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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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schmiegten sie sich perfekt in meine Handflächen. Ich rollte mich genau in dem Moment auf die Füße, als das Glas splitterte. Der Freak schob seinen Oberkörper durch das Fenster, und ich zielte auf seine Halsschlagader. Zwei Schnitte quer über seine Kehle, und sein widerliches Blut spritzte heraus. Wie ein grotesker Schutzschild hing er in der gebrochenen Scheibe fest, bis die anderen Freaks an ihm zu zerren begannen. Ein paar von ihnen fraßen; die anderen versuchten offensichtlich, den Kadaver aus dem Weg zu räumen, um an uns heranzukommen.
    »Wie schlimm ist es?« Der Freak auf dem Dach fing an zu springen, als wollte er mit seinem Gewicht durch das Metall brechen.

    »Kommt drauf an, wie klug sie sind.«
    »Hast du so was schon mal erlebt?«
    Es war unglaublich, aber Bleich lächelte. »Ich glaube, das hat noch keiner.«
    Warum musste Seide mir einen verrückten Partner zuteilen? Es gab so viele grundsolide, erfahrene Jäger, und ich bekam ausgerechnet Bleich. Das Leben war einfach nicht fair.
    Der Gestank traf mich wie ein Hammerschlag; die Freaks hatten den Kadaver im Fenster in Stücke gerissen. Mindestens die Hälfte von ihnen verfiel in einen Fressrausch. Kniend schaufelten sie sich die blutigen Fleischklumpen ins Maul. Selbst in der Dunkelheit schimmerten ihre rasiermesserscharfen Klauen und Zähne rot.
    »Solange sie nicht anfangen, noch mehr Fenster einzuschlagen, dürften wir keine Probleme bekommen«, sagte ich.
    Und dann griffen sie die andere Seite des Blechkastens an. Bleich sprang mit gezogenen Dolchen über zwei Sitzreihen hinweg und brachte sich in Position. Ich musste bleiben, wo ich war, und das dortige Leck verteidigen. Ich verbot mir, darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn sie sich noch weiter verteilten.
    Ein weiterer Freak stürzte sich durch das Loch im Fenster. Diesmal verfehlte ich den Hals, aber ich erwischte ihn an der Seite, dort, wo die lebenswichtigen Organe waren, während er noch versuchte, seine Beine frei zu bekommen. Wie der andere hing er fest, zu einem elenden Tod verdammt, während seine Artgenossen bereits an ihm rissen.
    Bleich hielt sich gut. Er verfolgte die gleiche Taktik und nutzte die toten Freaks als Ablenkung. Freaks griffen ihre
Artgenossen zwar nicht an, solange sie lebten, aber wenn sie im Sterben lagen, war das etwas anderes. Fleisch ist Fleisch.
    Ihr Heulen und Knurren ließ die Härchen auf meinen Armen senkrecht zu Berge stehen. Wir verteidigten die beiden Stellen, an denen sie durchgebrochen waren, und behaupteten unser Territorium, bis sie anfingen, ein weiteres Fenster zu bearbeiten. Zu zweit droschen sie auf die Scheibe ein, bis sie nachgab. Ich tötete gerade einen Weiteren, als ich zuerst mit Erschrecken und dann mit nacktem Entsetzen beobachtete, wie sich ein feines Netz von Rissen über das Glas ausbreitete.
    Sie würden uns überrennen.
    Noch bevor einer von uns beiden zu der Stelle eilen konnte, hatte ein Freak es geschafft hindurchzuklettern. Der Durchgang war frei, und schon kam ein Zweiter hinterher. Wenn wir auch nur einen Schritt zurückwichen, würden sie uns umzingeln. Verbissen machte ich noch einen nieder, dann wirbelte ich herum, um mich um den zu kümmern, der von der Seite auf mich zugerannt kam.
    Mit schnappenden Kiefern sprang er mich an, und ich rammte ihm meinen Dolch ins Auge. Dann fuhr ich mit einer schnellen Drehung herum und kümmerte mich um den Neuankömmling im Fenster. Bleich streckte seine Angreifer mit kühler Effektivität nieder. Er war besser als all die Jäger, die ich als Balg mit so großer Bewunderung beobachtet hatte. Seine Bewegungen waren einzigartig, so elegant, dass ich mich anstrengen musste, meinen Blick loszureißen und weiterzukämpfen. Ablenkung konnte ich jetzt nicht gebrauchen.
    Und dann taten sie etwas völlig Überraschendes: Zu zweit
rannten sie gleichzeitig auf Bleich zu, während er an seinem Fenster noch mit einem anderen Freak beschäftigt war und ihnen den Rücken zugewandt hatte. Obwohl ich dazu meinen Posten verlassen musste, hechtete ich über die Sitzreihen, schwang mich um eine der senkrechten Stangen und rammte einem der Freaks meine Füße gegen die Brust. Ich schickte einen harten Tritt hinterher, und die Schläfe des Freaks gab nach, dann streckte ich den anderen mit zwei Messerhieben nieder. Ich hatte Bleich das Leben gerettet, aber damit gleichzeitig einen freien Durchgang geschaffen. Immer mehr kletterten herein.
    »Ihr solltet lieber abhauen!«, brüllte Bleich. »Wir

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