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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Staub und räumte auf, wo es nötig war. War alles blitzblank und befanden sich die Dinge wieder an ihrem Platz, konnte sie in Ruhe mit ihrem Puppenhaus spielen. Von allem, was sie besaß, bedeutete es ihr am meisten. Eines Tages, als ihre Mutter nicht zu Hause war, hatte eine liebe Nachbarin an die Tür geklopft und es ihr geschenkt.
    Manchmal waren die Leute nett und brachten ihr etwas: Essen, Kleidung und Spielsachen. Die meisten glotzten jedoch nur und zeigten mit dem Finger auf sie. Seit dem Tag, an dem ihre Mutter sie in Stockholm allein gelassen hatte, wusste Laura, dass sie nicht um Hilfe bitten durfte. Sie war von der Polizei abgeholt worden und im Paradies gelandet. Zwei Tage durfte sie bei einer Familie verbringen, in der die Mutter und der Vater sie freundlich ansahen. Obwohl sie damals erst fünf Jahre alt war, erinnerte sie sich noch genau an diese beiden Tage. Die Mutter buk den größten Berg Pfannkuchen, den Laura je gesehen hatte, und forderte sie auf, immer weiter zu essen. Am Ende war ihr Bauch so voll, dass sie glaubte, für immer satt zu sein. Aus einer Kommode zauberten die Eltern geblümte Kleidchen für sie, die weder zerrissen noch schmutzig waren, sondern wunderschön. Wie eine Prinzessin war sie sich vorgekommen. An zwei Abenden bekam sie beim Gutenachtsagen einen Kuss auf die Stirn und schlief in einem warmen und frisch bezogenen Bett ein. Die Mutter mit den freundlichen Augen roch so gut und gar nicht nach Schnaps oder altem Schweiß. Auch die Wohnung war hübsch, voller kleiner Porzellanfiguren und gestickter Wandbehänge. Gleich am ersten Tag hatte Laura darum gebettelt und gefleht, dort bleiben zu dürfen, aber die Mutter hatte sie nur schweigend in den Arm genommen und fest an sich gedrückt.
    Bald darauf waren Mutter und sie wieder zu Hause, als ob nichts passiert wäre. Laura hatte so viel Dresche bekommen, dass sie kaum noch sitzen konnte, und einen Entschluss gefasst: Sie würde nicht von der lieben Mutter träumen. Niemand konnte sie retten, und es war sinnlos, aufzubegehren. Was auch immer passierte, letztendlich würde sie doch wieder bei ihrer Mutter in der engen dunklen Wohnung landen. Doch wenn sie groß war, würde sie es schön zu Hause haben. In jedem Zimmer würden kleine Porzellankatzen auf Häkeldeckchen stehen und an den Wänden Stickbilder hängen.
    Sie kniete sich vor das Puppenhaus. Die ganze Wohnung war sauber und aufgeräumt, und die frische Wäsche lag ordentlich gefaltet im Schrank. Sie hatte ein selbstgeschmiertes Butterbrot gegessen und konnte sich nun erlauben, für eine Weile in eine andere und bessere Welt einzutauchen. Sie nahm die Puppenmutter in die Hand. Wie leicht und hübsch sie war. Sie trug ein weißes Kleid mit einem Spitzenkragen, und ihre Haare waren hochgesteckt. Laura liebte die Puppenmutter. Sie streichelte mit dem Zeigefinger ihr Gesicht. Sie sah genauso freundlich aus wie die Mutter, die so gut gerochen hatte.
    Behutsam setzte sie die Puppenmutter auf das gute Sofa im Salon. Dieses Zimmer mochte sie am liebsten. Hier war alles perfekt. Sogar ein Kronleuchter hing an der Decke. An den Prismen, die trotz ihrer Winzigkeit erstaunlich makellos wirkten, konnte sich Laura kaum sattsehen. Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete kritisch den Raum. War er wirklich schon perfekt, oder ließ sich noch etwas verbessern? Probeweise schob sie den Esstisch ein Stück nach links. Anschließend rückte sie einen Stuhl nach dem anderen heran. Es dauerte eine Weile, bis alles wieder gerade ausgerichtet war. Zum Schluss sah es gut aus, aber nun musste auch das gute Sofa den Platz wechseln, weil sonst in der Mitte des Raumes eine merkwürdige Lücke entstand, und das durfte nicht sein. Sie nahm die Puppenmutter in die eine und das gute Sofa in die andere Hand. Zufrieden stellte sie das Sofa wieder ab und durchsuchte das Haus nach den Puppenkindern. Wenn sie sich benahmen, durften sie auch dabei sein. Im Salon war Toben verboten. Man musste artig sein und stillsitzen. Da war sie sich ganz sicher.
    Sie setzte die Puppenkinder rechts und links neben die Puppenmutter. Wenn Laura den Kopf zur Seite neigte, sah es fast aus, als ob die Mutter lächelte. Sie war perfekt und hübsch. Wenn Laura groß war, würde sie genauso werden wie sie.

A ußer Atem erreichte Patrik die Haustür. Das Haus hatte eine schöne Lage auf einer Anhöhe am Meer, und er hatte den Wagen am Brandpark abgestellt, damit sie das letzte Stück zu Fuß gehen konnten. Es ärgerte ihn, dass er

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