Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
die Truppen im Feld sein mussten. Sie vermisste Hugh; alles um sie herum erschien ihr kalt und leer und ihre Welt kleiner und beschränkter. Als klaffe neben ihr eine Lücke, durch die kühle Luft hereinwehte und sie zum Frösteln brachte. Es tat ihr leid, dass sie sich nicht in Harmonie voneinander verabschiedet hatten, sie hatte Angst um ihn und fürchtete, dass sie keine Gelegenheit mehr zu einer versöhnlichen Aussprache bekam. Außerdem bangte sie verzweifelt um ihren Vater. Hugh hatte gesagt,
er sei klug und ließe sich nicht zu einer unüberlegten Handlung hinreißen, aber er hatte Feinde, die vor nichts zurückschrecken würden, um ihn zu vernichten.
    Plötzlich hob Tripes den Kopf und knurrte, dann klopfte er mit dem Schwanz auf den Boden. Die Tür wurde leise geöffnet, und Hugh schlich auf Zehenspitzen herein. Mahelt starrte ihn entgeistert an, hielt ihn im ersten Moment für ein ihrer Fantasie entsprungenes Trugbild, aber er löschte diesen Zweifel sofort mit seinem Lächeln aus. Mit einem Freudenschrei sprang sie auf und warf sich in seine Arme.
    Er fing sie auf, drückte sie an sich, vergrub das Gesicht an ihrem Hals und flüsterte ihren Namen.
    »Hugh, lieber Gott, Hugh!« Endlich löste sie sich von ihm, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Sein Gesicht war braun gebrannt, und als sie ihm den Hut abnahm, sah sie, dass sein dunkelgoldenes Haar von der Sonne gebleicht war und an den Spitzen fast weiß schimmerte. Er trug ein Schaffell über dem Arm, von dem sie vermutete, dass es ihm als Satteldecke gedient hatte.
    »Du hättest mir eine Nachricht schicken sollen, dann wäre ich auf deine Ankunft vorbereitet gewesen! Du musst doch hungrig und durstig sein.« Sie beeilte sich, ihm aus der Karaffe Wein einzuschenken, und sah zu, wie er ihn hinunterstürzte. Ihre Freude über seinen Anblick war so stark, dass sie an Schmerz grenzte.
    »Ich habe während des Rittes etwas Brot und Käse gegessen«, winkte er ab. »Ich wollte Framlingham so schnell wie möglich erreichen, ich wollte heute Nacht bei dir sein … zu Hause.«
    Mahelt, die die Sehnsucht in seinen Worten hörte, schlang erneut die Arme um ihn. Er stank nach Schweiß, erhitztem Pferd, Rauch, Schmutz und Feldlager. Der Geruch verstärkte
sich, als er Umhang, Tunika und Hemd ablegte, aber sie achtete nicht darauf.
    »Wie kräftig du geworden bist!«
    »Wir mussten Zelte aufbauen, Zelte abbauen, die Pferde versorgen und die ganze Zeit unsere Rüstungen tragen.« Er verzog das Gesicht, ließ aber gleichzeitig seine Muskeln spielen. »Ich komme mir vor, als hätte ich wochenlang einen Mann auf dem Rücken mit mir herumgeschleppt.«
    Aus der Nähe bemerkte Mahelt, dass sowohl sein Hemd als auch er selbst vor Schmutz starrten. Außerdem war er mit kleinen roten Flecken übersät, die auf Floh- oder anderen Insektenbefall schließen ließen. Vage erinnerte sie sich daran, dass ihr Vater manchmal in einem ähnlichen Zustand heimgekommen war, aber nie hatte er annähernd so schlimm ausgesehen wie Hugh. »Du brauchst ein Bad.«
    »Ja«, nickte er ohne Begeisterung, ließ sich auf die Bank fallen und gähnte herzhaft.
    Als sie ihn genauer betrachtete, begriff Mahelt, dass er völlig erschöpft war und sich wirklich beeilt hatte. Er hatte unterwegs nicht einmal Halt gemacht, um sich zu waschen. Sie zögerte kurz, dachte an ihre Kleider und entschied dann, dass es ohnehin schon zu spät war.
    »Morgen früh reicht auch.« Sie setzte sich neben ihn, und als er den Arm um sie legte, war das kalte Gefühl an ihrer Seite verschwunden.
    »Als ich durch die Vorkammer ging, habe ich unseren Sohn gesehen«, sagte er, sichtlich erleichtert, dass der Kelch des Bades vorerst an ihm vorübergegangen war. »Er hat fest geschlafen, mit dem Daumen im Mund. Groß ist er geworden.«
    »Er kann jetzt ›Pferd‹ sagen. Und ›Mama‹.«
    »Ich frage mich, wie er mich wohl nennen wird.« Hughs Stimme klang stolz und gedankenvoll zugleich.
    »Das kannst du morgen herausfinden.« Mahelt strich über sein Haar. Ihre Lenden schmerzten vor Vorfreude, aber sie konnte warten. Hughs Augen schlossen sich bereits, als lägen Gewichte auf seinen Lidern. Sie wollte ihm so viele Fragen stellen, erkannte aber, dass sie jetzt keine brauchbaren Antworten bekommen würde. Es war ihr ein Rätsel, warum er so scharf geritten war, wo er doch gut eine Rast hätte einlegen können, um am Morgen frisch und ausgeruht in Framlingham einzutreffen. »Geht es

Weitere Kostenlose Bücher