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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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Kronen.
    – Wow, entfuhr es Myrbäck. Er rechnete nach: Dreißig Kugeln machten siebenundzwanzigtausend Kronen. Ihm wurde unwohl. Warum zeigt Forss sie her?, fragte er sich. Er war nicht auf dem aktuellen Stand der Rechtsprechung, aber zwei Jahre verschärfte Haft dürfte es auf ein Bierglas voller Koks hierzulande wohl geben.
    Als Forss sich zu ihm beugte, um Kaffee nachzuschenken, roch es auf einmal penetrant nach Tannengrün. Myrbäck entschied, dass der Gestank Per Olas Hochglanzfrisur entsteigen müsse. Vielleicht hatte er beim Duschen aus Versehen zum Badeschaum gegriffen?
    – Frag ihn, ob er Verwendung für eine kleine Metallkiste hat, murmelte Holzapfel von der Seite.
    – Scherzt du? Wie stellst du dir das vor? Nicht einmal du weißt, was in ihr steckt.
    – Dann frag ihn, ob er einen Kistenfachmann kennt. Einen Techniker, einen Computerspezialisten, einen Strahlenexper ten, was weiß ich. Irgendjemanden, der uns hilft herauszu finden, was der Kasten wert ist.
    Myrbäck ignorierte ihn. Wenn Holzapfel wüsste, dachte er. Er hatte den Kasten im Betriebsraum des Fahrstuhls versteckt. Einer staubigen Kammer, die ewiges Dämmerlicht und den Vorteil bot, dass zwischen Elektromotor und den Verstrebungen der Kettenaufhängung auch ein Bremsmagnet seine Arbeit verrichtete. Starke Magnetfelder eigneten sich bestens, hatte Myrbäck sich gedacht, wenn es elektromagnetische Wellen zu krümmen und in die Irre zu führen galt.
    Zu dritt verließen sie die Wohnung und traten vor das Haus. Forss schlenderte um den schwarzen Riesenwagen herum.
    – Ein bisschen neu, meinte er tadelnd. Findet ihr nicht? Dieser Dodge ist doch gar nicht auf dem Markt. Man kann ihn nicht kaufen. Was glaubt ihr, wie viele von denen gerade durch Schweden fahren?
    – Weiß nicht, sagte Myrbäck. Zwanzig? Vierzig?
    – Nee, nee. Zwei. Bestenfalls drei Exemplare. Der König bekommt eins, sein amerikanischer Schwiegersohn, und dann gibt’s noch diesen hier.
    – Umso besser. Der Wagen ist exklusiv. Das interessiert dich doch, antwortete Myrbäck. Hast du uns doch grad noch erzählt.
    – Exklusiv? Ihr beide fallt weniger auf, wenn ihr nackt vor dem Königsschloss für das Ende der Monarchie demonstriert. Kapiert ihr? Seine Stimme wurde plötzlich lauter.
    Holzapfel warf einen skeptischen Blick auf Myrbäck. Er verstand nicht den Sinn der Worte, bemerkte aber wohl, dass sie gerade durch eine Art Qualitätskontrolle fielen.
    Forss bog um das massive Heck des Dodge und blieb stehen. Er starrte auf das Nummernschild.
    – Könnt ihr lesen?, fragte er, das spitze Kinn in ihre Richtung gestreckt. Habt ihr das Nummernschild gesehen?
    Erschrocken schüttelte Myrbäck den Kopf. Per Olas aufgeregte Stimme verhieß nichts Gutes. Er trat zu ihm und tat, als würde er jetzt zum ersten Mal auf das Schild sehen. Er las laut vor: SN8KE.
    – Wieso?, meinte Myrbäck. Ist doch lustig. Snake. Schlange.
    – Wenn ich nicht wüsste, dass ihr fremd hier seid, dann würde ich sagen: Ihr zwei seid Hornochsen.
    Myrbäck wollte gerade antworten, dass er keineswegs Ausländer, sondern astreiner Halbschwede sei, da legte Forss nach.
    – Weil ihr diesen Wagen im Leben nicht loswerdet. Er ist fabrikneu, er ist sauteuer und tarantellaschwarz mit Perleffekt. Er gehört also jemandem, der richtig wichtig ist. Wer mit so einem Kennzeichen durch die Gegend fährt, der ist Boss. Und giftig wie eine Schlange.
    Myrbäck hätte es ahnen können. Seit Jahren ließen die Schweden ihre Kennzeichen personalisieren – mit Eigennamen, Spitznamen, Botschaften. Mit MAMA, mit OMA, mit WUFF. Verboten waren GOTT, SEX, JESUS oder KACK und ähnliche Anspielungen auf Körperflüssigkeiten, das fiel ihm jetzt ein.
    Am einfallsreichsten waren die Mitglieder der Unterwelt, wenn es um die Wahl der Nummernschilder ging.
    Vielleicht haben wir dem falschen Mann sein Spielzeug weggenommen, sagte er, während er Holzapfel beiseitezog und ihm erklärte, dass Forss wohl Recht mit seiner Theorie hatte und dass SN8KE nach einem massiven Minderwertigkeitskomplex klang.
    – Stimmt. Da schwingt ein Hauch von roher Gewalt mit.
    Im Bewusstsein einer peinlichen Niederlage verabschiedeten sie sich ohne viele Worte von Forss und bestiegen den Dodge.
    Myrbäck steuerte sie stumm durch Huddinge, als Jan fragte:
    – Mit dem haben wir’s uns ein für alle Mal verkackt, was?
    – Wart’s mal ab. Forss ist nicht nachtragend. Er baut selber ständig Scheiße.
    Die Straßen in Richtung Süden waren frei. Myrbäck dachte

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