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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Würgen und Husten hervorzustoßen:
    »Bitte, holt den … P…«, nein, er konnte unmöglich nach dem Priester verlangen, » … den Schulmeister. Sagt ihm, ein … Gelehrter sei … unrechtmäßig angeklagt.«
    »Er ist wahnsinnig«, sagte die andere Frau, »oder sogar verflucht. Lass uns gehen, bevor noch jemand sieht, dass wir einem Vagabunden helfen.«
    »Bestraft zu werden, weil man einem durstigen Mann Wasser gibt, das ist nicht richtig.« Seine Schulter tätschelnd, fügte die Frau namens Charlotte hinzu: »Wir werden für Euch beten. Dafür können sie uns nicht bestrafen.«
    »Der Schulmeister«, flüsterte er.
    Er beobachtete, wie sich die Füße entfernten, dann schloss er die Augen und versuchte im Geiste wieder tröstliche Bilder heraufzubeschwören.
    »Er heißt John Frith«, erklärte Leonard Cox, der Schulmeister, dem Richter. »Ich sage Euch, der Mann ist ein Gelehrter aus Cambridge. Das unverständliche Zeug, das ihn Eure Spione vor sich hin murmeln hörten, war Die Ilias . In griechischer Originalsprache. Ihr habt ihn fast umgebracht. Lasst ihn sofort frei.«
    »Aber warum hat er sich geweigert, uns seinen Namen zu nennen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber er wird wohl einen Grund haben. Ich bin hier, um für seine Identität zu bürgen. Er ist kein Vagabund. Sein Vater besitzt in Kent Grund und Boden. Er hat in Cambridge und in Oxford studiert und ist ein Mann von hervorragendem Ruf und großer Gelehrsamkeit. Und Ihr habt ihn wie einen gewöhnlichen Verbrecher in den Stock gesperrt!«
    Seine Besonnenheit hielt ihn davon ab hinzuzufügen, dass es von Rechts wegen auch nicht erlaubt war, jemanden vor Hunger und Durst sterben zu lassen, selbst wenn es ein gewöhnlicher Vagabund war. Besser, er verärgerte den Richter nicht.
    Der Richter musste jedoch seine Gedanken gelesen haben. Er kratzte sich verlegen am Kopf und sagte:
    »Wir haben uns strikt an das Gesetz gehalten. Woher wollt Ihr wissen, dass er tatsächlich derjenige ist, der er zu sein behauptet? Um das herauszufinden haben wir ihm nichts zu Essen gegeben. Wenn jemand wirklich hungrig ist, ist er weniger starrsinnig.«
    Cox versuchte seinen Zorn zu unterdrücken.
    »Ich habe ihn wiedererkannt, deshalb bin ich mir auch sicher. Charlotte Bascomb sagte, er hätte darum gebeten, mich zu sehen. Ich war zuerst skeptisch, aber als er zu sprechen begann, kam mir seine Stimme gleich bekannt vor. Er hat mich mit meinem Namen angesprochen – wir waren zusammen in Cambridge –, und als ich ihm den Dreck vom Gesicht gewaschen habe, mit dem man ihn beworfen hat, weil Ihr ihn unrechtmäßig in den Stock gesperrt habt, habe ich mich sofort an ihn erinnert.«
    Der Richter schien nachzudenken, dann winkte er den Constable herbei.
    »Wir werden ihn gehen lassen. Aber nur weil Ihr Euch für ihn verbürgt. Wenn Ihr über diese Sache sprecht, dann vergesst nicht zu erwähnen, dass er sich geweigert hat, uns seinen Namen zu nennen, und dass er keine Papiere bei sich hatte. Wir haben uns jedenfalls an Recht und Gesetz gehalten.«
    »Ja, gewiss. Ich verstehe. Man kann Euch keinen Vorwurf machen. Jetzt aber schickt den Constable los, bevor der arme Mann noch vor Hunger stirbt.«
    Nach einer kräftigen Mahlzeit und einem Bad war John so weit gestärkt, dass er mit Leonard Cox’ Hilfe die Abtei aufsuchen konnte. Der Prior begrüßte ihn mit großer Freude und zeigte sich höchst empört, als er erfuhr, wie man ihn in Reading behandelt hatte. Er selbst hatte, wie er sagte, während eines einjährigen Gefängnisaufenthalts einige Zeit im Stock verbracht, und wusste daher, was das aus einem Menschen machen kann. Er versicherte John, dass er die Reformbewegung noch immer unterstütze, gestand aber, wesentlich vorsichtiger geworden zu sein, nachdem der König ihn mit der Ermahnung freigelassen hatte, sich an den rechten Glauben zu halten.
    Ja, er leite die Untergrundbewegung weiterhin, halte noch immer Bibellesungen ab, aber sie seien jetzt vorsichtiger, wem sie vertrauen könnten und wem nicht. Er zog einen gefüllten Geldbeutel hervor. John sollte nicht darben, wenn er die Kaufleute und »Gemeinden«, wie sie sich selbst nannten, besuchte. Der Prior warnte ihn noch einmal eindringlich.
    »Lasst Euch nicht dadurch täuschen, dass More sein Amt niedergelegt hat«, sagte er. »Es heißt, er sei entschlossener denn je, jede Spur der Reform auszumerzen.«
    »Wie kann ein gebildeter Mann nur so intolerant sein?«, fragte John.
    »Dies Frage kann ich Euch auch nicht beantworten.

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