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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Ellbogen. »Nun komm schon, du willst doch nicht etwa weiter mit den beiden Trauergestalten zusammenwohnen? Noch dazu, wo Abigail dich immer so finster anblickt! Hast du nicht gemerkt, wie es sie aus der Fassung gebracht hat, als ihr beiden, du und Adam, über England geredet habt? Ich hab schon gedacht, sie schaukelt noch die Kufen vom Stuhl. Jedes Mal wenn sie sich ausgeschlossen fühlt, muss sie sich auf der Stelle einmischen.«
    Â»Aber …«, wollte Honor erwidern.
    Belles haselnussbraune Augen funkelten. »Sie ist eifersüchtig auf dich. Merkst du das denn nicht? Oder bist du einfach zu brav, um es zu merken? Abigail will Adam ganz für sich allein, deshalb kann sie keine andere Frau in der Nähe brauchen – und schon gar nicht eine, die netter und hübscher ist als sie, besser nähen kann und wahrscheinlich auch noch tüchtiger im Haushalt ist. Zum Teufel, ich glaub, die war sogar eifersüchtig auf mich, bis ich den Ehemann erwähnt habe.«
    Als sie weitergingen, vertraute Honor Belle an, dass Judith Haymaker ihre Hausgemeinschaft Adam gegenüber als un schicklich bezeichnet habe.
    Â»Ãœberrascht mich gar nicht«, schnaubte Belle. »Selbst in Wellington würden sie sich über so eine Konstellation das Maul zerreißen, dabei sind wir nicht so streng wie die Quäker.«
    Â»Das da drüben ist ihr Hof, dort holen wir unsere Milch«, sagte Honor leise. »Und das ist Judith Haymaker«, fügte sie dann noch leiser hinzu.
    Die ältere Frau saß mit Sohn und Tochter auf der Veranda eines großen weißen Hauses mit grünen Fensterläden. Es lag weit genug von der Straße entfernt, um Honor und Belle zu erlauben, einfach nur zu winken, ohne sich verpflichtet zu fühlen, näher zu treten und die Haymakers zu begrüßen. Jack Haymaker nickte, Dorcas starrte sie an und Judith wippte in ihrem Schaukelstuhl. Im Weitergehen spürte Honor drei Paar Augen auf ihrer Haube. Rechter Hand von ihnen lag der Obstgarten der Haymakers, in dem die Kirschen bereits abgepflückt, Pflaumen und Pfirsiche aber noch nicht ganz reif waren.
    Jetzt hat Judith Haymaker die Haube schon zum zweiten Mal gesehen, dachte Honor. Und auf dem Rückweg müssen wir noch einmal an ihnen vorbei.
    Â»Die Farm scheint gut in Schuss zu sein«, bemerkte Belle. »Hübsche Herde.« Sie nickte zu den braunen Kühen auf der Wiese hinter der Scheune. Honor waren sie noch gar nicht aufgefallen.
    Am Ende des Obstgartens begannen die ersten Ausläufer des Waldes. Die Straße verschmälerte sich zu einem von Wurzeln durchkreuzten Pfad, der sich durch die immer dichter stehenden Bäume schlängelte. Weiter hatte Honor sich noch nie getraut, denn hier draußen begann für sie die Wildnis, der fremde und abweisende Westen. Selbst Belle, die vor nichts Angst zu haben schien, blieb stehen und bestand nicht darauf, weiterzugehen. Im Wald wuchsen hauptsächlich Ahorne und Birken, dazwischen standen ein paar Eschen, Ulmen und Eichen. Die Blätter der Eichen waren lang und glatt und nicht so stark gewellt wie das Eichenlaub, das Honor von zu Hause kannte. Selbst ein so mächtiger und langlebiger Baum wie die Eiche verwandelte sich in Amerika zu etwas Fremdem. Als sie ins Halbdunkel des Waldes blickte, sah Honor einen Waschbären mit buckelndem Rücken weghuschen. Erst als er einen Ahornbaum hochgeklettert war, fühlte er sich sicher genug, um ihnen sein Maskengesicht zuzuwenden. Grace wäre über den Anblick eines Waschbären sicher außer sich vor Freude gewesen, dachte Honor.
    Â»Belle, ich weiß nicht, was ich machen soll«, gestand sie.
    Belle rückte die Kirschen auf ihrem Hut zurecht. »Inwiefern?«
    Â»Ich meine, wie ich hier leben soll, in diesem Haus.«
    Â»Ach so. Erlaube mir eine Frage: Willst du Adam Cox heiraten?«
    Â»Nein!«
    Â»In dem Fall wirst du dich woanders umschauen müssen. Gibt es in Faithwell einen Mann, der dir gefällt?«
    Honor dachte an Jack Haymakers brennenden Blick – und dann dachte sie an Donovan, der sie angrinste und ihren Schlüssel an einem Band um seinen schweißdunklen Hals trug.
    Â»Es ist ganz einfach, Honor Bright«, sagte Belle. »Du musst dich entscheiden, ob du zurück nach England willst oder lieber hierbleibst. Wenn du bleiben willst, musst du dir einen Mann suchen. England oder heiraten – du hast die Wahl.«
    Honor schauderte, was Belle zum

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