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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sein Gesicht. Da er Durst hatte, saugte er die Feuchtigkeit gierig aus seinem Ärmel. Als die Burg in Sicht kam, sah er zahlreiche Männer wie geschäftige Ameisen auf der Brustwehr hin und her eilen. De Breauté, der auf seinem großen, gescheckten Hengst vorausgeritten war, zog die Zügel an, und Roger schloss zu ihm auf.
    »Du siehst aus wie eine ertrunkene Katze«, höhnte er. »Nicht mehr wie der geschniegelte Bigod-Erbe, nicht wahr? Du erinnerst mich eher an einen Schiffsjungen auf einem stinkenden Heringsfänger.«
    Roger segelte gern auf Heringsfängern, aber er schwieg, da er wusste, dass er beleidigt worden war. Er fror, und er war müde. Seine Beine fühlten sich eiskalt an, brannten aber zugleich vom Scheuern des Sattels. Weil de Breauté ihn beobachtete,
hob er den Kopf und ritt wie ein Burgherr, der sein Reich betritt, in den Burghof von Framlingham, was dem Söldner ein säuerliches Grunzen entlockte.
    Die Tore der Burg standen offen, wurden aber gut bewacht, und im Hof herrschte ein geschäftiges Treiben. De Breauté drehte sich im Sattel um und ließ den Blick über das Gedränge schweifen. Roger spürte, dass ihn etwas ärgerte. Verstohlen beobachtete er das Kommen und Gehen. Er empfand es als beunruhigend, so viele Fremde in seinem Zuhause zu sehen. Mit vor Müdigkeit schweren Lidern, durchgefroren und hungrig betrachtete er einen Mann, der den Hof überquerte und ihm vage bekannt vorkam. Er hatte schimmerndes, dunkles Haar und trug einen prachtvollen grünen Umhang mit einer großen Goldbrosche an der Schulter. De Breauté brummte etwas, als er abstieg, und beugte dann das Knie.
    »Mylord«, grüßte er widerwillig.
    Der Mann bedeutete ihm, sich zu erheben, und richtete den Blick auf Roger, woraufhin sich sein Gesicht vor Zorn verfinsterte.
    »Mein Gott, warum hat man dem Kind keinen anständigen Umhang gegeben?«
    De Breauté zuckte die Achseln.
    »Ein bisschen Regen wird ihm schon nicht schaden. Mir hat es jedenfalls nicht geschadet, als ich in seinem Alter war. Das härtet ab.«
    »Es kann auch zu einer Lungenentzündung führen. Ihr wisst doch, wie wichtig er ist!«
    »Ach was«, grollte de Breauté. »Dem Jungen geht es gut  – was ich von meinem Arsch nicht behaupten kann.« Er rieb sich die Kehrseite und bedeutete einem Stallburschen, sich um sein Pferd zu kümmern.
    Roger stieg von seinem Pony und wäre beinahe hingefallen,
weil seine Beine vor Kälte steif und taub waren. Er hielt sich am Zügel fest und kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Der Mann mit dem schönen Umhang gab einem Lakaien einen Wink, woraufhin Roger in eine dicke, kratzige Decke gehüllt und in eine Kammer im Wachturm geführt wurde. Als er über seine Schulter spähte, sah er, dass de Breauté und der Lord in dem Umhang in eine hitzige Diskussion verstrickt waren. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen, aber die Worte wurden von hitzigen Gesten begleitet.
    Der Soldat, der sich seiner angenommen hatte, setzte ihn auf eine Bank vor einen Kamin, in dem Torfballen glühten, und schöpfte aus einem Kessel über dem Feuer Hühnerbrühe in eine Schale. Roger umschloss sie mit seinen Händen. Allmählich kehrte das Gefühl in seine Finger zurück. Er hatte gerade den ersten Schluck von der heißen, wundervoll fetten Suppe genommen, als der dunkelhaarige Mann den Raum betrat. Seinem Umhang entströmte ein schwacher Weihrauchduft.
    »Weißt du, wer ich bin?«, fragte er knapp.
    Roger runzelte die Stirn und wollte schon den Kopf schütteln, doch dann fiel sein Blick auf die ungewöhnlich lange Schwertscheide des Mannes, und eine schwache Erinnerung stieg in ihm auf. »Mein Onkel FitzHenry«, erwiderte er langsam. »Mein Onkel Longespee.«
    Fältchen legten sich um die Augen des Mannes.
    »Kluges Bürschchen. Und du bist mein Neffe Roger.«
    Roger beäugte ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier. »Was tust du denn in Framlingham?« Seine Glieder erwachten mit Macht wieder zum Leben. Am liebsten hätte er vor Schmerz das Gesicht verzogen, aber tapfere Ritter durften keine Schwäche zeigen.
    »Ich mache auf dem Weg zum König hier kurz Rast, ich muss mit ein paar Männern sprechen.«
    »Ich gehe auch zum König«, sagte Roger.
    »Ich weiß.« Longespee wandte sich an einen Knappen, der gerade hereinkam. »Such ein paar trockene Sachen für den Jungen, und gib dir Mühe dabei.«
    »Ja, Sir.«
    Roger trank einen weiteren Schluck Brühe, dann sah er Longespee unverwandt an.
    »Weißt du, wo meine Mama

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