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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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hatte.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte sie. »Um deiner Mutter und deiner selbst willen.«
    Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
    »Ich auch, obwohl ich nicht wusste, ob ich hier willkommen sein würde.«
    »Die Zeit ist nicht stehen geblieben«, gab sie zurück. »Das
wäre auch fatal gewesen.« Sie ging zu einer Gepäcktruhe, öffnete sie und nahm das kleine Emaillekästchen heraus, das Ida ihr anvertraut hatte. »Deine Mutter hat dies hier ihr Leben lang gehütet wie ihren Augapfel«, erklärte sie. »Sie wollte, dass du es bekommst.«
    Longespee nahm das Kästchen behutsam entgegen, klappte es auf und blickte auf die winzigen Schuhe und die Haarlocke hinab.
    »Sie stammen von dir«, erläuterte Mahelt. »Sie waren alles, was ihr von dir blieb, als sie dich zurücklassen musste. Sie hat die Trennung von dir nie verwunden, und diese Sachen waren ihr kostbarster Schatz.«
    Longespee klappte das Kästchen wieder zu.
    »Danke.« Ein Muskel zuckte an seinem Wangenknochen. »Ich werde sie in Ehren halten.« Er drehte sich um, als Hugh eintrat, schob das Kästchen unter seinen Arm, und seine Miene verschloss sich.
    Hugh registrierte, was sein Halbbruder tat, während er die Jungen losschickte, damit sie sich Gesicht und Hände wuschen.
    »Sie hat dich geliebt«, sagte er. »So sehr, dass diese Wunde nie verheilt ist.«
    Longespee zog das Kästchen wieder hervor und betrachtete es. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Zeit mit ihr verbracht und sie besser kennen gelernt habe.« Er strich mit dem Daumen über die Vergoldung.
    »Das bedauern wir alle  – mein Vater am allermeisten. Meine Mutter wurde ihr ganzes Leben lang von Reue geplagt, und mein Vater seit dem Tag, an dem sie starb.« Er wandte sich zur Tür. »Ich sollte gehen und ihn holen.«
    »Ich komme mit«, verkündete Longespee.
    Hugh verbarg sein Erstaunen. Er und sein Bruder mochten zwar Frieden geschlossen haben, aber freiwillig Zeit miteinander
zu verbringen, hatte noch nie zur Debatte gestanden. Sie verließen das Haus und legten den kurzen Weg zur Priorei zurück. Ein Stallbursche lief mit einer Laterne vor ihnen her. Der Fluss glitzerte schwarz, der Wind pfiff durch die Bäume, an denen sich die ersten zaghaften Knospen zeigten.
    Longespee räusperte sich.
    »Ich habe eingehend nachgedacht.«
    »Worüber?« Hugh hatte eine Ahnung, was kommen würde.
    Nach einer langen Pause erwiderte Longespee:
    »Ich habe beschlossen, dass ich zu dem Marschall gehen und dem Sohn meines Bruders, dem rechtmäßigen König von England, die Treue schwören werde.«
    »Damit sagst du dich von Louis los, dem du ebenfalls einen Eid geleistet hast.«
    Longespee zögerte, als sie das Torhaus der Abtei erreichten, dann senkte er den Kopf und ging mit großen Schritten voran, als würde der heilige Boden unter seinen Füßen seinen nächsten Worten Nachdruck verleihen.
    »Ich musste mich von John lossagen  – wegen dem, was er Ela angetan hat, und weil ich Louis’ Armee nichts entgegenzusetzen hatte. Ich dachte außerdem, das bringe meinen Bruder zur Vernunft. Ich wollte nie den legitimen Herrscher stürzen, und ich werde nicht meinen eigenen Neffen zugunsten eines Franzosen absetzen. Der Großvater des jungen Königs war mein Vater!«
    »Es hat eine Zeit lang gedauert, bis du auf die Stimme deines Gewissens gehört hast«, sagte Hugh knapp.
    Longespee hob unbehaglich die Schultern.
    »Ich konnte das Treiben meines Bruders nicht länger dulden. Louis war damals die einzige Alternative, aber jetzt haben wir den Marschall, dem ich vertraue. Wenn er am Ruder ist, fürchte ich nicht um England. Louis hat einen Waffenstillstand
mit ihm geschlossen und ist nach Frankreich zurückgekehrt. Vielleicht kommt er nicht wieder.«
    »Das ist Wunschdenken. Er zieht nur neue Truppen zusammen. Er ist kein treuloser Lügner wie John.«
    Longespee schob das Kinn vor.
    »Mein Entschluss steht fest. Du kannst mich dafür hassen, das ist dein gutes Recht. Aber ein Bruder sollte nicht gegen den anderen kämpfen, das ist das Letzte, was unsere Mutter gewollt hätte, und wir sind diesen Weg schon zu oft gegangen.«
    »Ich hasse dich nicht«, widersprach Hugh müde. »Aber mir müssen die Entscheidungen nicht gefallen, die du triffst. Um unserer Mutter und ihres Andenkens willen bin ich bereit, Frieden zu halten.«
    Vor der Kirche blieben sie stehen. Hugh umfasste seinen Gürtel. »Ich habe Louis einen Eid geschworen, genau wie mein Vater. Unsere Ehre gebietet es uns, ihn zu

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