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Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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du?« Er wartete darauf, dass sie zornig wurde und aufgebracht zurückgab, er solle sich sofort für ihren Vater entscheiden, aber sie blieb still und nachdenklich.
    »Also kann ich ihm schreiben?«
    Er zögerte. Dass sie ihn um Erlaubnis fragte, war ein Kompromiss ihrerseits, der ihn rührte, aber zugleich hatte er Bedenken.
    »Du vertraust mir nicht?« Etwas von dem alten Ärger schwang in ihrer Stimme mit.
    »Das ist es nicht«, wehrte er hastig ab, wohl wissend, dass er nicht hätte zögern dürfen, weil sie so schnell voreilige Schlüsse zog und die Verletzungen noch frisch waren  – auf beiden Seiten. »Ich weiß, dass du alles tun wirst, um die Risse zu kitten, aber die Briefe schreiben wir gemeinsam.«
    Sie musterte ihn mit schmalen Augen.
    »Aufgebaut auf gegenseitigem Vertrauen?«
    »Auf einer Verschmelzung«, erwiderte er. »Wie der blaue Gürtel, den wir zusammen gewebt haben, oder die Kinder, die aus unserer Umarmung entstanden sind.« Er küsste sie erneut, um die Worte zu besiegeln. Er war ein wenig angespannt und erwartete, dass sie sagte, dass Vertrauen und Verschmelzung nicht dasselbe seien, also fügte er hinzu: »Es gibt immer eine Stelle, wo die Dinge sich überschneiden und sich verbinden, egal wie verschieden sie sind.«
    Sie lachte leise.
    »In der Tat.« Dann benetzte sie Zeigefinger und Daumen und beugte sich über ihn, um die Kerze auszulöschen. Die Dunkelheit hüllte sie ein.
     
    Der Februarabend war bitterkalt. Mahelt stand in einem pelzgefütterten Mantel neben Longespee und hielt die Hände über das gerade eben im Kamin entfachte Feuer. In nächster Nähe breitete sich langsam Wärme aus, doch um sie herum lauerte die eisige Kälte. Sie waren an diesem Nachmittag in Thetford eingetroffen, und während die Diener das Haus herrichteten, hatte sie in der Abtei die Messe gehört und Idas Grab besucht. Sie hatte den Armen drei Umhänge als Almosen und drei Silbermark zum Gedenken an Ida gespendet und einen frischen Kranz aus Immergrün auf ihr Grab gelegt.
    Ihr Schwiegervater war noch in der Kirche, widmete Ida im Tod die Zeit, die er zu ihren Lebzeiten nicht für sie erübrigt hatte, und betete, während die Stundenkerze herunterbrannte. Vielleicht dachte er auch über seine eigene Sterblichkeit und den Tag nach, an dem er gleichfalls unter dem Steinblock in der Priorei ruhen würde. Der Rest der Familie hatte ihn seiner Totenwache überlassen und war zum Haus zurückgekehrt. Es war monatelang verschlossen gewesen und nun ausgekühlt, und es roch nach Moder, weil es in der Nähe des Flusses lag, aber wenigstens brannte das Feuer jetzt gut, und das leinene Bettzeug, das Mahelt aus London mitgebracht hatte, war frisch und duftete nach Kräutern. Der Prior hatte versprochen, eine Mahlzeit aus seiner Küche zu schicken, die zu dieser Jahreszeit zwar nur aus Eintopf und Salzfisch bestand, aber wenigstens heiß sein würde. Hugh sprach draußen mit den Pferdeknechten. Roger und Hugo waren bei ihm; sie konnte sie im Hof Fangen spielen hören, während ihr Vater sich mit ernster
Stimme über den Zustand eines Pferdes unterhielt, das Koliken hatte.
    Während der langen, dunklen Periode der Fastenzeit herrschte Waffenstillstand, den beide Seiten nutzten, um wieder zu Kräften zu kommen und ihre Möglichkeiten abzuwägen. Ihr Vater war zum Regenten gewählt worden, der im Namen von König Johns neunjährigem Sohn herrschte. Er hatte Straferlasse angeboten und eine überarbeitete Form der Magna Charta vorgelegt, die bei Runnymeade ausgehandelt und unterzeichnet worden war. Einige Barone waren wieder zu ihm übergelaufen, aber die Männer waren allgemein auf der Hut. Ihr Schwiegervater behauptete, es sei, als werde man von einer Brotkrumenspur in einen Hühnerstall gelockt, von dem man nicht wusste, ob einen dort ein behaglicher Schlafplatz oder die Axt des Schlächters erwartete. Dass Mahelts Vater derjenige war, der die Krumen ausstreute, änderte seiner Meinung nach wenig. Hugh hielt sich bezüglich des Themas zurück und hatte nur gesagt, man solle sich nicht in einen Hühnerstall locken lassen, sondern den Überblick bewahren und wissen, wer man sei und wo man stehe. Ohne festen Boden unter den Füßen kam man nämlich nicht weit. Und wenn man einem Mann einen Eid geschworen hatte, durfte man ihn seiner Meinung nach nicht brechen, wenn der andere ihn nicht zuerst brach, sonst war man ein ehrloser Lump.
    Mahelt wandte sich zu Longespee, der wie sie schweigend in die Flammen gestarrt

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