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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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durchzugehen. «
    »Bücher?«, fragte der Worthüter.
    »Ich glaube. Aber es gab auch technische Gegenstände, Relikte, Zeug, das ich nicht einmal identifizieren konnte. Die Tunnelbewohner scheinen keinen großen Wert darauf zu legen. Sie wollen es gegen Fisch eintauschen.«
    »Fisch?« Der Worthüter lachte. »Dann können sie nicht allzu schlau sein.«

    Schlau ist relativ, dachte ich. Fisch konnte man essen , das Zeug, das die Tunnelbewohner aufgestapelt hatten, nicht. Ich sagte jedoch lieber nichts dergleichen.
    »Das war alles, Sir. Darf ich gehen?«
    »Bevor du dich schlafen legst, sag Seide, wo ihr diese Tunnelbewohner gefunden habt. Ich werde dafür sorgen, dass sie ein Team hinschickt. Und dann, ruh dich aus, Jägerin. Du hast es dir verdient.«
    Das hatte ich in der Tat. Meine Beine wollten mich kaum tragen, bis ich Seide endlich gefunden hatte. Sie beobachtete gerade einen Haufen gut genährter Bälger, als ich sie aufstöberte. Ich schilderte ihr den Ort, so gut ich konnte, und gab die Instruktionen des Worthüters weiter. Seide nickte verächtlich, sagte aber, sie würde mit ihm sprechen. Und ich war froh, dass ich mit der Sache jetzt nichts mehr zu tun hatte.
    War irgendjemand schon einmal so schnell in Nassau und wieder zurück gewesen? Ich glaubte es nicht. Normalerweise blieben die Teams auf Besuch, tauschten Neuigkeiten aus und füllten ihren Proviant auf. Bleich und ich hatten diese Möglichkeit nicht gehabt, und ohne die Tunnelbewohner hätten wir auch nicht überlebt. Vielleicht hatte Jengu das gewusst – und mich deshalb in den Spalt gezogen.
    So müde. Ich schaffte es gerade noch bis zu meiner Parzelle. Die abgestoßene Lumpenmatratze war der reinste Luxus verglichen mit dem, worauf wir die letzten Nächte verbracht hatten. Nach so vielen Tagen mit Bleich war es seltsam, allein zu sein. Wie ich hatte er sich wahrscheinlich gewaschen und war dann schlafen gegangen. Sicher war auch er erschöpft.

    Im Gegensatz zu anderen Tagen, an denen mich meine rasenden Gedanken nicht einschlafen ließen, fiel ich diesmal praktisch in Ohnmacht, sobald ich meine Augen geschlossen hatte.
    Als ich aufwachte, merkte ich – zum ersten Mal in meinem Leben –, dass ich nirgendwo hinmusste. Keine Patrouille. Kein Training. Wenn ich wollte, konnte ich hierbleiben und an die Decke starren. Von den Fackeln an den Wänden draußen drang etwas Licht herein, gerade so viel, dass ich meine Sachen betrachten konnte.
    Meine Waffen.
    In meiner Erschöpfung hatte ich ganz vergessen, sie sauberzumachen. Die Dolche würden stumpf werden und ihren Glanz verlieren, wenn ich mich nicht um sie kümmerte. Die Keule sah noch viel schlimmer aus. Das stand also als Erstes an. Ich kämmte mir die Haare mit den Fingern und band sie zusammen, wie ich es immer tat, und brachte meine Sachen zur Schaffer-Werkstatt, wo alles zum Säubern und Schärfen vorhanden war. Dabei hatte ich auch noch einen Hintergedanken: Ich wollte Banner treffen. Ich redete mir zwar ein, dass ich nur ein wenig von der Salbe haben wollte, aber ich wollte auch die Frau kennenlernen, deren Name Bleich so warmherzig lächeln ließ.
    Wie immer brummte die Werkstatt nur so. Alles, was wir besaßen, wurde hier hergestellt: Kleidung, Schuhe, Stiefel, Waffen, Seife, Beutel, alles kam von dort. Das Arbeitstempo war rasend schnell. Sachen wurden gemischt, gegossen, vermessen, gehämmert. Ich war sicher, dass dieses Chaos bestimmten Regeln gehorchte, aber meine ungeübten Augen konnten sie nicht entdecken. An den Malen auf meinen Armen
erkannten die Schaffer mich als Jägerin. Ich erwiderte ihren Gruß mit einem Nicken.
    Am anderen Ende der Werkstatt sah ich Bleich, der sich gerade mit einer kleinen, dunkelhaarigen Frau unterhielt. Sie war auf eine zurückhaltende Art hübsch, und so, wie sie ihren Kopf leicht schräg hielt, schien sie ihn zu mögen. Das musste Banner sein. Ohne es zu merken, ging ich direkt auf die beiden zu und zwang dabei ein paar Schaffer, mir auszuweichen.
    »Suchst du mich?«, fragte Bleich. »Wir haben heute frei.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich suche sie. Glaube ich zumindest. Banner?«
    Ihr offenes, freundliches Lächeln sagte mir, dass sie mir die Unterbrechung nicht übelnahm. »Das bin ich.«
    Bleich nickte. »Richtig. Ich hab versprochen, euch vorzustellen. « Er tat es eilig.
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht etwas von dieser Wundsalbe machen. Sie hat mir draußen in den Tunneln sehr geholfen.«
    »Ich kann noch einen

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