett gefallen war. »Erklär meinen Freunden, wie du nach Alexandria gekommen bist!«
    »Jawohl, Herrin!« Emma wrang ihren Lappen aus, legte ihn fein säuberlich über den Rand ihres Eimers, trocknete sich die Hände an ihrer Schürze und drehte sich entspannt zu Angel und Cassidy um. »Ich wurde des Betrugs und Diebstahls in Sicariia überführt. Meine Strafe lautete drei Jahre Tartaros oder zwei Jahre Sklavenarbeit.«
    »Aber warum bist du gerade hier?«, wiederholte Jade die Frage ohne den geringsten Zorn in ihrer Stimme.
    »Eines meiner ehemaligen Betrugsopfer ist Arzt in diesem Hospital. Als Doktor Garrett von meinem Entschluss zur Sklavenarbeit hörte, hat er meine Dienste als Strafausgleich gekauft.« Emma schien bei ihrer Antwort aufrichtig dankbar und zeigte sogar ein zurückhaltendes Lächeln.
    »In Ordnung«, sagte Jade nickend. »Du kannst weiterarbeiten.«
    »Das ist eine Sklavin?«, flüsterte Cassidy verblüfft, als sie sich ein paar Schritte entfernt hatten.
    »Ganz recht«, bestätigte Jade. »Viele der einfacheren Tätigkeiten werden im Imperium von Sklaven ausgeführt.«
    »Und was ist, wenn euch die Sklaven ausgehen?«, warf Angel ein.
    »Unwahrscheinlich«, entgegnete Jade enthusiastisch. »Es gibt zurzeit zwei Arten von Sklaverei: Kriegs- und Strafgefangene. Kriegsgefangene müssen sich bis zu fünf Jahre lang bewähren und erhalten dann den Status als freie Bürger. Das wäre euer Schicksal gewesen, wenn ich mich nicht eingemischt hätte. Sträflinge mit minderschweren Delikten können ihre Zeit abarbeiten, so wie Emma Sanders da hinten.«
    »Und was ist mit Sharon?«, fragte Cassidy. »Sie hat uns erzählt, dass sie schon als Kind in Bergwerken schuften musste!«
    Jade stolzierte mit angespannter Miene über den Flur, als suchte sie nach den richtigen Worten.
    »Das ist ein dunkles Kapitel des Imperiums. In den Anfangszeiten des Reiches konnten wir Sklaven nicht nach fünf Jahren entlassen oder uns ausschließlich auf Sträflinge stützen. Es gab einfach nicht genug und die Gangs von damals waren nicht rehabilitierbar, also führte man die lebenslange Sklaverei ein. Zunächst galt das nur für die besiegten Gegner der Sicarii,

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