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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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ganzen Schwung davon machen, kein Problem. Die meisten mögen sie nicht wegen dem Geruch, aber ich bin froh, dass es außer Bleich noch jemanden gibt, der etwas damit anfangen kann.«
    Nachdem das abgehakt war, hatte ich keinen Grund mehr, noch bei ihnen zu bleiben und ihre Unterhaltung mitanzuhören, also entschuldigte ich mich mit einem gemurmelten: »Sehr schön. Ich muss mich dann um meine Waffen kümmern. War nett, dich kennenzulernen, Banner. Bis bald, Bleich.«
    Mit den Dolchen war ich schon fertig und hatte mich
gerade darangemacht, die Flecken auf meiner Keule mit Öl zu entfernen, als ich Bleich hinter mir spürte. »Hast du das nicht schon gestern gemacht?«
    Ich seufzte. »Lausige Jägerin, ich weiß. Meine Messer sind meine besten Freunde.«
    »Klingt irgendwie traurig. Soll das heißen, dass wirklich niemand dich mag?«
    Was hat er denn heute für ein Problem? Ich dachte, wir würden uns mittlerweile ganz gut verstehen. Mürrisch drehte ich mich um, bereit, ihm eine möglichst verletzende Antwort entgegenzuschleudern, als ich das Lächeln in seinen Augen sah. Oh. Er verarscht mich.
    »Lustig.«
    »Hast du schon was gegessen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bin direkt hierher.«
    »Wir könnten in die Küche gehen und uns was zusammenkratzen. «
    Zögernd sagte ich: »Ich muss das hier erst fertig machen, und dann sollte ich zu Knochensäge gehen. Wegen meiner Schulter.«
    »Das solltest du besser bleibenlassen. Er hat seinen Namen nur bekommen, weil er Leuten so gerne Körperteile abschneidet. «
    Ich lächelte, auch wenn ich den Witz schon mal gehört hatte. Knochensäge hatte seinen Namen bekommen wie wir alle: von dem Talisman aus dem Stapel mit Namensgebungstags-Geschenken, auf den sein Blut getropft war. Und es passte wie die Faust aufs Auge, dass er danach der Lehrling des Medizinmanns wurde, denn Dreifuß hielt große Stücke auf Zeichen und Omen. Jetzt, drei Jahre später, war der alte
Medizinmann tot, und Knochensäge musste sich allein um die Kranken und Verwundeten kümmern. Die meisten teilten die Ansicht, dass er nicht besonders gut darin war.
    »Vielleicht hast du recht.« Ich bewegte meine Schulter und spürte nichts von der Spannung oder Hitze, die bei einer Infektion auftrat.
    »Ganz sicher. Ich geb dir meine Salbe, dann kann Banner mir die geben, die sie für dich macht.« Ein Gefallen, fragte ich mich, oder eine Ausrede, um sie früher wiedersehen zu können? Noch während ich überlegte, fügte er hinzu: »Ich hol sie, solange du noch deine Keule polierst. Dann können wir essen gehen. Guter Plan?«
    In der Tat. Stein war mit den Bälgern beschäftigt, und Fingerhut war sauer auf mich. Ich hatte mich nicht besonders darauf gefreut, allein zu essen. Also nickte ich, und Bleich eilte davon.
    Ich tauchte einen Lappen in Öl und polierte damit meine Waffe, bis sie glänzte. Ich kratzte sogar das getrocknete Blut aus den Schnitzereien, die Stein gemacht hatte. Er mochte meinen Job nicht verstehen, aber er hatte sich große Mühe gegeben. Das musste ich ihm lassen. Niemand hatte einen so feinen Charakter wie er.
    Jemand stellte sich neben mich.
    »Schon wieder da?«, fragte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Ich war gar nicht weg«, hörte ich Banner verwirrt sagen.
    Ups. Ich drehte mich zu ihr um. »Tut mir leid, ich dachte, du wärst jemand anders.«
    Sie grinste. »Jemand wie Bleich?«
    Ich musste lächeln. Sie hatte einfach so eine offene, freundliche Art. »Irgendwie schon.«

    »Er mag dich«, sagte sie. »Er hat mir gerade von dir erzählt. «
    »Wirklich?« Ich konnte es nicht ändern, aber ich fühlte mich geschmeichelt.
    »Oh ja. Es ist nicht leicht, an ihn heranzukommen, aber es lohnt sich. Er hat wahnsinnig faszinierende Geschichten zu erzählen.« Eigentlich meinte sie, dass er lediglich eine lebhafte Fantasie hatte, so verstand ich zumindest ihren Gesichtsausdruck.
    Nach dem, was ich alles mit ihm durchgemacht hatte, fing ich jedoch langsam an zu glauben, dass er in seinem Leben mehr gesehen und erlebt hatte, als irgendjemand in der Enklave sich auch nur vorstellen konnte. Ich unterdrückte ein Seufzen. Die Wahrheit hatte es manchmal schwer, wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprach.
    »Ich arbeite gern mit ihm.« Jede andere Antwort wäre unangemessen gewesen und könnte gegen mich verwendet werden. Jäger hatten ihrem Partner zu vertrauen und ihn zu respektieren – und sonst nichts.
    In diesem Moment fiel mein Blick auf Fingerhut, der ihre Wut und ihre Verletzung deutlich

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