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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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aus der Kessenicher Straße in Bonn-Dottendorf beispringen könnte. Dort war das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ansässig. Das BSI war ein weitläufig mit dem BND verflochtenes Amt, der Abteilungsleiter »Wissenschaftliche Grundlagen und Zertifizierung« sein Ansprechpartner.
    B. roch sofort, woher der Wind wehte.
    Dem BND war als einzigem Geheimdienst der Welt die Industriespionage untersagt. In Deutschland war das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig für die Abwehr der Wirtschaftsspionage und der Beschaffung neuester Technologien für andere Länder oder Konzerne. Sie wurde von dem Referat Spionagebekämpfung, Geheimschutz, Sabotageschutz aus geleitet.
    Rein personell war der Bundesnachrichtendienst deutlich besser ausgestattet als Alexander B. und seine Männer vom Verfassungsschutz. Allein die BND-Abteilung »Technische Unterstützung«, für die er eingesprungen war, verfügte über hunderte von Mitarbeitern. Von den über achtzig Mitarbeitern des höheren Dienstes waren dort zwanzig Mathe matiker, dreißig Elektrotechniker, fünfundzwanzig Naturwissenschaftler und zehn andere Maschinenbauer und Ingenieure. Konnte einer von ihnen mit der Waffe umgehen? Konnte einer von ihnen eine anständige Observation hinlegen? Don’t make me laugh!
    Von den sechstausend Mitarbeitern des BND trugen gerüchteweise nur etwa fünfzig eine Schusswaffe: die Wachmänner. An der Pullacher Spionageschule des Nachrichtendienstes nämlich wurden keine Kampfsportarten unterrichtet, nicht der Gebrauch von Schusswaffen. Ein zahnloser Haufen, der seine Dienststunden mit dem Nasebohren und der Schürzenjägerei, der Teilnahme an desorientierenden Dienstbesprechungen und der Erarbeitung bunter Präsentationen verplemperte.
    Zum Glück gab es den Verfassungsschutz. Zum Glück gab es Alex B.
    Eines sonnigen Herbsttages also war er an der Außenstelle des BSI vorgefahren, ein standesgemäß gesicherter Gebäudekomplex hinter Metallgittern und Personenkontrollen, man kümmerte sich schließlich um jene Waren, mit denen die Republik in der weiten Welt hausieren geht: Mikroelektronik, Nanometer-Optik, Waffen- und Raumfahrttechnik, erneuerbare Energien. Das BSI testete auf Sicherheit und Funktion, was an Schlüsseltechnologien so alles erfunden wurde: Wegfahrsperren, Chipkarten-Lesegeräte, Internetbrowser, Telefonanlagen.
    – Meinen Leuten sind die Hände gebunden, leider.
    Der kahlköpfige BSI-Heini sagte es ihm ins Gesicht. Es handele sich bei seinem Auftrag um eine ebenso internationale wie heikle Angelegenheit, Fallstricke und Luftlöcher überall, Finanzierungslücken, juristische Grauzonen etceterapepe. Kurz: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt habe da ein Observierungsproblem, eine Sicherheitslücke, obgleich von politischer Seite längst nicht alles in trockenen Tüchern, aber Tatsachen seien geschaffen, nun hätten die Geheimschutzbehörden dafür zu sorgen, dass dem sensiblen Gerät kein Schaden zugefügt würde. Und unser Mann für den Sabotageschutz sind Sie, Herr B.
    – Aha. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Alexander B. sprach, aber begriff die Bohne nicht.
    – Im Verein mit dem Institut für Verkehrssystemtechnik in Braunschweig. Sein Gegenüber nickte bedeutungsvoll.
    – Transportsicherung, darum geht es. Vierundzwanzig Stunden, sieben Tage. Rund um die Uhr.
    – Durch die Gegend fahren? Einfach so?
    – Alexander B. hatte keinen Hehl aus seiner Ungläubigkeit gemacht. Hochtechnologie sollte transportiert werden wie Frischeier?
    – Feldversuche zur Alltagstauglichkeit, erwiderte der Kollege vom BSI kurz. Fahren, fahren, fahren, darum geht’s. Daten sammeln. Bewegungsmuster erstellen.
    – Das ist doch ziemlich vage.
    – So soll es sein. Einzelheiten gehen niemanden etwas an. Was wir hier besprechen, wird nicht besprochen, sagte er, was wir tun, wird nicht getan. Wir sind inoffiziell in höchstem Grade. Ein Anklang von Ungeduld lag in seiner Stimme.
    – Wie groß ist das Ding? Ein bisschen mehr wollte Alexander B. schon wissen.
    – Klein. Eine Kiste. Ein Kästchen. Sein Gegenüber schachtelte die Hände zur Größe eines Schuhkartons.
    B. nickte verständnisvoll, ohne einzusehen. Ja, er würde die Fahrdienste erledigen. Was blieb ihm über? Den Stubenfurzern vom BSI waren die Hände gebunden. Das Objekt fiel folglich unter die Rubrik Schutz vor Industriespionage – und die war Aufgabe des Verfassungsschutzes. Seine Aufgabe. So wälzt man Drecksarbeiten ab, dachte B. Der

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