Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
geworden sind und ihre eigenen Interessen über die meinen stellen, und wir sorgen dafür, dass die irischen Lords dabei auf unserer Seite stehen. Und wir statuieren an de Braose ein Exempel.« Seine Augen glitzerten. »Wir werden meinen Baronen zeigen, warum es sich empfiehlt, sich ihrem König gegenüber loyal und gehorsam zu verhalten.«
Longespee betrachtete stirnrunzelnd einen dunklen Fettfleck auf seinem Ärmel – vermutlich stammte er von der Ente gestern Abend. Sein Kopf summte vor Erschöpfung und einem Becher Wein zu viel. Es versetzte ihn stets in Alarmbereitschaft, wenn John davon sprach, ein Exempel statuieren zu wollen. »Wo wir gerade von den irischen Lords sprechen, Sire – Ihr habt mir doch aufgetragen, nach besonders edlen Schlachtrössern als Geschenke für die Männer Ausschau zu halten, die Ihr bestechen wollt, damit sie Euch die Treue schwören?«
John hob die Brauen.
»Deinen Worten entnehme ich, dass du eines entdeckt hast.«
»Mein Bruder Hugh Bigod hat eines bei sich, das sich hervorragend eignen würde. Eines dieser Rotbraunen aus der Lombardei, die sein Vater züchtet. Das beste Pferd, das ich seit langem gesehen habe.«
»So?«
»Er wird sich nicht gern davon trennen, aber es ist wirklich ein prachtvolles Tier.«
John lächelte wie eine zufriedene Katze.
»Ich bin sicher, er lässt sich überzeugen«, erwiderte er kühl. »Schließlich kann er sich mühelos Ersatz besorgen. Es ist ja nicht so, als ob die Bigods Mangel an Pferden hätten.«
»Nein, Sire«, bestätigte Longespee. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund, und in seinem Inneren stritten heller Triumph und nagende Schuldgefühle miteinander.
»Gut. Ich werde mit ihm sprechen. Du hast ein ausgezeichnetes Auge für Pferde, daher verlasse ich mich auf dein Urteil.«
Longespee stand auf, um zu Bett zu gehen. Er schwankte leicht, und sein Magen brannte. Seine Loyalität galt zuerst John, der nicht nur sein Bruder, sondern auch sein König war. Und wie John gesagt hatte, konnte Hugh sich leicht ein anderes Pferd beschaffen. Sein Vater besaß immerhin das beste Gestüt in England. Die einheimischen irischen Lords schätzten gute Pferde über alles, und es war wichtiger, dass sie durch kostbare Geschenke zu Verbündeten wurden, als sich Hughs Freundschaft zu erhalten, die ohnehin schon immer auf wackeligen Füßen gestanden hatte.
Hugh brach, nur mit Hemd und Hose bekleidet und mit schlafzerzaustem Haar, im Morgengrauen sein Fasten, als der König das Zelt der Bigods betrat. Er war vollständig angekleidet und bereit, sein Tagewerk in Angriff zu nehmen. Hugh schluckte hastig seinen Bissen Brot hinunter, klopfte sich Krümel vom Hemd, kniete nieder und verneigte sich. Die Männer am Feuer folgten seinem Beispiel.
John bedeutete allen, sich zu erheben und ihre Mahlzeit fortzusetzen, dann wandte er sich an Hugh.
»Bigod, ich hörte, Ihr habt ein ausgezeichnetes Schlachtross. Ich möchte es sehen.«
»Sire?« Hugh schluckte erneut, obgleich er nichts mehr im Mund hatte.
»Schlafen Eure Ohren noch?«, spöttelte John. Er schlenderte zu den Pferden hinüber, schritt die Reihe ab und begutachtete die angebundenen Tiere, die mit Futtersäcken und Wassereimern versorgt worden waren. Endlich blieb er vor Brunet stehen. »Das Pferd glänzt, dass ich mich darin spiegeln kann«, stellte er fest. »Longespee hatte Recht. Ein prachtvolles Pferd.« Er streckte eine Hand aus, rieb dem Hengst über die kalkweiße Blesse und trat mit bewunderndem Blick einen Schritt zurück.
Hugh fragte sich erschrocken, was Longespee sonst noch alles gesagt haben mochte. Heute morgen war er im Gefolge des Königs nicht zu sehen.
»Das ist er in der Tat, Sire.«
John strich sich über das Kinn.
»Ich brauche ein Geschenk, um den König von Connacht milde zu stimmen. Dieses Pferd eignet sich perfekt dafür.«
Hugh starrte ihn entsetzt an. Er konnte John den Hengst nicht verweigern, aber er war ein Vermögen wert – nicht nur, was den Geldwert anging, sondern auch die Zeit, die er in seine Ausbildung gesteckt hatte, von Brunets Qualitäten als Zuchthengst ganz zu schweigen. Er leckte sich über die Lippen.
»Er ist mein bestes Schlachtross, Sire.«
John nickte.
»Das trifft sich gut. Einem König gebührt nur das Beste. Verzieht hinter meinem Rücken nicht Euer Gesicht, Bigod. Ihr könnt Euch leicht Ersatz beschaffen. Reitet inzwischen Euer Zweitpferd. Wir werden mit Sicherheit eine Anzahl guter Tiere erbeuten.« Er winkte. »Das
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