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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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beschützte. William hatte ihr geschrieben und ihr mitgeteilt, dass er in der Nacht des Sturms nicht an Bord gewesen war, wofür sie Gott dankte, aber sie machte sich trotzdem Sorgen, denn sie hatte aus den Worten ihres Mannes eine große Anspannung herausgelesen. Sie vermochten sich nur unzureichend zu verteidigen. Wenn die Franzosen landeten, lag Salisbury genau auf ihrem Weg  – nur ein befestigter Palast, beileibe keine Festung.
    Die Kinder brachen das Spiel mit ihren Booten ab und tobten im Hof herum. Roger war ein Meister im Radschlagen, und sein Vetter versuchte es ihm gleichzutun, aber Roger befand sich im Vorteil, er war älter und körperlich kräftiger. Ela fand ihren jungen Neffen manchmal sehr anstrengend. Er glich einem Wirbelwind und verfügte über eine schier unerschöpfliche Energie und Neugier. Es war, als wolle er alles auf einmal in sich aufnehmen. In vieler Hinsicht erinnerte er Ela an Mahelt. Er hatte die rastlose Vitalität seiner Mutter geerbt und konnte genauso bestimmt auftreten. Aber er kannte keine Kleinlichkeit und Bosheit und neigte auch nicht zum Schmollen oder Jammern. Er hatte Mut und ein gutes Herz, und er war stolz, aber wenn sie allen Anstand in den Wind geschlagen und ihn in die Arme genommen hätte, wäre er nicht zurückgewichen, sondern hätte die Sicherheit ihrer tröstlichen Umarmung genossen und die Tränen zurückgehalten.
    Ela griff wieder nach ihrer Näharbeit, aber nach kaum einem Dutzend Stichen hörte sie Hufgetrommel, blickte auf und sah ihren Mann und sein Gefolge in den Hof galoppieren. Ihr Herz begann zu hämmern. Sie faltete das Altartuch zusammen, erteilte ihren Zofen ein paar knappe Befehle und eilte nach unten, um ihn zu begrüßen.
    Er kam auf sie zu. Sein Gesichtsausdruck  – angespannt, wachsam und besorgt  – verriet ihr sofort, dass etwas Bedeutsames mit weitreichenden Konsequenzen geschehen sein musste.
    »Mylord.« Sie knickste vor ihm.
    »Mylady.« Er zog sie hoch, küsste ihre Hände und ihren Mund. »Louis ist gelandet, und der König hat sich nach Winchester zurückgezogen. Der Marschall hat ihm davon abgeraten, alles in einer offenen Feldschlacht auf eine Karte zu setzen. Canterbury hat sich den Franzosen ergeben, und jetzt belagert Louis mit den Londoner Baronen Rochester.«
    Ela forschte in seinem Gesicht.
    »Und was geschieht jetzt?«
    William hielt immer noch ihre Hände fest.
    »Ich bin der Übermacht der Franzosen nicht gewachsen«, erwiderte er. »Im Gegensatz zu dem Marschall besitze ich keine Landsitze in den walisischen Marschen oder in Irland, wohin ich mich zurückziehen oder meine Familie in Sicherheit bringen kann, falls wir angegriffen werden. Mir bleibt keine andere Wahl, als mich Louis zu ergeben.« Er verstärkte seinen Griff und sah ihr fest in die Augen. »Als ich vor dir niedergekniet bin und dir den Treueeid geschworen habe, habe ich jedes Wort ernst gemeint. Ich diene abgesehen von Gott zuallererst dir. Ich möchte, dass du zusammenpackst, was du brauchst, und mit den Kindern nach London gehst. Dort seid ihr im Moment noch sicher.«
    Ela strich ihm mit der anderen Hand über die Wange.
    »Ich weiß, wie schwer das alles für dich ist.« Er war immer stolz auf sein königliches Blut und seine Stellung bei Hof gewesen, und es fiel ihm sicher nicht leicht, diese Tür ein für alle Mal hinter sich zu schließen. Sie sah den Puls an seinem Hals pochen. Seine Anspannung war nahezu greifbar.
    Er lächelte gequält.
    »De Warenne, Arundel, Aumale und Albini denken genauso wie ich. Wir gehen zusammen zu Louis und legen unsere Schwerter nieder.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht schlimm, Liebste. Die schwierigste Zeit liegt hinter uns, und nun müssen wir gewissen Ehrenmännern, die noch immer meinem Bruder folgen, die Gefolgschaft aufkündigen. Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung für uns getroffen habe, und das macht alles sehr einfach.«
    Hugh trat aus seinem Zelt und stemmte die Hände in die Hüften, während er die Mauern von Winchester Castle musterte. Verteidiger huschten auf der Brustwehr umher und ließen einen Steinhagel auf alle herabregnen, die in ihre Reichweite kamen. Auch Mist und Unrat flog über die Zinnen. Gestern war einer der Bigod-Ritter von einem Kotklumpen direkt an der Schulter getroffen worden. Es hätte schlimmer kommen und Thomas tot sein können, aber menschliche Exkremente zwischen den Gliedern eines Kettenhemdes hervorzukratzen war eine Lektion, die man nicht so leicht wieder

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