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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen, zudem hatte ihr Frühstück nur aus einem kleinen Kanten altem Brot bestanden, denn für mehr hatte sie keine Zeit gehabt. Wann hat John wohl das letzte Mal etwas gegessen?, fragte sie sich jetzt, als sie auf die Tore des Fleet zuging und den düsteren Hof betrat.
    Der alte Wachmann, mit dem sie schon die letzten Male gesprochen hatte, lehnte auch heute an der Tür des Pförtnerhauses.
    »Ich habe Euch doch schon letzte Woche und die Woche davor gesagt, dass ich nichts von einem John Gough weiß, Mistress«, sagte er, bevor sie überhaupt fragen konnte.
    »Möglicherweise ist er unter einem anderen Namen hier. Er könnte … bewusstlos gewesen sein, als man ihn hierherbrachte. Vielleicht kennt man nicht einmal seinen Nachnamen. Lasst mich einfach nur zum Direktor, damit ich ihm meinen Bruder beschreiben kann.« Kate kramte in ihrem Geldbeutel.
    »Ha! Als wenn Seine Exzellenz, der Direktor, jemals hier erscheinen würde. Und der stellvertretende Direktor wird Euch bestimmt kein zweites Mal empfangen, also hat es überhaupt keinen Sinn, dass Ihr Eure Pennies verschwendet.« Sich den fettigen Bart kratzend, beugte er sich ein Stück nach vorn, um ihr etwas zuzuflüstern. Sie wappnete sich gegen seinen Atem und versuchte die anzüglichen Bemerkungen zu überhören, die eine Gruppe von Gefangenen, die in der Mitte des Hofes miteinander würfelten, zu ihnen hinüberriefen. »Ihr tätet besser daran, Eure Halfpennies für die Gefangenen aufzuheben, die am Gitter auf der Common Side betteln. Die wissen nämlich bestimmt mehr als der stellvertretende Direktor. Der macht sich nämlich seine Stiefel hier nur höchst selten dreckig.«
    »Am Gitter?«
    Der Wachmann deutete mit dem Kopf zum rechten Gebäudeflügel, wo die Fenster der Zellen zur Farthington Street hin zeigten. Die Gefangenen, die allesamt von niedriger Geburt waren, bettelten dort, um sich etwas zu essen und frisches Stroh für ihre verlausten Zellen kaufen zu können. Kate hatte die Straße gemieden, seit sie dort einmal entlanggegangen war, begleitet von lautem Gejohle und vom Scheppern von Blechnäpfen, die gegen die Gitterstäbe geschlagen wurden. Der Rat des Wachmanns hörte sich für sie jedoch durchaus vernünftig an.
    Reiß dich zusammen, Kate. Tu es einfach .
    Die Angst vor Marys Enttäuschung – und die innere Gewissheit, dass ihr Bruder noch am Leben war – veranlassten sie, zum ersten Fenster zu gehen. Sie spähte hinein. Die Zelle schien in der Länge der doppelten Größe eines Mannes zu entsprechen und war etwa genauso breit. Es gab keinerlei Mobiliar. Nur ein Haufen Lumpen, der auf dem Boden vor einem kleinen Kamin lag, in dem jedoch keine Kohlen glühten. Mit ihrem Körper blockierte Kate alles Licht, das durch das Fenster fiel.
    Die Insassin der Zelle stand eine Armeslänge von den Gitterstäben entfernt und starrte durch das Fenster. Kate konnte die Gefangene dennoch so deutlich sehen wie ein Tier in einem Käfig.
    Die Frau schien Kates forschenden Blick jedoch nicht zu bemerken. Die Schatten unter ihren Augen und der blaue Fleck – oder war es Schmutz? – auf ihrer Wange beunruhigten Kate. Die Frau war in Lumpen gekleidet und entsetzlich dünn – nur ihr Bauch wölbte sich hervor. Sie war schwanger. Sie trommelte auch nicht gegen die Gitterstäbe und bettelte die Passanten an, so wie es die anderen Gefangenen taten. Sie starrte nur stumm ins Leere, die Augen halb geschlossen, das Gesicht ausdruckslos. Diese Frau wird mir nicht helfen können, dachte Kate. Sie war wohl vor Kummer oder Angst wahnsinnig geworden. Kate wollte sich schon abwenden, aber das Mitleid hielt sie davon ab. Sie löste die Schnur an ihrem kleinen ledernen Geldbeutel und nahm zwei Pennies heraus.
    »Hier, Mistress. Ich bedauere Eure Notlage«, rief sie und hielt ihr die Münzen hin.
    Die Frau wirkte erschrocken und wich ein Stück weiter vom Fenster zurück. Sie riss die Augen auf und starrte Kate an, machte jedoch keinerlei Anstalten, das Geld zu nehmen. Kate trat ein wenig näher. Nicht zu nah , ermahnte sie sich. Die Frau würde möglicherweise versuchen, sie festzuhalten.
    Kate nahm die Münzen zwischen Zeige- und Mittelfinger und schob ihren Arm vorsichtig durch die Gitterstäbe.
    »Kommt schon. Nehmt es. Für das Kind in Eurem Bauch.«
    Die Frau rührte sich nicht.
    Kate ließ die Pennies einfach fallen. Sie landeten mit einem dumpfen Geräusch auf dem schmutzverkrusteten Steinboden. Blitzschnell bückte sich die Frau und

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