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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Amerikanern an. »Mir gefallen die Glühwürm… die Leuchtkäfer bei euch«, sagte sie. »Sie wirken so fröhlich und freundlich.«
    Â»Im Gegensatz zu den Menschen?«
    Honor seufzte. Wieder drehte er ihr die Worte im Mund um. Es war anstrengend, sie wusste schon, warum sie normalerweise lieber schwieg.
    Â»Sicher ist es nicht leicht, mit Abigail und Adam unter einem Dach zu leben«, fuhr er fort.
    Honor runzelte die Stirn. Von den richtigen Menschen nahm sie Mitgefühl gerne an, doch Jack kannte sie dafür noch viel zu wenig. Sosehr er sie körperlich anzog – vor seinen Worten schreckte sie zurück.
    Â»Ich gehe jetzt besser ins Haus«, sagte sie.
    Â»Ich komme mit.«
    Sie gingen durch die Küche ins überfüllte Wohnzimmer, wo Dorcas Haymaker und ihre Freundin Caroline ihnen entgegenblickten. Ihre Augen blitzten auf wie Silberteller, in denen sich das Licht spiegelte. Carolines Wangen waren rot – Honor vermutete, dass Caroline sie mit Wollkraut einrieb, ein Trick, den Grace immer angewendet hatte, wenn sie sich für zu blass hielt. Quäker-Rouge – so hieß die Pflanze deshalb bei Außenstehenden.
    Jack schien die Freundin seiner Schwester gar nicht zu bemerken. »Möchtest du etwas essen?«, fragte er. »Den ganzen Nachmittag zu quilten macht sicher hungrig.«
    Honor wusste nicht, ob er sie neckte oder nicht. Bei Amerikanern konnte man das nie so genau sagen: Sie lachten über Dinge, die Honor überhaupt nicht lustig fand, und blickten ernst, wenn Honor gelächelt hätte. Sie antwortete nicht und ging zu den mit Speisen überladenen Tischen. Hoffentlich folgte er ihr nicht, hoffentlich hörte das Summen in ihrem Kopf bald auf! Wie kam es nur, dass er sie so durcheinanderbrachte? Seine ungezwungene Art verunsicherte sie, so wie ganz Amerika sie verunsicherte. Honor war ein gut funktionierendes, geordnetes Leben gewohnt, doch seit sie Dorset verlassen hatte, war nichts mehr wie früher. Jack Haymaker war ein Teil des amerikanischen Durcheinanders, das sie gleichzeitig anzog und abstieß.
    Sie begutachtete das Essen, das vor ihr ausgebreitet war. Es barg keine Überraschungen: der übliche Vorderschinken, Roast Beef, Berge von Kartoffelpüree, grüne Bohnen, gebratene Maisküchlein und Unmengen an Kuchen. Honor sehnte sich nach gebuttertem Teekuchen, Makrelenpastete, einem Lammkotelett, Erdbeeren mit Schlagsahne – einfach zubereiteten und leicht verdaulichen Gerichten, die in überschaubaren Mengen serviert wurden. Doch dann entdeckte sie auf der anderen Tischseite eine Schüssel mit Stachelbeeren und streckte die Hand danach aus.
    Genau in dem Moment kam Bewegung in die Menschengruppe, die sich um den Tisch versammelt hatte, und Judith Haymaker bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sie trug eine große Platte mit dampfenden Maiskolben, die von Hüllblättern und Haaren befreit worden waren. »Frischer Mais!«, rief sie, und ihr Gesicht war vor Hitze und freudiger Erwartung gerötet. Ausnahmsweise lächelte sie einmal richtig breit. Die Frauen schoben mit klappernden Geräuschen Teller zur Seite und schafften Platz in der Mitte des Tisches.
    Â»Der erste Mais der Saison«, erklärte Jack, als die anderen zum Tisch drängten, um sich Maiskolben zu holen. »Nächsten Monat werden die Kolben zwar noch größer sein, aber dafür sind sie jetzt besonders zart. Wo ist dein Teller, Honor? Der Mais wird gleich weg sein.« Er griff auf die Platte und nahm einen Kolben zwischen Daumen und Zeigefinger. »Schnell, der ist heiß!«
    Honor blieb nichts anderes übrig, als sich einen Teller zu nehmen, auf den Jack gleich zwei Maiskolben legte. »Ich …«, wollte sie protestieren, doch Jack schnitt ihr das Wort ab.
    Â»Wenn du willst, kannst du sie mit Butter essen. Siehst du den Teller dort mit der Scheibe Butter? Mit der soll man den Mais bestreichen. Aber ich finde, der erste Mais schmeckt ganz ohne alles am besten. Er ist so süß, dass er die Unterstützung von Butter nicht nötig hat. Komm.« Er führte Honor zu einer Bank an der Wand und wartete, bis sie sich gesetzt hatte, dann reichte er ihr den Teller und setzte sich neben sie. Außer den Augen von Dorcas und Caroline spürte Honor jetzt auch noch andere Blicke auf sich – die von Adam und Abigail, Judith Haymaker und des Schmieds Caleb Wilson. Caroline funkelte sie böse an.
    Honor zog

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