Die Entdeckung der Erde
fünfzehn auf der Flotte mit eingeschiffte Geistliche in jenen fernen Gebieten Asiens die Kenntniß des Evangeliums verbreiten.
Nach dreizehntägiger Fahrt hatte die Flotte die Inseln des Grünen Vorgebirges passirt, als man gewahr wurde, daß das von Vasco d’Attaïda geführte Schiff weit zurückgeblieben sei. Man legte eine Zeit lang bei, um es abzuwarten, doch vergeblich, und so setzten denn die übrigen zwölf Fahrzeuge ihre Reise auf offener See fort und nicht mehr von einem Vorgebirge Afrikas zum anderen segelnd, wie es vorher besprochen gewesen war. Cabral hoffte dadurch die Windstillen zu vermeiden, welche die früheren Expeditionen im Golfe von Guinea immer so lange aufgehalten hatten. Vielleicht hegte der
Capitam mõr
, dem wie allen seinen Landsleuten ja die Entdeckungen Christoph Columbus’ bekannt waren, die geheime Hoffnung, noch ein dem großen Seehelden entgangenes Land aufzufinden, wenn er etwas weiter nach Westen abwich.
Mochte nun die stürmische Witterung oder wirklich eine unausgesprochene Absicht es verschulden, jedenfalls segelte die Flotte keineswegs auf der Route, die man hätte einhalten müssen, um das Cap der Guten Hoffnung zu umschiffen, als man am 22. April einen hohen Berg und bald darauf eine lange Küstenreihe entdeckte, die den Namen Vera-Cruz erhielt, der später in Santa-Cruz umgewandelt wurde. Dieses Land war Brasilien und die Stelle dieselbe, wo sich heutzutage Porto-Seguro erhebt.
Nach sorgfältiger Untersuchung der Küste durch Coelho betraten die Portugiesen den Boden Amerikas und fanden hier eine höchst milde Temperatur und eine Ueppigkeit der Pflanzenwelt, welche Alles, was man an den Gestaden Afrikas oder Malabars gesehen hatte, weit hinter sich ließ.
Die fast vollkommen nackten Eingebornen trugen auf der Hand einen gezähmten Papagei, etwa wie die großen Herren in Europa ihren Falken oder Sperber, und umringten die Neuangekommenen ohne jedes Zeichen von Furcht. Am Ostersonntag den 26. April ward angesichts der Indianer am Lande eine Messe celebrirt und nahm Cabral von jenem feierlich im Namen des Königs von Portugal Besitz. Am 1. Mai wurde ein großes Kreuz und ein Padrao am Ufer aufgepflanzt. Seine erste Sorge nach Beendigung dieser Formalität bestand darin, Caspard de Lemos nach Lissabon abzusenden, um die Entdeckung dieses reichen und fruchtbaren Gebietes zu verkünden. Lemos nahm gleichzeitig einen von Pedro Vaz de Canincha abgefaßten Bericht über die Expedition und ein wichtiges von Jao herrührendes astronomisches Document mit, welches jedenfalls die Lage der neuen Erwerbung angab. Vor dem Aufbruch nach Asien schiffte Cabral zwei Uebelthäter aus mit dem Auftrage, sich über die Hilfsquellen und Reichthümer des Landes, sowie die Sitten und Gebräuche der Eingebornen genau zu unterrichten.
Diese so klugen und vorsorglichen Maßnahmen bekundeten hinlänglich die Staatsklugheit und Scharfsichtigkeit Cabral’s.
Am 2. Mai verlor die Flotte das Festland Brasiliens aus den Augen. Ueber diesen glücklichen Anfang der Reise erfreut, glaubten Alle auch an den weiteren und raschen Erfolg derselben, als acht Tage darauf die Erscheinung eines glänzenden Kometen die unwissenden, naiven Gemüther, die darin ein übles Vorzeichen sahen, mit Furcht und Schrecken erfüllte. Die weiteren Vorkommnisse sollten diesmal den Aberglauben bestätigen.
Es erhob sich nämlich ein entsetzlicher Sturm, berghoch stürzten sich die Wogen auf die Schiffe, während der Wind wüthend blies und der Regen in dichten Strömen herabfiel. Blickte die Sonne ja einmal durch den dichten Wolkenvorhang, der ihr Licht fast vollständig zurückhielt, so beleuchtete sie nur ein grauenvolles Bild. Das Meer erschien schwarz und fast schlammig, große, weiße Flocken lagerten auf den Wogen bis hinauf zu deren schaumigen Kämmen, und während der Nacht schimmerten phosphorescirende Streifen auf der endlosen Fläche und bezeichneten das Kielwasser der Schiffe als eine feurige Straße.
Zweiundzwanzig Tage lang wurden die portugiesischen Fahrzeuge ohne Rast und Ruh’ umhergeschleudert. Die erschreckten Matrosen fühlten sich zum Tode erschöpft, verlassen trotz aller Gebete und Gelöbnisse, und gehorchten ihren Officieren nur noch aus alter Gewohnheit. Schon am ersten Tage hatten sie ihr Leben verloren gegeben und erwarteten jeden Augenblick, verschlungen zu werden.
Als der Himmel sich endlich wieder aufhellte und die Wogen sich glätteten, glaubte die Besatzung jeden Schiffes nur allein noch
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