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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Ecke gluckste ein Aquarium mit schillernden Regenbogenfischen. Deckenspots und zahlreiche Duftkerzen tauchten die Zimmer in eine behagliche Atmosphäre - ganz anders als die Räume der Engelsmühle. Doch als Hogart die sanften Klänge aus dem Radio hörte, stellten sich ihm unweigerlich die Nackenhaare auf. Love Deluxe von Sade. Diese Stimme würde er aus Tausenden wiedererkennen. Seit seinem Besuch in der Engelsmühle verband er böse Erinnerungen mit diesem Album. Offensichtlich waren sich die beiden Schwestern ähnlicher, als sie zugeben wollten - zumindest was den Musikgeschmack betraf.
    Hogart sah sich um. Die meisten Spuren des Rollstuhls befanden sich auf dem Holzparkett zwischen der Küche und dem Wohnzimmer. An dieser Stelle war der Fußboden spiegelglatt radiert.
    Nachdem sie ein wenig belangloses Zeug geplaudert hatten, setzten sie sich an den Küchentisch. Die Cognacflasche blieb verschlossen. Stattdessen holte Linda eine Karaffe mit Apfelsaft aus der Küche.
    »Weshalb wollten Sie mich sprechen?«, fragte sie schließlich.
    Hogart lehnte sich im Stuhl zurück. Endlich war der Smalltalk beendet. »Ich möchte mich für mein Verhalten in der Akademie entschuldigen.«
    »Bei Ihrem ersten oder Ihrem zweiten Besuch?«, unterbrach sie ihn.
    »Für beide. Mittlerweile wissen Sie bereits von Inspektor Eichinger, dass ich als Detektiv bestimmte Fälle für Versicherungen prüfe.«
    »Inspektor Eichinger kann Sie nicht besonders gut leiden«, stellte sie fest. Nach einem kurzen Lächeln wurde sie wieder ernst. »Mich interessieren nur zwei Fragen: Woran arbeiten Sie zurzeit und was haben diese Ermittlungen mit mir zu tun?«
    »Ich untersuche den Brand in der Wiener Gebietskrankenkasse, der vermutlich auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Außerdem denke ich, dass dieser Sachschaden mit den Morden an Ostrovsky, Dornauer und Faltl zu tun hat - mit Personen, die Sie kannten.«
    Linda blieb unbeeindruckt. »Es kannten doch sicherlich mehrere Leute diese drei Ärzte. Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?«
    Das war der Knackpunkt. Das Video. Damit hatte alles begonnen. Sollte er Linda tatsächlich davon erzählen? »Bestimmte Beweise brachten mich auf Ihre Spur, die allerdings aus meiner Wohnung gestohlen wurden«, sagte er schließlich.
    »Wer hat sie gestohlen?«
    »Vermutlich Ihre Schwester.«
    Linda schwieg eine Weile. »Sie kennen Madeleine?«
    »Sie selbst schlugen mir vor, ihre Ausstellung im Michaelerkeller zu besuchen.«
    »Ach ja. Schreckliche Gemälde, nicht wahr?«
    »Um ehrlich zu sein … ja! Dieses Veilchen stammt übrigens von ihr.«
    »Sind Sie ihr zu nahe getreten?«
    »Offensichtlich.«
    Linda versuchte, sich ein Schmunzeln zu verkneifen. »Madeleine war schon immer die Kräftigere von uns beiden. Es tut mir leid, dass ich Sie in diese Situation gebracht habe.«
    »Vermutlich wäre ich ohnehin auf Madeleine gestoßen.«
    »Passen Sie bloß auf sich auf, sie ist eine Männerfalle.« Linda warf einen Blick auf seine rechte Hand. »Sie sind ledig, nicht wahr? Und das junge Mädchen, das Sie in die Akademie begleitet hat, ist nicht Ihre Tochter.«
    »Meine Nichte.«
    Plötzlich lachte sie auf, und schlagartig fiel die Anspannung von ihr. Als ihre Schultern herabsanken, lächelte sie zum ersten Mal befreit auf. »Oh Gott, ein Versicherungsdetektiv und seine Nichte.« Sie schüttelte den Kopf. »Mir kam ihre Geschichte, Sie seien Automechaniker, von Beginn an merkwürdig vor.«
    Hogart sah sie fragend an.
    »Als Sie mich in meinem Büro besuchten, erwähnten Sie, dass Sie Anne Hauser kennen, die Frau des Staatsanwalts, da sie ihren Wagen angeblich in Ihrer Werkstatt reparieren ließ.« Linda machte eine Pause. »Anne Hauser besitzt gar keinen Führerschein - sie wird immer von ihrem Mann zur Akademie gebracht.«
    Hogart hob die Schultern. »Ein schwerer Fehler.«
    »Möglicherweise haben Sie noch andere Fehler begangen?«, vermutete sie.
    Möglich, doch sein Gefühl hatte ihn bisher nur selten betrogen. Bei dem Gedanken an die amazonenhafte Frau mit den schweren Silberringen und dem weit geschnittenen Dekollete, eingehüllt in die bodenlange schwarze Tunika, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Jetzt, da er ziemlich sicher sein konnte, dass Madeleine hinter dem Einbruch steckte, begann ihm zu dämmern, weshalb sie bei der Ausstellung mit ihm geflirtet und ihn anschließend zu sich in die Engelsmühle eingeladen hatte. Bestimmt hatte sie ebenfalls bemerkt, dass er nicht die Wahrheit erzählte, gar kein

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