Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
hervor. »Lady Poyntz sagt, dass die Unterkünfte hier in Antwerpen alle sehr teuer sind. Wir können von Glück reden, dass uns diese Frau ein so günstiges Quartier angeboten hat.«
»Mach dir keine Sorgen. Sie spricht wahrscheinlich nur Flämisch.« Dann sagte er mit lauterer Stimme, wobei er über Kates Schulter blickte:
»Wir nehmen die Zimmer.« Zuerst auf Englisch und dann auf Flämisch.
Sie antwortete etwas, das sich für Kate wie heilloses Geschnattere anhörte, woraufhin John begann, in seiner Manteltasche herumzukramen.
»Du sprichst Flämisch?«, fragte Kate ihn erstaunt.
»So einigermaßen. Es ist Niederdeutsch und unterscheidet sich somit nicht allzu sehr vom Holländischen.« Er gab der Frau eine ihrer sorgsam gehüteten Münzen.
Kate ließ sich auf der Sitzbank unter einem der breiten Fenster nieder und strich mit der Hand über die Damastkissen. »Wir sollten zum Haus der englischen Kaufleute zurückgehen und unseren Koffer holen.« Sie bemerkte einen Farbfleck auf der Verzierung eines Kissens. Die Räume waren für das Atelier eines Malers sehr gut eingerichtet, stellte sie fest. Er musste wirklich erfolgreich gewesen sein. Sie nahm an, dass sich auch hässliche Menschen porträtieren lassen wollten.
Catherine, ihre neue Hauswirtin – Kate wollte ihr Nachname nicht mehr einfallen, es war irgendetwas mit M gewesen –, kramte im Schrank herum. Sie nahm mehrere saubere Handtücher und ein Stück kastilische Seife heraus und legte alles auf den Tisch neben dem Bett.
»Den Koffer können wir auch noch später holen«, sagte John mit einem ihr wohlbekannten Funkeln in den Augen, als er sich auf das Bett setzte. Er klopfte mit der Hand neben sich. »Lass uns die neue Federmatratze ausprobieren, sobald unsere Wirtin gegangen ist. Mal sehen, ob uns die Liebe an Land genauso viel Spaß macht wie auf See.«
Kate warf einen kurzen Blick auf die Wirtin, die gerade eine zusätzliche Bettdecke aus dem Schrank nahm, wobei sich der kräftige Geruch von Kräutern mit dem des Terpentins vermischte. Sie schien nichts zu verstehen.
Kate tat entrüstet und murmelte:
»Also, Master Frith, für einen Theologen seid Ihr ganz schön leidenschaftlich.«
Die Frau gab ihr die Decke und lächelte. Ihre Augen blitzten fröhlich.
»Ich hoffe, Ihr werdet glücklich«, sagte sie in bedächtigem, aber perfektem Englisch. »Es ist schön, dass in diese Zimmer wieder Leben und Freude einzieht. Auch Quentin hätte das sehr gefallen. Er hat im Übrigen nicht nur hässliche Frauen gemalt. Ihr könnt sein Werk in der Kathedrale besichtigen. Das Altarbild ist bekannt. Die Menschen kommen von weit her, um es zu sehen.«
Johns Gesicht nahm die Farbe der karminroten Bettvorhänge an. »Vie … vielen Dank, Mistress Massys. Es ist sehr … sehr christlich von Euch, uns noch während Eurer Trauerzeit hier aufzunehmen. Mir war nicht bewusst, dass Ihr Englisch sprecht. Und noch dazu so gut. Uns ist Euer Verlust allgegenwärtig, und ich kann Euch versichern, dass wir das Atelier Eures Bruders mit großem Respekt behandeln werden.«
Kate unterdrückte ein Kichern. Es war gut, wenn John hin und wieder einmal einen kleinen Dämpfer bekam.
Catherine Massys nickte ernst, aber ihre Augen funkelten noch immer belustigt.
»Ich danke Euch für diese Zusicherung. Ich freue mich darauf, Euch schon bald im Bibelzimmer im Englischen Haus begrüßen zu können. Heute Abend wird dies jedoch vermutlich nicht der Fall sein.«
Mit diesen Worten ging sie glücklicherweise zur Tür. »Mein Dienstmädchen Merta wird Euch jeden Morgen das Frühstück bringen. Falls Ihr sonst noch irgendetwas benötigt, braucht Ihr es ihr nur zu sagen. Sie spricht kein Englisch, aber das sollte für Euch kein Problem sein.«
Sie schloss die Tür, während John noch eine Antwort stotterte.
Er legte sich mit ausgebreiteten Armen auf das Bett, während Kate lauthals zu lachen begann.
»John, wie können wir dieser Frau nur jemals wieder gegenübertreten?«
»Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken«, sagte er. »Wir sind in Sicherheit, und wir haben ein Dach über dem Kopf.«
»Und nicht zu vergessen dieses herrliche Bett«, sagte sie, während sie sich neben ihn legte und genauso schnell wieder aufstand.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, beschwerte er sich, als sie durch das Zimmer ging und die Staffelei umdrehte. Dann begann sie sich bis auf ihr Hemd auszuziehen.
»Ich will nicht, dass uns dabei irgendeine hässliche Herzogin beobachtet«, sagte sie.
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