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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eher begrüßen zu lassen.
    Diese Hoffnung trügte und die Caravelle langte nur noch mit der Leiche des braven und liebenswürdigen Paul da Gama in Terceira an.
    Bei seiner Rückkunft, welche in den ersten Tagen des September erfolgt sein mag, wurde der Admiral mit pompösen Festen empfangen. Von hundertsechzig Portugiesen, die er einst mitgenommen hatte, kamen freilich nur fünfundfünfzig wieder zurück. Gewiß war der Verlust ein großer, was bedeutete er aber gegenüber den unermeßlichen Vortheilen, die man sich von dem Unternehmen versprach! Die öffentliche Meinung täuschte sich nicht, als sie Gama eine hoch enthusiastische Aufnahme bereitete. Der König Emanuel I. fügte seinen eigenen bisherigen Titeln den eines »Herrn der Eroberung und Umschiffung Aethiopiens, Arabiens, Persiens und Indiens« hinzu; er zögerte aber zwei volle Jahre, bevor er auch Gama belohnte und ihm den Titel eines Admirals von Indien ertheilte, womit gleichzeitig die Erlaubniß verbunden war, seinem Namen ein »Dom« vorzusetzen, eine Begünstigung welche man damals nur sehr schwierig zugestand. Wahrscheinlich um sein Zaudern, bezüglich der äußerlichen Anerkennung der Verdienste Gama’s vergessen zu machen, schenkte er ihm noch eintausend Thaler, eine für die damalige Zeit sehr beträchtliche Summe, und gewährte ihm für den Handel mit Indien gewisse Privilegien, die ihn voraussichtlich bald weiter bereichern mußten.
II.
    Alvarez Cabral. – Entdeckung von Brasilien. – Die Küste Afrikas. – Ankunft in Calicut, Cochin, Cananor. – Joao de Nova. – Zweite Expedition Gama’s. – Der König von Cochin. – Die Anfänge Albuquerque’s. – Da Cunha. – Erste Belagerung von Ormuz. – Almeida, seine Siege, sein Handel mit Albuquerque. – Einnahme von Goa. – Belagerung und Einnahme von Malacca. – Zweiter Zug gegen Ormuz. – Ceylon. – Die Molukken. – Albuquerque’s Tod. – Schicksale des portugiesischen Reiches in Indien.
     
    Am 9. März 1500 verließ eine Flotte von dreizehn Schiffen Rastello unter dem Commando von Pedro Alvarez Cabral; zu ihr gehörte als Freiwilliger auch Luiz de Camoëns, der einst in seiner berühmten Luisiade den Muth und Unternehmungsgeist seiner Landsleute preisen sollte. Man weiß nur wenig von Cabral und versteht vorzüglich nicht, wie ihm der Oberbefehl bei dieser so wichtigen Expedition hat übertragen werden können.
    Cabral stammte aus einer vornehmen portugiesischen Familie und war sein Vater Fernando Cabral, Herr von Zurara da Beira, Alcalde
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von Belmonte. Pedro Alvarez hatte eine gewisse Isabel de Castro, eine Hofdame der Infantin Donna Maria, der Tochter Johann III., geheirathet. Machte sich Cabral vielleicht einen Namen durch irgend eine wichtige maritime Entdeckung? Das ist kaum zu glauben, da die Geschichtsschreiber seiner sonst gewiß erwähnten. Dennoch ist nur schwer anzunehmen, daß er der Hofgunst allein den Oberbefehl über eine Expedition verdankt habe, bei der Männer, wie Bartholomäo Diaz, Nicolaus Coelho, der Gefährte Gama’s, und Sancho de Thovar ihm untergeordnet waren. Warum wurde nicht der vor sechs Monaten zurückgekehrte Gama mit dieser Mission betraut, der sich durch seine Kenntnisse der zu befahrenden Meere und der Sitte der Landesbewohner doch ganz besonders dafür zu eignen schien? Hatte er sich noch nicht von seinen Strapazen erholt? Nagte der Schmerz über den Verlust des geliebten Bruders so sehr an ihm, daß er sich von der öffentlichen Wirksamkeit fernzuhalten wünschte? Oder sollte nicht vielmehr König Emanuel I., der auf Gama’s Ruhm schon eifersüchtig war, ihm die Gelegenheit entzogen haben, seine Popularität noch weiter zu vergrößern? Hier liegen ebensoviele Probleme als Fragen vor, welche die Geschichte vielleicht niemals zu beantworten im Stande sein wird.
    Man glaubt so leicht an die Erfüllung dessen, was man wünscht. Emanuel hatte sich eingebildet, der Zamorin von Calicut werde sich der Errichtung von Comptoirs und portugiesischen Factoreien in seinem Lande gar nicht widersetzen, und Cabral, der sehr werthvolle und prächtige Geschenke mitbrachte, um die Knausereien Gama’s vergessen zu machen, erhielt den Auftrag, auszuwirken, daß Jener den Mauren in seiner Hauptstadt jede Handelsthätigkeit untersagen solle. Uebrigens wollte der neue
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in Melinde vor Anker gehen, dem Könige die reichen Geschenke anbieten und den Mauren, der sich der Flotte Gama’s angeschlossen hatte, wieder übergeben. Endlich sollten

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