Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)

Ring, dann schloss sie den Deckel wieder und verstaute die Schachtel in ihre Tasche. Sie mochte ihn jetzt noch nicht überstreifen, vielleicht morgen. Das war ein ganz neues Gefühl, mit einem Ehering herumzulaufen – sie war dann wirklich mit dem Job verheiratet.
    »Wir sollten gehen, denn morgen beginnt die Arbeit wieder«, schlug Lucas vor, was zu Stöhnlauten am Tisch führte.
    »Sei nicht so ein Langweiler, es ist nicht mal Mitternacht.« Jason schob seinen Stuhl näher zu Adie und legte einen Arm um ihre Schulter.
    »Du brauchst morgen nicht in aller Frühe aufzustehen.«
    »Ja, aber für sie ist es die erste Nacht. Komm schon, Mann«, bettelte er, aber Jason blieb erfolglos. Lucas verschränkte die Arme vor der Brust. Jason seufzte, dann wandte er sich wieder an Adie. »Hör nicht auf ihn«, lockte er. »Du solltest den Abend genießen. Damit ist es vorbei, wenn du erst mal in Saqqara bist. Dann ist Schluss mit lustig, kein Lächeln, kein Alkohol. Killian ist ein Sklaventreiber.«
    »Recht hat er«, fügte Samih hinzu. Er lehnte sich verschwörerisch über den Tisch. »Du hast gesehen, was Lucas für ein Typ ist. Killian ist doppelt so schlimm. Warum, glaubst du, dass wir in der Stadt bleiben?«
    Adie sah die beiden skeptisch an. Sie grinsten beide. »Was ist mit dem Hotel?«
    »Es gibt kein Hotel«, sagte Matthew, der den ganzen Abend sehr still gewesen war. Er lächelte steif, und Adie sah, dass seine Lippen noch vom Wein befleckt waren, den sie vorher getrunken hatten. Sian hatte ihn korrekt beschrieben, als sie ihn auf dem Weg vom Flughafen hübsch genannt hatte. Matthew war schlank und feingliedrig; er hatte eine lange gerade Nase und blaue Augen. Er sah wie ein Kunststudent aus, aber sicher nicht wie ein Ägyptologe. Adie wandte sich an Sian.
    »Es stimmt. Killian besitzt ein dahabiyya, ein Hausboot. Es liegt ganz in der Nähe der Grabungsstätte. Er sagt, dass es angenehmer ist, als im Hotel zu wohnen und jedes Mal von Kairo aus nach Saqqara zu fahren. Ich stimme ihm darin zu, obwohl ich zugeben muss, dass man sich manchmal allzu sehr eingesperrt fühlt.«
    »Er hat das so arrangiert, damit er uns überwachen kann«, sagte Matthew. Adie atmete erleichtert aus; für einen Moment hatte sie befürchtet, dass sie in Zelten untergebracht wären. »Du wirst es noch erleben – abends früh ins Bett und morgens früh raus. Der Mann hat kein einziges menschliches Bedürfnis, und Sian verteidigt ihn nur deshalb, weil sie versessen ist auf ihn. Ich hoffe, du bist vernünftiger.«
    »Ignoriere ihn. Er will dich nur ärgern.« Sian drohte Matthew mit einem erhobenen Finger. Ihre Stimme wurde strenger, als sie hinzufügte: »Diese beiden sind schon schlimm genug, da brauchst du nicht auch noch anzufangen. Lucas hat Recht; wir sollten nach Hause gehen.«
    »Oh, wie empfindlich wir doch sind, Sian! Was ist denn los? Fürchtest du dich vor der Konkurrenz? Ich sage dir doch immer, wenn du seine Aufmerksamkeit willst, soll dich jemand mit Gold bestreichen und begraben. Er ist nur an alten Frauen interessiert. Sehr viel älteren Frauen.«
    Sian stieß den Tisch zurück, wobei ein paar Gläser klirrten, dann erhob sie sich. »Zeit zu gehen«, verkündete sie.
    Am Tor zur Wohnung stiegen sie aus dem Taxi, während Lucas mit dem Fahrer feilschte. Die Nachbarschaft lag dunkel und still da, und die Luftverschmutzung trübte den Blick auf die Sterne. Es war eine milde Nacht. Adie folgte Matthew über den Rasen bis zur Haustür, um das Knirschen auf dem Kieselsteinweg zu vermeiden. Sian schloss die Tür auf, und helles Licht fiel über die Holzlatten der Veranda.
    Sie drängten sich alle in die Küche, während Adie über Matthews Bemerkung nachdachte. Jeder hatte ein bestimmtes Bild von Killian, zurückgezogen und sachlich, aber sie war sicher, dass sie echte Wärme hinter seiner kalten Professionalität empfunden hatte. Und war Sian wirklich so versessen auf ihn? Irgendwie bezweifelte Adie das, aber Matthew schien sie verstimmt zu haben.
    Die Küche war eine Mischung aus islamischem Design und westlicher Ausstattung. Sian öffnete den Kühlschrank und nahm Orangensaft heraus, den sie aus dem Karton trank. Sie zog sich auf eine Arbeitsplatte hoch, was Lucas zu einem tadelnden Schnaufen veranlasste. Er schenkte sich ein Glas Wasser ein. Jason und Samih setzten sich an den Tisch.
    Matthew watschelte über den Fliesenboden zu Sian. Er strich über ihren Oberschenkel und raunte ihr irgendwas zu. Adie strengte sich an, ihre Antwort