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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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blutüberströmt in einem Graben zu liegen, während die Welt um sie herum allmählich verblasste und sie sich fragte, wann sie das letzte Mal gebeichtet hatte. In dieser Minute fürchtete sie, dass sie in die Hölle kam, denn wie sollte sie ohne Zunge die Beichte ablegen. In dieser Minute war sie überzeugt davon, schon in der Hölle zu sein. Diese eine lange Minute glaubte sie, dass ihr Herz schon in der nächsten Sekunde aufhören würde zu schlagen. Erst dann erinnerte sie sich wieder, wo sie sich befand. Sie war in Sicherheit. Sie lag in dem hölzernen Verschlag, den er, der Kapitän, für sie gebaut hatte. Es war ein gesegneter Platz – der einzige, den sie je ihr Eigen hatte nennen können.
    Es hatte nur eine Woche gedauert, bis der Traum sie wieder eingeholt hatte. Aber wenigstens war das Erwachen besser. Er hatte ihr eine Hängematte geschenkt, wie sie auch viele der Seeleute benutzten, sie aber zog ein Nest aus warmen Wolldecken auf dem Boden vor. Sie hatte in ihrem ganzen Leben stets nur auf dem Fußboden oder der Erde geschlafen, aber sie war für die Hängematte trotzdem dankbar. Sie konnte ihre Sachen darin aufbewahren. Auch wenn sie sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte, war es gut zu wissen, dass sie da waren: die Haarbürste mit dem Griff aus Knochen, die sie von ihrer Schwester Maggie geschenkt bekommen hatte, bevor man sie fortschickte, um in der Küche des prächtigen Hauses zu arbeiten, ein zweites Hemd, eine zusätzliche Bluse und einen Mantel, den ihr der Kapitän für die kälteren Tage gekauft hatte. Ihre Sachen – sogar die Stofffetzen, die sie an den Tagen, an denen sie blutete, verwendete und die ordentlich zusammengelegt in dem Blecheimer lagen, in dem sie sie immer wusch – befanden sich somit an einem Platz, wo niemand sie anrührte. Es war ein privater Ort. Ein sicherer Ort. Hinter einer Tür, die sogar einen Riegel hatte.
    Das Schiff, das noch immer im Hafen lag, schaukelte sanft vor sich hin. Sie zog sich die Decke über den Kopf und rollte sich zusammen, auch wenn sie wusste, dass sie in dieser Nacht nicht mehr einschlafen würde. Ihre Finger tasteten nach dem Amulett, das ihr nach dem Traum stets Trost spendete. Erst jetzt fiel es ihr wieder ein: Die heilige Anna war nicht mehr da, sie hatte sie der jungen Frau geschenkt. Das Wasser in der Schüssel hatte ihr gezeigt, dass sie das Amulett noch mehr brauchte als sie. Gott hatte Endor ja bereits einen Beschützer geschickt.
    Endor. Das war der Name, den er, der Kapitän, ihr gegeben hatte, als sie ihm auf das Schiff gefolgt war. Sag mir, wie du heißt , hatte er gesagt. Natürlich hatte sie ihm nicht antworten können: Ella. Mein Name ist Ella. Er hatte sie mit diesem angedeuteten Lächeln angesehen und gesagt: Ich werde dich Endor nennen. Auch sie nannte sich jetzt in Gedanken Endor. Endor hatte einen Beschützer. Ella nicht. Ella war tot.
    Die Nacht war ruhig und kalt. Sie öffnete den Riegel, um die Wärme von der Kochstelle hineinzulassen, die nur ein paar Schritte von der Tür entfernt stand. Die glühenden Kohlen, die mit Asche zugedeckt waren, erloschen nie. Sie wärmten sie auch in den kältesten Nächten. Auf dem Schiff war es vollkommen still. Alle Männer des Schiffes saßen jetzt in den Schenken an Land. Sie war froh darüber. Sie würden ihre Lust in den Bordellen befriedigen. Niemand hatte sich ihr je genähert, aber wenn sie länger auf See waren, auf der Fahrt zu den Häfen im Osten, sah sie manchmal ihre hungrigen Blicke. Sie wusste, dass sie glaubten, sie bringe Unglück, und dass sie sie nur an Bord duldeten, weil der Kapitän das so befohlen hatte – und vielleicht auch, weil sie aus dem feinen Mehl in den Fässern, die unter Deck standen, gutes Brot buk. Es war das Mehl, das für die Küchen der Edlen und Mächtigen bestimmt war.
    Durch den Spalt in der Tür konnte sie den schwarzen Himmel sehen, der sich im Meer spiegelte. Sie konnte nicht sagen, wo das eine aufhörte und das andere anfing. Sie wickelte die Decke um ihren Körper und ging auf das Deck hinaus. Sie mochte die Nächte besonders, die mondlos, frisch und klar waren. Eine Unzahl von Sternen war über den schwarzen Himmel verstreut. Und Gott ist auf einem von ihnen, dachte sie. In der Nacht, in der Ella gestorben war, hatte kein einziger Stern geleuchtet. Gott hatte nicht auf sie Acht gegeben.
    In der Stille der Nacht war das Trappeln kleiner Füße im Bauch des Schiffes, wo die Fracht in Kisten und Kästen verstaut lag, viel deutlicher zu

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