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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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abwesend. Sie hatte ein Fotoalbum in die Hand genommen und betrachtete eingehend die Bilder. Auf einem Foto war eine junge Frau mit glatten langen Haaren und einem kleinen Kind auf dem Arm zu sehen. »Glücklich sieht sie nicht aus.«
    Patrik sah ihr über die Schulter. »Inez und Ebba.«
    »Ja, und das müssen die anderen Kinder von Rune sein.« Sie deutete auf drei unterschiedlich große Kinder, die sich offenbar widerwillig vor einer Wand aufgereiht hatten.
    »Ebba wird überglücklich sein.« Erica blätterte um. »Diese Fotos werden ihr unheimlich viel bedeuten. Guckt mal, das muss Laura sein, ihre Großmutter.«
    »Die Alte sieht gefährlich aus.« Gösta stellte sich neben Erica.
    »Wie alt war sie bei ihrem Tod?«, fragte Patrik.
    Erica dachte nach. »Da muss sie dreiundfünfzig gewesen sein. Eines Morgens wurde sie hinter dem Haus tot aufgefunden.«
    »Und das hat niemanden stutzig gemacht?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Weißt du was darüber?«
    Gösta schüttelte den Kopf. »Der Arzt stellte fest, dass sie aus irgendeinem Grund hinausgegangen und an einem Herzinfarkt gestorben war. Man ging von einem natürlichen Tod aus.«
    »War ihre Mutter nicht verschwunden?«, fragte Patrik.
    »Ja, Dagmar ist 1949 verschwunden.«
    »Eine alte Schnapsdrossel«, sagte Gösta. »Habe ich zumindest gehört.«
    »Bei dieser Familie ist es ein Wunder, dass Ebba so normal geworden ist.«
    »Vielleicht hängt es damit zusammen, dass sie im Rosenstig und nicht auf Valö aufgewachsen ist«, erwiderte Gösta.
    »Ja, bestimmt.« Patrik wühlte weiter.
    Zwei Stunden später waren sie alles durchgegangen und sahen sich enttäuscht an. Ebba würde sich zwar über weitere Fotos und die anderen persönlichen Gegenstände ihrer Familie freuen, doch sie hatten nichts entdeckt, was die Ermittlungen voranbrachte. Erica war zum Heulen zumute. Sie hatte sich große Hoffnungen gemacht, aber nun standen sie hier in einem Konferenzraum voller Kram, der ihnen überhaupt nichts nützte.
    Erica betrachtete ihren Mann. Diesen Gesichtsausdruck kannte sie. Ihn bedrückte etwas, das er noch nicht in Worte fassen konnte.
    »Woran denkst du?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwas … egal, ich werde schon noch draufkommen«, sagte er irritiert.
    »Na, dann packen wir mal alles wieder ein«, seufzte Gösta.
    »Uns bleibt nicht viel anderes übrig.«
    Auch Patrik begann aufzuräumen. Eine Weile stand Erica untätig herum. In der Hoffnung, etwas Interessantes zu entdecken, ließ sie ihren Blick ein letztes Mal durch den Raum schweifen. Sie wollte gerade aufgeben, als sie einige schwarze kleine Hefte entdeckte, die ihr sehr vertraut waren. Gösta hatte die Pässe der Familie fein säuberlich gestapelt. Sie kniff die Augen zusammen, ging näher heran und zählte im Kopf. Dann griff sie nach dem Stapel und breitete die Pässe in einer Reihe aus.
    Patrik hielt inne. »Was machst du da?«
    »Siehst du das nicht?« Sie zeigte auf die Pässe.
    »Nein, wieso?«
    »Zähl mal.«
    Leise tat er, was sie gesagt hatte. Dann riss er die Augen auf.
    »Es sind vier«, sagte sie. »Müssten es nicht fünf sein?«
    »Stimmt, jedenfalls wenn wir annehmen, dass Ebba noch keinen besaß.«
    Patrik nahm ihr die Pässe aus der Hand. Er schlug einen nach dem anderen auf und überprüfte Namen und Foto. Dann sah er seine Frau an.
    »Na? Wer fehlt?«, fragte sie.
    »Annelie. Der Pass von Annelie ist nicht dabei.«

Fjällbacka 1961
    I hre Mutter wusste immer alles am besten. Mit dieser unumstößlichen Wahrheit war Inez aufgewachsen. An ihren Vater erinnerte sie sich überhaupt nicht. Sie war erst drei Jahre alt, als er einen Schlaganfall erlitt und wenige Wochen später im Krankenhaus verstarb. Danach waren sie, ihre Mutter und Nanna allein.
    Manchmal fragte sie sich, ob sie ihre Mutter wirklich liebhatte. Sie war sich da nicht so sicher. Sie hatte Nanna und den Teddy lieb, der von klein auf mit ihr in einem Bett geschlafen hatte, aber wie war es mit ihrer Mutter? Sie wusste, dass sie ihre Mutter so lieben sollte, wie die anderen Kinder in der Schule ihre Mütter liebten. Wenn sie, was selten genug vorkam, mit zu einem Mädchen aus ihrer Klasse nach Hause ging, sah sie, wie Mutter und Tochter sich freudestrahlend begrüßten und in die Arme fielen. Inez hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, wenn sie Klassenkameradinnen mit ihren Müttern sah. Wenn sie nach Hause kam, machte sie es genauso. Sie warf sich in die immer offenen Arme von Nanna.
    Ihre Mutter war nicht böse und hatte, soweit

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