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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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vergaß.
    Louis hatte Rochester ohne große Schwierigkeiten eingenommen und war nach London weitergezogen, wo man ihm unter großem Jubel offiziell die Krone angetragen hatte. In der St.-Paul’s-Kathedrale hatte eine feierliche Prozession stattgefunden, und die Barone, die sich von John losgesagt hatten, waren vor Louis niedergekniet, der seinerseits geschworen hatte, alle vorher geltenden Gesetze wieder einzuführen und Wiedergutmachung für verlorene Güter zu leisten. Von dort aus waren sie in das Hinterland geritten. Reigate, Guildford und Farnham hatten kapituliert, und nun lagerten sie vor Winchester. John war vor ihrer Ankunft geflohen, hatte aber zuvor die Vororte in Brand gesteckt. Die Flammen hatten auf die Stadt übergegriffen und sie in rauchende Ruinen verwandelt, doch die Burg und die Bischofsfestung bei Wolvesey leisteten unter dem Befehl von Savaric de Melun noch immer Widerstand. Louis hatte seine Belagerungsgeräte in Stellung gebracht und die Mauern seit nunmehr zehn Tagen unter Beschuss genommen. Es wurde gemunkelt, de Melun habe einen Boten zu John geschickt und um die Erlaubnis zur Kapitulation gebeten.
    »Lange wird es nicht mehr dauern.« Ralph gesellte sich zu Hugh. Er verzehrte ein aus Brot und Edelpilzkäse bestehendes karges Frühstück.
    »Möchtest du etwas abhaben?«
    Hugh nahm das Stück Brot mit Käse entgegen.
    »Glaubst du, heute fällt die Entscheidung?«
    »Möglich. Sie stehen kurz davor, sich zu ergeben. Aber es könnte etwas blutig werden.« Ralph kaute und schluckte den Bissen hinunter. »Ich erinnere mich, dass wir, als ich mit Longespee in einer Burg in Poitou festsaß, Steine in Fischernetze gebunden haben, die wir auf die Angreifer hinabfallen ließen. Kein schöner Anblick.«
    »Hoffen wir, dass sie nicht auf ähnliche Gedanken kommen.« Hugh musterte seinen Bruder verstohlen. Er hatte sich von der Zeit seiner Gefangenschaft erholt und seinen Optimismus, der ihn auch angesichts großer Gefahr nicht verließ, und seine Lebensfreude wiedergefunden, was Hugh kopfschüttelnd, aber mit einem leisen Lächeln registrierte.
    »Was hältst du von Louis?« Ralph stopfte sich den letzten Bissen Brot in den Mund und klopfte sich die Hände ab.
    Hugh zuckte mit den Schultern.
    »Er ist durchaus imstande, seine Aufgabe zu bewältigen. Ein strahlender Ritter ist er nicht, aber weit besser als die Alternative. Doch wir müssen über unser Land und unsere Privilegien wachen und dafür sorgen, dass er sie uns nicht zugunsten von seinen eigenen französischen Lords entzieht.«
    Ralph lächelte.
    »Da du und Papa in Gesetzesfragen so versiert seid, werden wir wohl nicht allzu sehr geschröpft werden.«
    »Nein, aber wir dürfen in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen.«
    Der erste Stein an diesem Tag flog von einem Katapult und krachte gegen die ohnehin schon beschädigte Burgmauer. Eine Staubwolke stieg von der Einschlagstelle auf, Steinsplitter flogen wie kleine Geschosse durch die Luft.
    »Gut gezielt«, lobte Ralph. »Nächstes Mal noch etwas höher ansetzen, dann müssten sie es schaffen.«
    Hugh stimmte zu, dann drehte er sich um, weil in der Nähe des Lagereingangs ein Tumult ausgebrochen war. Er kniff die Augen zusammen.
    »Weiße Fahnen«, stellte er fest.
    »Großer Gott, das sind … sieh dir die Schilde an!« Ralph schoss das Blut in die Wangen. »Das sind Longespee und de Warenne.«
    Hughs Magen zog sich zusammen, als er die heranreitenden Männer betrachtete.
    »Sieht aus, als wären sie gekommen, um sich Louis zu ergeben«, meinte Ralph fröhlich. »Das sind doch einmal gute Neuigkeiten! Sogar Arundel und Albini sind dabei!« Er verrenkte sich den Hals. »Das hätte ich Longespee nie zugetraut.«
    »Salisbury liegt auf Louis’ Weg.« Hugh hatte sich von seiner Überraschung erholt. »Longespee hält es für klüger, sich freiwillig zu ergeben, bevor wir ihn belagern. Auf diese Weise verhindert er, dass seine Ländereien dem Erdboden gleichgemacht werden. Außerdem hat er mit John noch eine Rechnung zu begleichen.«
    »Wer hat das nicht? Was hat er Longespee denn getan?«
    »Nicht ihm, seiner Frau«, sagte Hugh knapp.
    »Du meinst, John … hat Ela …?« Ralph stutzte verwirrt.
    »Er hat sie bedroht und bedrängt, während Longespee in Gefangenschaft war.«
    Ralph verzog angeekelt das Gesicht. »Warum sollte er das tun? Longespee hat bei Bouvines wie ein Löwe für John gekämpft.«
    »Eifersucht.« Hugh betrachtete seinen Halbbruder auf seinem mächtigen Schecken. »Er

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