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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Portier heute Morgen in einem abgelegenen Kellertrakt, wo sich die alten Bäder befanden, die Leiche des Physiotherapeuten entdeckte.
    »Bis auf den Portier ging nur selten jemand in den Keller«, erzählte sie. »Dort unten sind nur die ehemaligen Umkleidekabinen und die großen Zinkwannen aus dem Jahre 1850 für die Warm- und Schwefelbäder. Auch heute noch stinkt es entsetzlich nach Schwefel und Moor. In einer dieser Wannen trieb Doktor Dornauer mit dem Kopf nach unten, sein Körper entsetzlich zugerichtet… mehr weiß ich nicht.« Ihre Unterlippe bebte.
    Obwohl sich Hogart jedes Detail merkte, das sie erwähnte, machte er sich in einem Block Notizen. Er wusste, dass es seine Gesprächspartner verwirrte, wenn er nicht mitschrieb. Anschließend erzählte sie ihm über Doktor Dornauers Freundeskreis, seine Vorlieben für Tennis und Golf, erwähnte seine ausgesprochene Pünktlichkeit und dass er sich während seiner Karriere als Arzt nie einen Menschen zum Feind gemacht hatte.
    »Wurden hier öfters Videofilme gedreht?«, fragte Hogart.
    »Manchmal - um den Fortschritt einzelner Patienten zu dokumentieren, aber so genau weiß ich das nicht.« Sie sah verlegen zu Boden. »Ich arbeitete erst seit zwei Jahren für den Doktor.«
    Die Art und Weise, wie sie Dornauers Titel betonte, irritierte ihn. Anscheinend existierte noch ein Geheimnis, das darauf wartete, gelüftet zu werden. Hogart ließ ihr etwas Zeit, dann fragte er sie, woher sie den Arzt kannte.
    »Ich habe den Doktor auf einem Arztekongress kennengelernt. Damals arbeitete ich als Event-Managerin.«
    »Hatten Sie ein Verhältnis mit Doktor Dornauer?«, fragte er unverblümt.
    Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Wortlos starrte sie auf die Kaffeetasse, die sie bisher nicht angerührt hatte. Schließlich schob sie das Geschirr beiseite, um die Arme auf dem Schreibtisch auszubreiten. »Es hat keinen Sinn, es zu verheimlichen. Sie würden es ohnehin herausfinden, nicht wahr?« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Wir wurden ein Paar und er stellte mich als seine Sekretärin ein. Anfangs hatten wir nur während der Bürostunden Kontakt, nie am Wochenende, da seine Frau …«
    »… nichts von dem Verhältnis wissen durfte«, vollendete Hogart den Satz. Er kannte diese Geschichten zur Genüge und trotzdem versetzten sie ihm immer wieder einen Stich.
    »So war es.« Ihre angespannten Schultern sackten nach unten. Er konnte ihr die Erleichterung ansehen, als es draußen war.
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Sie sind ebenfalls in der Liebe leidgeprüft, nicht wahr?«, fragte sie.
    Wer war das nicht? Möglicherweise sah sie in ihm einen Seelenverwandten. Nun wurde ihm auch ein weiterer Grund für ihre plötzliche Gesprächsbereitschaft klar. Sie fürchtete, dass Dornauer sie als Begünstigte für seine Lebensversicherung eingesetzt hatte und dass durch die Auszahlung ihre Beziehung auffliegen würde. Bevor er etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür. Der Besucher blieb allerdings im Türrahmen stehen, sodass Hogart ihn nicht erkennen konnte, da er hinter der offenen Tür saß.
    »Wir sind mit dem Archiv im Untergeschoss fertig.« Gareks Stimme! »Sie können die Räume wieder verschließen.«
    Hogarts Puls beschleunigte. Unwillkürlich blickte er zum Fenster, doch in der Spiegelung der Scheibe ließ sich nichts erkennen. Sofern Carmen Scholl nichts sagte, würde Garek nicht bemerken, dass sich jemand hinter der Tür auf der Couch befand.
    »Danke, ich schließe später ab«, antwortete Scholl. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee, wir …«
    »Danke, meine Leute sehen sich noch das Archiv im ersten Stock an. Haben Sie den Schlüssel?«
    »Oh, die Räume sind offen.«
    »Danke.« Die Tür schloss sich wieder.
    Hogart stieß den angehaltenen Atem leise aus. Hoffentlich hatte Scholl seine Anspannung nicht bemerkt. »Sie sagten vorhin, dass sich Doktor Dornauer in der Mordnacht ein bestimmtes Protokoll ansehen wollte.«
    Sie nickte. »Ein Überstellungsprotokoll. Aber ich weiß nicht, von wem.«
    »Was ist darauf zu sehen?«
    Sie verzog das Gesicht. »Bloß die Unterschrift eines Arztes, der einen Patienten für eine Therapie in unsere Klinik überweist.«
    Hogart hörte Schritte im Gang. Offensichtlich marschierte das Spurensicherungsteam vom Keller in den ersten Stock, wo es sich das nächste Archiv vornahm. »Wie sieht so ein Protokoll aus?«
    »Die liegen zu Hunderten hinter dem Haus in den Papiercontainern.«
    »Im Müll?«, fragte Hogart.
    »Seit einem halben Jahr

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