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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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beschlossen, bei ihm zu bleiben. Zum zweiten Mal im Leben entschied sie sich für ihn. Die Angst, ihn zu verlieren, war größer als die Angst vor der unbekannten Bedrohung. Vincents Tod hatte sie gelehrt, dass man nicht alles auf der Welt kontrollieren konnte. Es war ihr Schicksal, zusammen mit Mårten hierzubleiben, was immer auch passierte.
    »Hallo?« Im Flur ließ Ebba ihre Tasche fallen. »Mårten, wo bist du?«
    Im Haus war es mucksmäuschenstill. Während sie langsam die Treppe hinaufging, lauschte sie. Hatte er in Fjällbacka etwas zu erledigen? Nein, sie hatte das Boot am Steg gesehen. Daneben hatte noch ein Boot gelegen. Hatten sie vielleicht Besuch?
    »Hallo?«, rief sie noch einmal, doch von den kahlen Wänden hallte nur das Echo ihrer eigenen Stimme wider. Die starke Sonne machte den Staub sichtbar, den sie bei jeder Bewegung aufwirbelte. Sie ging ins Schlafzimmer.
    »Mårten?« Verwirrt sah sie ihren Mann an, der mit dem Rücken an der Wand auf dem Fußboden saß und ins Leere starrte. Er reagierte nicht.
    Besorgt hockte sie sich neben ihn und strich ihm über den Kopf. Er wirkte müde und abgekämpft. »Was ist los?«, fragte sie.
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Bist du wieder da?«, fragte er mit monotoner Stimme. Sie nickte eifrig.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich dir alles zu erzählen habe. Außerdem bin ich bei Erica ein bisschen zum Nachdenken gekommen. Ich habe endlich begriffen, was dir wahrscheinlich schon länger klar ist: Wir haben jetzt nur noch uns und müssen es miteinander versuchen. Ich liebe dich, Mårten. Hier wird Vincent immer bei uns sein«, sie legte sich eine Hand auf das Herz, »aber wir können nicht so leben, als ob wir auch tot wären.«
    Sie wartete auf eine Reaktion, doch er schwieg.
    »Als Erica mir von meiner Familie erzählt hat, fügte sich plötzlich eins zum andern.« Sie setzte sich neben ihn und erzählte lebhaft die Geschichten von Laura, Dagmar und der Engelmacherin.
    Als sie fertig war, nickte Mårten. »Die Schuld hat sich vererbt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Schuld hat sich vererbt«, wiederholte er krächzend.
    Ruckartig wühlte er sich in den Haaren, bis sie wild zu Berge standen. Sie wollte sie glattstreichen, aber er schlug ihre Hand weg.
    »Du hast deine Schuld nie eingestanden.«
    »Welche Schuld?« Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie, aber sie bemühte sich, es wieder abzuschütteln. Sie kannte Mårten ja, er war ihr Mann.
    »An Vincents Tod. Wie sollen wir weiterleben, wenn du nicht gestehst. Aber jetzt weiß ich, warum. Du hast es in dir. Die Großmutter deiner Großmutter war eine Kindsmörderin, und du hast unser Kind ermordet.«
    Ebba schreckte zurück, als hätte er sie geschlagen. Aber seine Worte waren so furchtbar, dass es keinen Unterschied machte. Sie sollte Vincent ermordet haben? Voller Verzweiflung hätte sie ihn am liebsten angeschrien, aber sie begriff, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Er wusste nicht, was er sagte. Anders konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären. Unter normalen Umständen hätte er niemals etwas Derartiges zu ihr gesagt.
    »Mårten.« Sie sprach so sanft wie möglich mit ihm, aber er zeigte mit dem Finger auf sie und fuhr fort:
    »Du hast ihn ermordet! Es war deine Schuld. Von Anfang an.«
    »Wovon redest du? Du weißt doch, dass es nicht so war. Ich habe Vincent nicht umgebracht. Niemand ist schuld an seinem Tod, das weißt du ganz genau!« Sie packte Mårten an den Schultern und schüttelte ihn, damit er wieder zur Vernunft kam.
    Als sie sich umsah, bemerkte sie plötzlich das zerwühlte Bett und auf dem Fußboden das Tablett. Zwei Teller voller Essensreste und zwei Gläser, in denen Rotwein gewesen zu sein schien, standen darauf.
    »Wer ist hier gewesen?«, fragte sie, bekam aber keine Antwort. Er richtete nur seinen eiskalten Blick auf sie.
    Langsam wich sie zurück. Sie spürte instinktiv, dass sie von hier wegmusste. Dies war nicht Mårten, sondern jemand anderes. Einen Moment lang fragte sie sich, seit wann sie es mit dieser fremden Person zu tun hatte. Wie lange war sein Blick schon so kalt, ohne dass sie es bemerkt hatte?
    Sie kroch noch ein Stück zurück, als er plötzlich mit hölzernen Bewegungen aufstand, ohne sie aus den Augen zu lassen. Starr vor Angst versuchte sie, sich hastig aufzurappeln, aber er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie wieder herunter.
    »Mårten?«, wiederholte sie.
    Nie hatte er die Hand gegen sie erhoben. Er war es, der laut protestierte, wenn sie eine

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