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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Göttern des Olymp. Kate, willst du mich umbringen?«
    Noch nie hatte sie erlebt, dass John so nah daran gewesen war zu fluchen – zumindest nicht auf Englisch. Sie ließ die Bürste klappernd zu Boden fallen und fuhr herum, um den Grund für diese spontane Anrufung heidnischer Götter herauszufinden.
    Er zog gerade ihre Sticknadel aus seinem linken Handballen – Gott und allen Engeln sei Dank: Es war nicht die Hand, mit der er schrieb.
    »Lass mich sehen.« Nach eingehender Untersuchung meinte sie: »Das ist nur ein winziger Stich.« Sie war erleichtert. »Die Nadel ist eingedrungen und trotzdem noch sauber«, sagte sie und hielt das Corpus Delicti hoch. »Nicht einmal Blut ist dran.«
    »Aber es schmerzt wie …«
    »Es tut mir leid. Es war wirklich sehr leichtsinnig von mir, meine Sachen einfach auf dem Stuhl liegen zu lassen«, sagte sie in einem Ton, als wolle sie ein schmollendes Kind besänftigen. Dann küsste sie den kaum sichtbaren Einstich.
    Fünf Minuten später saugte er jedoch noch immer an dem winzigen roten Fleck, als wäre es eine tödliche Wunde. Dieser Kerl hatte monatelang die Schrecken des Kerkers im Fischkeller ertragen und nie auch nur ein Wort über seine Schmerzen, sein Fieber oder die Gefahr verloren, und nun wollte er einfach nicht aufhören, wegen eines kleinen Nadelstichs zu jammern! Nichtsdestotrotz machte auch sie ein großes Aufhebens darum, wusch seine Hand mit ein wenig Essig und tupfte dann Honig auf den Stich, so wie ihre Mutter früher, wenn sie sich die Knie aufgeschlagen hatte.
    Nachdem sie fertig war und sich noch einmal entschuldigt hatte, hielt er den kleinen Wandteppich hoch, in dem die tückische Nadel gesteckt hatte, und starrte ihn finster an. »Was soll dieses Ding da eigentlich sein?«
    »Ding? Was meinst du mit Ding? Sieht man das denn nicht? Es ist ein … ein Einhorn.«
    »Oh. Gut. Ja.« Er kniff die Augen zusammen, drehte den Teppich hin und her. »Jetzt, wo du es sagst.«
    »Weißt du, John, nicht jeder Mensch ist bei allem, was er tut, so außergewöhnlich wie du«, sagte sie und versuchte ihre Kränkung hinter Sarkasmus zu verstecken. »Einige von uns brauchen ein wenig Übung, selbst bei etwas so Unbedeutendem wie einer kleinen Stickerei.«
    Jetzt war es an ihm, sich zu entschuldigen, was er auch artig tat. In ehrlich überraschtem Ton erklärte er ihr, dass sie durchaus eine Frau mit vielen Talenten sei.
    »Nenne mir nur eines«, sagte sie, während sie plötzlich mit den Tränen kämpfen musste. »Ich kann weder spinnen noch weben, noch kann ich irgendein Instrument spielen. Auch singen kann ich nicht. Ich kann nichts von dem, was man von der Ehefrau eines brillanten Mannes erwartet. Also: Nenne mir … nur … nur ein einziges Talent.«
    »Du kannst lesen, schreiben und rechnen«, sagte er und sah sie verwirrt an. »Wie viele Frauen können das schon? Du magst vielleicht nicht besonders gut sticken können, aber für einen Gelehrten bist du die perfekte Frau.« Er küsste sie, zart und liebevoll, auf den Scheitel, so wie sie ihn zuvor auf seine Wunde geküsst hatte.
    Aber das sind doch alles keine weiblichen Talente, wollte sie ihm sagen. Weibliche Dinge schienen ihr einfach nicht gelingen zu wollen – nicht einmal das Grundlegendste, nämlich Mutter zu werden. Und die unweiblichen Dinge, die für sie wirklich von Bedeutung waren, verwehrte man ihr.
    Er strich ihr sanft übers Haar, dann spürte sie, wie er ihre Locken zur Seite schob und ihren Nacken küsste. Zuerst war es nur ein leichtes Knabbern, dann wurde der tröstliche Kuss zu mehr, als seine Zunge ihr Ohr zu erforschen begann. Er warf den blöden Wandteppich auf den Boden und stieß ihn mit dem Fuß weg. »Du bist die perfekte Frau für einen Gelehrten wie mich«, sagte er und zog sie an sich.
    Seine Hände – die rechte wie die linke – schienen keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Bevor ihr Verstand sich den Bedürfnissen ihres Körpers ergab, dachte sie noch, wie froh sie doch war, dass ihr Ehemann wenigstens ihre weiblichen Fähigkeiten auf diesem Gebiet mehr als angemessen fand.
    Am nächsten Tag beichtete sie ihren Fehlschlag der Skizze der hässlichen Herzogin.
    »Es scheint, als würde John eine wirklich kultivierte Ehefrau verwehrt werden«, sagte sie, als sie den Wandteppich vom Boden aufhob, um ihn wegzuwerfen. Dann überlegte sie es sich noch einmal. Diese Kreatur, oder besser dieses gestickte Abbild einer Kreatur, so hässlich und unvollkommen es auch sein mochte, hatte

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