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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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schloss die Augen. Wie peinlich . Ich fühlte mich, als wäre ich tatsächlich das Baby, als das er mich bei unserer ersten Begegnung dargestellt hatte. Aber ich wollte auch nicht, dass er glaubte, es wäre eine Lappalie wie der Freak-Angriff oder die Tatsache, so weit weg von der Enklave zu sein.
    »Ich habe von dem Balg geträumt.«
    Bleich nickte. »Verstehe. Geht’s wieder?«
    »Fast.« Ich trank einen Schluck Wasser, um richtig wach zu werden, dann rappelte ich mich auf die Füße. »Noch mal acht Stunden?«

    »Am besten.«
    Obwohl ich mich immer für hart gehalten hatte, genauso stark wie jeder beliebige Jägerveteran, hatte ich das Gefühl, dieser nächste Tag würde mich umbringen. Wir machten nur ganz kurze Pausen, weil die Freaks die Witterung meines Blutes aufgenommen hatten: Es wurden immer mehr, die durch die Tunnel hinter uns her jagten. Jede Bewegung wurde zu einem Test meiner Willenskraft, und ich setzte einen Fuß vor den anderen, bis ich nicht einmal mehr denken konnte.
    Ich lief im Gleichtakt zu meinem Herzschlag. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer. Mehr als einmal stolperte ich auf dem unebenen Untergrund. Bleich blieb nicht ein einziges Mal stehen. Ich wusste nicht, ob das bedeutete, dass er auf meine Stärke vertraute, oder ob er mich einfach zurücklassen würde, wenn ich liegen blieb. Welches von beidem es auch war, ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Ich konnte genauso weit laufen wie er.
    Schließlich hielten wir an. Die acht Stunden waren vorbei, und wir mussten uns erholen. Bleich machte einen dieser Metallkästen ausfindig, einen von denen, in dem wir auch den Balg gefunden hatten, nur dass dieser hier nicht auf der Seite lag. Er stand einfach leer und verlassen auf den beiden Metallstangen am Boden.
    Wir wechselten uns mit der Benutzung der Waschräume ab, dann stemmten wir mit vereinten Kräften die Türen auf und schlüpften in den Kasten. Hinter uns schlugen sie sofort wieder zu und gaben uns so die Illusion von Sicherheit. Eine Hilfe war es auf jeden Fall, denn Freaks waren zu dumm für Teamwork. Wenn einer allein die Tür nicht aufbekam, würden
sie sofort nach einem anderen Eingang suchen und dabei eine Menge Lärm machen.
    Neben den Sitzen waren in diesem Kasten auch Bänke an den Boden geschraubt. Mit den Augen suchte ich nach möglichen Gefahrenquellen, aber ich sah nur Staub und Spinnweben, nichts, was uns hätte gefährlich werden können. Aber in meinem Arm pochte es wie wild, und der Schmerz bohrte seine Zähne bereits in meine Schulter; als ich meinen Beutel auf den Boden legte, zuckte ich unwillkürlich zusammen.
    »Ich muss mir das mal ansehen.« Bleich stand neben mir und deutete auf meine Wunde.
    Ich ließ mich auf den Boden sinken und nickte knapp. »Mach.«
    Er entfernte den provisorischen Verband, und ich verdrehte meinen Hals, damit ich auch etwas sehen konnte: Vier Striemen verliefen über meinen Arm, rot, blutig und geschwollen. Ich erkannte die Anzeichen der Infektion sofort und fluchte. Wenn ich nichts unternahm, konnte diese Wunde mich zuerst den Arm und dann das Leben kosten. Zu Hause in der Enklave wäre es kein Problem, sie zu behandeln. Aber hier draußen … Angst breitete sich in meinem Körper aus.
    Als würde er die Gefahr einfach ignorieren, witzelte Bleich: »Da hätten wir also deine erste Kampfwunde. Wie fühlst du dich damit, Jungblut?«
    »Tut verdammt weh.«
    »Ich weiß. Ich hatte Glück. Ich bekam meine Bluttaufe gleich auf meiner ersten Patrouille. Ich war nicht schnell genug, und der Freak hat mich erwischt.« Er zog sein Hemd hoch und zeigte mir die Narbe auf seinen Rippen.

    »War das mit dem Typen, der gestorben ist?« Keine sehr geschickte Art, diese Frage zu stellen, aber mir fiel keine bessere ein.
    Bleich schüttelte den Kopf. »Ich hatte zwei. Meine erste Partnerin war schon ziemlich alt. Ich habe eine Menge von ihr gelernt. Am Ende mussten sie sie aus dem Dienst nehmen. Ist an Altersschwäche gestorben.«
    »Wann?«
    »Vor einem Jahr.«
    »Und dann haben sie dir das Jungblut gegeben. Das nicht so gut war, wie Seide behauptet hat.«
    »So ungefähr.«
    »Dann bist du seit zwei Jahren Jäger.« Was bedeutete, dass er etwa zwei Jahre älter war als ich, mehr oder weniger. Eine ganze Lebensspanne an Erfahrung in unserem Job.
    »Das klingt einigermaßen korrekt.«
    Okay, wenn er gerade so in Redelaune ist…
    »Wie lange warst du allein?«
    »Du meinst außerhalb einer Siedlung, wie ein Wilder?«
    Ich wusste nicht

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