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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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unterbrach Kohlschmied ihn.
    »Was?« Unwillkürlich fuhr Hogart hoch und schlug sich den Kopf am Wagenblech an.
    »Ein LKW hat ihren Wagen gerammt. Sie liegt seit heute Morgen im Wilhelminenspital. Ich fürchte, auf ihre Hilfe können wir nicht mehr zählen.«
    Hogart zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. »Wie geht es ihr?«
    »Wie soll es ihr schon gehen mit einer angeknacksten Rippe, gebrochenen Beinen und einer Gehirnerschütterung?«
    Hogarts Mund trocknete aus. »Wann kann sie das Krankenhaus verlassen?«
    »Was weiß ich? Spielt das jetzt eine Rolle?«
    Kohlschmied war ein Herzchen - feinfühlig wie immer. Hogart wusste nicht, was er mit dem Mann noch viel besprechen sollte.
    »Zumindest konnte sie die Proben noch vor dem Unfall ins Labor in die Rosensteingasse bringen«, fügte Kohlschmied hinzu, nachdem Hogart nichts sagte. »Allerdings ist frühestens morgen Mittag mit einem Ergebnis zu rechnen.«
    »Ich brauche noch einen Tag Zeit.«
    »Den haben Sie nicht!«, bellte Kohlschmied.
    Der Marder tapste auf dem Wagen herum. Hogart schlug mit dem Bein gegen das Blech, um das Tier zu verscheuchen. Als Antwort bekam er das schrille Kreischen des Viehs zu hören, das ihm durch Mark und Bein ging. Es klang, als würde man eine Katze am Schwanz ziehen.
    »Die Ermittlungen gestalten sich im Moment ziemlich komplex. Ich vermute, dass mehr hinter dem Brand steckt als bloßer Vandalismus.«
    »Hören Sie, mich interessiert nur der Brand in der Krankenkasse - ob es Brandstiftung war oder nicht. Alles andere geht uns nichts an. Oh Gott - ich fürchte, diese Diskussion führe ich nicht zum ersten Mal mit Ihnen.« Kohlschmied seufzte. »Zum Glück haben Sie diesmal die Konkurrenzklausel unterschrieben.«
    Hogarts Herz blieb stehen. »Was habe ich?«
    Kohlschmied schwieg für einen Moment. »Haben Sie den Vertrag nicht gelesen?«
    Für eine Sekunde war tatsächlich ein amüsanter Unterton in Kohlschmieds Stimme zu hören gewesen.
    »Natürlich habe ich den Vertrag gelesen, bevor ich ihn gefaxt habe.« Hogart, du Vollidiot! Im gleichen Moment wusste er, dass seine Karriere im Arsch war. Kohlschmied hatte ihm eine Konkurrenzklausel in den Vertragstext gejubelt, die ihm nicht aufgefallen war, da er in Windeseile nur die finanziellen Punkte kontrolliert hatte.
    »Und ich wunderte mich noch, weshalb Sie den Vertrag diskussionslos akzeptiert haben - das ist sonst nicht Ihre Art.« Kohlschmied holte tief Luft. »Falls Sie den Versicherungsfall der Gebietskrankenkasse nicht bis morgen Abend zu unserer vollen Zufriedenheit gelöst haben und wir die Versicherungssumme ausbezahlen müssen, verpflichtet Sie die Konkurrenzklausel, dass Sie die nächsten sechs Monate nur für unser Versicherungshaus, zu unseren Bedingungen, arbeiten. Außerdem sind wir in diesem Fall nicht verpflichtet, Ihnen Ihre Ausgaben sowie etwaige Spesen zu ersetzen. Die Zuschläge und Tagesdiäten können Sie ebenfalls vergessen, außerdem werden wir die Akontozahlung zurückfordern.«
    Diese miese Ratte hatte ihn reingelegt! Nie wieder würde er für diesen schmierigen Kerl auch nur einen Finger krümmen, und wenn er auf allen vieren angekrochen kam, weil seine gesamten Mitarbeiter mit Knochenbrüchen und einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus lagen. Kommentarlos unterbrach Hogart die Verbindung. Am liebsten hätte er das Handy in die Schlucht geworfen. Stattdessen schlug er so lange wutentbrannt mit dem Schuh gegen das Wagenblech und brüllte sich die Seele aus dem Leib, bis er wieder normal durchatmen konnte. Erschöpft lag er auf dem Rücken und starrte auf die Bodenplatte des Wagens. Von Weitem hörte er den Marder eilig über die Felswand klettern und das Weite suchen.
    Plötzlich musste Hogart lachen. Nicht nur wegen dem Mistvieh, sondern auch wegen seiner Hand, die immer noch zwischen den Rädern im Wageninneren steckte. Die ganze Zeit während des Telefonats hatte er den Bremsschlauch zwischen den Fingern gehalten. Aber erst jetzt sah er, dass der Schlauch fein säuberlich durchtrennt worden war. Er stellte sich vor, wie Ernest Bohmann in der eiskalten, verschneiten Silvesternacht verzweifelt auf die Bremse stieg, der Wagen aber immer schneller wurde, in der Kurve auf der Eisplatte zum Rutschen kam und frontal durch die Leitplanke krachte.
    Jemand hatte kräftig nachgeholfen, um den Verleger um die Ecke zu bringen - und Hogart wollte verdammt sein, falls es sich dabei nicht um dieselbe Person handelte, die den Brand in der Gebietskrankenkasse gelegt

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