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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wo sie erst die in Calicut vorgekommenen Ereignisse erfuhr.
    Da Nova nicht über hinreichende Streitkräfte, um den Zamorin zu züchtigen, verfügte, und da er nicht die Ehre der portugiesischen Waffen durch einen Mißerfolg schädigen wollte, begab er sich nach Cochin und Cananor, deren Tributär-Fürsten des Zamorin sich mit Alvez Cabral verbündet hatten. Schon trugen seine Schiffe eine Fracht von eintausend Centnern Pfeffer, fünfzig Centnern Ingwer und vierhundertfünfzig Centnern Zimmet, als er die Nachricht empfing, daß eine scheinbar von Calicut herkommende beträchtliche Flotte in feindlicher Absicht auf ihn heransegle.
    Hatte sich da Nova mehr um den Handel als um den Krieg gekümmert, so erwies er sich in diesem kritischen Momente doch nicht weniger kühn und tapfer als seine Vorgänger. Trotz der offenbaren Ueberlegenheit der Hindus, nahm er das Gefecht auf und zerstreute, Dank seiner vortrefflichen Dispositionen und der verheerenden Wirkung seiner Artillerie, die feindlichen Schiffe, von denen er einzelne noch eroberte oder versenkte.
    Vielleicht hätte er sich den Schrecken, den sein unerwarteter Sieg auf der ganzen Küste verbreitet hatte, und die augenblickliche Erschöpfung der Hilfsquellen der Mauren zunutze machen sollen, um sich durch einen kühnen Handstreich Calicuts zu bemächtigen.
    Wir stehen jetzt aber diesen Ereignissen viel zu fern und kennen alle Einzelheiten zu wenig, um unparteiisch die Gründe beurtheilen zu können, welche da Nova veranlaßten, unverzüglich nach Europa zurückzukehren.
    Bei diesem letzten Theile seiner Reise entdeckte er mitten im Atlantischen Ocean die kleine Insel St. Helena, an deren Auffindung sich eine merkwürdige Sage knüpft. Ein gewisser Fernando Lopez hatte, um ein Hindumädchen ehelichen zu können, seinem Glauben entsagen und Mohammedaner werden müssen. Beim Erscheinen da Nova’s wünschte er, mochte er nun der Frau oder der Religion überdrüssig geworden sein, nach dem Vaterlande zurückzukehren, und nahm deshalb den alten Glauben wieder an. Bei dem zufälligen Besuche St. Helenas bat Lopez, um einem plötzlichen Gedanken, den er für göttliche Eingebung hielt, zu folgen, hier ausgesetzt zu werden, um, wie er sagte, seine abscheuliche Apostasie zu büßen und durch neue Bemühungen zum Wohle der Menschheit wieder gut zu machen. Diese Absicht erschien da Nova so löblich, daß er seine Zustimmung gab und ihm auf sein Verlangen auch verschiedene Sämereien zu Früchten und Gemüsen überließ. Der sonderbare Eremit arbeitete übrigens an der Urbarmachung und Anpflanzung der Insel vier Jahre hindurch mit solchem Erfolge, daß die Schiffe bei der langen Reise zwischen Europa und der Südspitze Afrikas hier genügende Vorräthe fanden, um sich frisch zu verproviantiren.
    Die einander folgenden Expeditionen Gama’s, Cabral’s und da Nova’s bewiesen zur Evidenz, daß auf geordnete Handelsbeziehungen und einen regelmäßigen Waarenaustausch mit der Bevölkerung der Küste von Malabar, die sich immer und immer wieder gegen die Portugiesen verbunden hatte, nicht zu rechnen sei, so lange man ihre Unabhängigkeit und ihre Freiheit respectirte. Zu dem Handel mit den Europäern, den sie so energisch abwehrten, mußte man sie wohl oder übel zwingen, und zu dem Ende stehende Militär-Etablissements gründen, welche im Stande waren, die Unzufriedenen im Zaume zu halten und sich, wenn nöthig, selbst des Landes zu bemächtigen.
    Wem aber sollte man eine so verantwortungsreiche Stellung übertragen? Die Wahl konnte nicht schwer sein, und einstimmig wurde auch Vasco da Gama als der geeignetste Mann bezeichnet, den Oberbefehl über die imposante Macht zu führen, welche bei dieser Gelegenheit entfaltet werden sollte.
    Unter seinem unmittelbaren Commando hatte Vasco zehn Fahrzeuge; je fünf führten sein zweiter Bruder oder Vetter, Etienne da Gama und Vincent Sodres, denen Vasco jedoch als Oberbefehlshaber vorgesetzt war.
    Die Ceremonien vor der Abfahrt von Lissabon trugen einen besonders ernsten und feierlichen Charakter. König Emanuel begab sich mit seinem ganzen Hofstaate und mitten unter einer ungeheuren Volksmenge nach der Kathedrale, wo er den Segen des Himmels für diese zu religiösen und militärischen Zwecken ausgerüstete Expedition herabflehte, und der Erzbischof selbst weihte die Gama übergebene Standarte ein Des Admirals erste Sorge war es, sich nach Sofala und Mozambique zu begeben, über welche Städte er sich gelegentlich seiner früheren Reise

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