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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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diesmal kaputt?«
    »Nichts. Soweit ich weiß. Ich wollte nur fragen, ob ich dir helfen kann.«
    »Hattest du nicht heute schon eine Schicht?«
    »Ja, aber mir geht’s gut. Und ohne Arbeit ist mir langweilig. Nur du scheinst immer was zu tun zu haben.«
    »Die Enklave regiert sich nicht von selbst«, entgegnete er bissig. Er fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Haar. »Tut mir leid, ich sollte das nicht an dir auslassen. Ich versuche gerade, eine Namensgebungszeremonie zu organisieren, und die Schaffer haben mir ihre Geschenke noch nicht gebracht.«
    »Wann findet die Zeremonie statt?«, fragte ich.
    »Morgen.«
    Ich zuckte zusammen. Jetzt verstand ich, warum er ungeduldig und wütend war. »Ich kann an deiner Stelle zu ihnen gehen.«
    »Warum?« Er blieb stehen und musterte mich mit zur Seite geneigtem Kopf.
    Auf diese Frage konnte ich ehrlich antworten. »Sieh mal, du tust so viel, und keinem fällt es auf. Dreifuß sagt dir, was
du zu tun hast, aber bedanken tut er sich selten. Er streicht das Lob ein, wenn alles gut läuft, und wenn es schiefgeht, gibt er dir die Schuld. Du warst immer sehr nett zu mir, sogar als ich noch ein Balg war, und jetzt dachte ich, ich könnte dir vielleicht helfen.«
    Zwirn lächelte und klopfte mir auf die Schulter. »Du bist ein guter Kumpel, Zwei. Es wäre großartig, wenn du die Geschenke für mich einsammeln könntest.«
    »Mach ich gerne. Ich weiß, dass du andere Dinge zu erledigen hast. Wohin soll ich die Geschenke bringen lassen?«
    »Dahin, wo auch du deinen Namen bekommen hast.«
    Ich war nicht sicher gewesen, denn meine eigene Zeremonie war die einzige, an der ich jemals teilgenommen hatte. Mein Körper kribbelte vor Aufregung. Dieser unbekannte Balg würde also Schaffer werden, was bedeutete, dass nur sie Geschenke zur Verfügung stellen mussten, um ihm einen Namen zu geben. Und wir anderen würden die Zeremonie bezeugen.
    Ich arbeitete mich weiter durch das Gassenlabyrinth vor, bis ich bei der Werkstatt war. Wie immer machte mich der Lärm fast taub, diese Kombination aus Scheppern, Klopfen und Hämmern, bei der am Ende stets etwas Gutes herauskam. Trotzdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie die Schaffer es da drinnen aushielten. Sofort sah ich Fingerhut, mit der ich seit meiner Rückkehr noch nicht richtig gesprochen hatte. Vielleicht war sie immer noch sauer.
    Zu meiner Überraschung winkte sie mich herüber. »Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich verstehe. Es war falsch von mir, es dir übelzunehmen, dass du deinen Befehlen
oberste Priorität gibst.« Sie unterbrach ihre Arbeit, überall lagen Einzelteile von einem Möbelstück herum, das sie gerade herstellte. »Ich hab ein bisschen drüber nachgedacht, und Stein hat mich beinahe angeschrien. Ich meine, wenn der Werkstattleiter mir sagt, ich darf dir nicht erzählen, wie die Fackeln hergestellt werden, würde ich es auch nicht tun. Er könnte es mir hier drinnen ganz schön schwermachen, verstehst du?«
    Ich nickte. »Und ich würde dich nie darum bitten, Schaffergeheimnisse auszuplaudern.«
    Erst als sie mich umarmte, merkte ich, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Fingerhut roch nach Rauch und Talg. Dem Balgalter waren wir zwar entwachsen und hatten jetzt andere Pflichten, aber unsere Freundschaft würde halten. Nur weil sich ein paar Dinge verändert hatten, hieß das nicht, dass sich alles ändern musste. Ich legte ihr einen Arm um die Schulter und fühlte mich schon besser.
    »Was machst du hier eigentlich?«
    »Außer dich besuchen?« Ein kleiner, positiver Nebeneffekt, aber es war besser, wenn sie glaubte, dass ich eigens gekommen war, um mich mit ihr auszusprechen. »Ich tu Zwirn einen Gefallen.« Ich erklärte ihr die Sache mit den Namensgebungstagsgeschenken. »Mit wem muss ich darüber sprechen?«
    »Das ist Rutes Aufgabenbereich. Ich glaube, er arbeitet schon daran.« Fingerhut führte mich quer durch die Werkstatt und wich dabei elegant den verschiedenen Werkstücken aus.
    Vor einem großen, schlaksigen Jungen blieben wir stehen. Er war ein paar Jahre älter als wir. Als er uns sah, verzog er
sofort das Gesicht, woraufhin Fingerhut mir einen entschuldigenden Blick zuwarf und verschwand. So stand ich also allein vor ihm. Sein Blick wanderte kurz zu meinen nackten Unterarmen, und er gab sich nicht allzu viel Mühe, seinen Hohn zu verbergen.
    »Was willst du, Jägerin ?«
    Ich ignorierte den verächtlichen Unterton in seiner Stimme. »Zwirn schickt mich, um die

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