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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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dann?«
    Bleich zuckte die Achseln. »Unmöglich zu sagen, bevor wir nicht dort sind.«
    Er wühlte wieder in seiner Tasche und zog ein kleines, eckiges Ding heraus. Er ließ den Deckel aufschnappen, rieb mit seinem Daumen über die Seite des Dings, und eine dünne Flamme schoss heraus.
    Ich zuckte zusammen. »Was machst du da?«
    »Ich erinnere mich.«
    »An was?«
    »Früher.«
    Ich spürte, wie mir die Geduld ausging. Ich hatte keine Lust, ihm alles aus der Nase zu ziehen. »Was ist das?«
    »Ein Feuerzeug.« Und zum ersten Mal rückte er freiwillig mit einer Information heraus: »Es hat mal meinem Dad gehört. Wie die Uhr.«

    Ich zog gerade die Decke aus meinem Beutel und hielt mitten in der Bewegung inne. »Du erinnerst dich an ihn?«
    »Ja.«
    Das erschütterte mich. In der Enklave wusste kaum jemand, wer seine Erzeuger waren. Die meisten von ihnen starben, bevor wir alt genug waren, um überhaupt ihre Gesichter zu erkennen, und außerdem spielte es ohnehin keine Rolle. Alle Zeuger kümmerten sich um alle Bälger, bis sie alt genug für die Schule waren.
    »Bleich …«, begann ich.
    »So heiße ich nicht.« Er klang wütend, aber nicht auf mich.
    »Jetzt schon. Mag sein, dass dir einmal jemand einen anderen Namen gegeben hat, aber diesen hier hast du dir verdient . Das macht ihn zu deinem wahren Namen.« Mit jeder Faser meines Körpers glaubte ich das.
    Ein Seufzen entrang sich seiner Kehle. »Ja. Wahrscheinlich. Was war es, was du mich fragen wolltest?«
    »Woher kommst du wirklich?«
    Ich erwartete, dass er den Namen einer der weiter entfernten Siedlungen sagen würde. Die meisten glaubten, dass er sich verirrt und es irgendwie geschafft hatte, in den Tunneln zu überleben, bis eine unserer Patrouillen ihn fand. Als Antwort hatte ich nicht erwartet:
    »Oben.«
    »Na toll«, murmelte ich. »Lüg mich nur an. Ist mir eh egal.«
    Niemand lebte Oben. Nichts wuchs dort. Wasser fiel vom Himmel und zerfraß alles. Wir alle kannten die Geschichten des Worthüters. Angewidert rollte ich mich auf einer Bank,
auf der die Freaks mich von draußen nicht sehen konnten, in meine Decke. Wahrscheinlich würden sie uns hier überall wittern, aber sie konnten uns nicht sehen, und sie waren im Allgemeinen nicht besonders helle. Ich ignorierte Bleich absichtlich, bis ich einschlief.
    Diesmal brachte der Schlaf Vergessen, keine schlechten Träume. Ich ging an einen Ort, an dem es vollkommen dunkel und ruhig war, und ich blieb dort, bis ich von alleine aufwachte. Bleich schien noch zu schlafen, als ich mir die Haare aus den Augen wischte. Über Nacht hatten sie sich ganz aus dem Zopf gelöst, mit dem ich sie gebändigt hatte.
    Bleichs Stimme, nicht mehr als ein Hauch von einem Geräusch, ließ mich innehalten. »Rühr dich nicht.«
    »Warum?«, flüsterte ich.
    Und dann brauchte ich die Antwort gar nicht mehr zu hören. Die Bewegungen jenseits der dünnen Wand sagten mir alles, was ich wissen musste. Freaks schlichen draußen herum; anhand der Geräusche konnte ich nicht sagen, wie viele, aber sie schienen nach uns zu suchen. Sie rochen uns.
    Ich zuckte zusammen, als einer von ihnen in dem Versuch, in den Schatten dahinter etwas zu erkennen, gegen die Scheibe krachte. Ich versuchte, mich noch kleiner zu machen. Noch ein Knall. Einer der Freaks kletterte auf das Dach. Wie viele? Ich musste wissen, wie es zahlenmäßig aussah, falls sie anfangen sollten, so lange auf das Glas einzuschlagen, bis es zersplitterte.
    Wenn wir ganz stillhalten, verschwinden sie vielleicht wieder.
    Endlose Momente verstrichen, während sie draußen knurrten, fauchten und jaulten. Ich widerstand dem Drang, meine
Augen zu bedecken wie ein Babybalg, der hoffte, die bösen Geister würden dann von selbst verschwinden. Stattdessen lauschte ich und versuchte, Informationen zu sammeln. Den Geräuschen und Bewegungen nach mussten ungefähr fünfzehn von ihnen da draußen sein. Vielleicht mehr.
    Und wir saßen in der Falle.

NASSAU
    »Ich hab noch nie so viele auf einmal gesehen«, flüsterte ich.
    Ich hätte still sein sollen. Obwohl ich so leise gesprochen hatte, dass die Worte kaum zu hören waren, hatte einer der Freaks mich gehört. Er drehte durch und schlug so lange auf die Scheibe ein, bis sie nachzugeben begann.
    »Hoch mit dir!«, schrie Bleich. »Sie wissen, dass wir hier drin sind. Zieh deine Waffen.«
    Es gab nicht genug Platz, um die Keule einzusetzen, wie ich mit Entsetzen feststellte, also würden die Dolche genügen müssen. Dank Fingerhut

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