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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hier den Zamorin, der in prachtvoller Kleidung mit vielen Edelsteinen, Perlen und Diamanten von außerordentlicher Größe erschien.
    Der König ließ ihnen Erfrischungen bringen und Sessel anweisen – eine hochzuschätzende Gunst in einem Lande, wo man nur auf der Erde liegend mit dem Herrscher desselben spricht – und ging auf Gama’s Wunsch mit nach einem anderen Gemach, um die Motive der Gesandtschaft des Letzteren zu vernehmen und den Wunsch des Königs von Portugal, mit dem von Calicut einen Handels-und Allianz-Vertrag abzuschließen. Auf die Ansprache Gama’s antwortete der Zamorin, daß er glücklich sein werde, sich als Bruder und Freund des Königs Emanuel zu betrachten und daß er als Erwiderung auch Gesandte nach Portugal schicken wolle.
    Es giebt gewisse Sprichwörter, welche unter allen Zonen gleichmäßig wahr bleiben; eines derselben: »Die Tage folgen zwar aufeinander, gleichen sich aber nicht«, fand in Calicut sehr bald seine Bestätigung. Der bei dem Zamorin durch die gewandten Reden Gama’s erregte Enthusiasmus und die ihm gemachte Hoffnung, mit Portugal in vortheilhafte Handelsverbindung zu treten, verschwanden alsbald angesichts der für ihn bestimmten Geschenke.
    »Zwölf Stück gestreiftes Tuch, zwölf Mäntel mit scharlachrother Kapuze, sechs Hüte und vier Korallenzweige, begleitet von einer Kiste mit sechs Stück Becken, einer Kiste Zucker und vier Fässern, zwei mit Oel und zwei mit Honig«, bildeten allerdings kein besonders kostbares Angebinde. Bei dessen Anblick erklärte der erste Minister spöttisch, daß der ärmste Kaufmann von Mekka reichere Geschenke darbringe und daß der König niemals solch’ lächerliche Kleinigkeiten annehmen werde. Empört über diese Verhöhnung, beeilte sich Gama, dem Zamorin einen Besuch abzustatten. Nur nach langem Harren, mitten unter einer Menge von Leuten, die sich über ihn lustig zu machen schienen, wurde er bei dem Fürsten vorgelassen. Dieser warf ihm in verächtlichem Tone vor, daß er ja nichts zu bieten habe und doch der Vertreter eines mächtigen Königs zu sein behaupte. Gama antwortete mit großer Sicherheit und brachte die Briefe Emanuel’s vor, welche in sehr schmeichelhaften Ausdrücken das bestimmte Versprechen enthielten, daß er viel Waaren nach Calicut senden werde. Der König, den diese Aussicht lockte, unterrichtete sich darauf eingehender von dem Umfange der Erzeugnisse und Hilfsquellen Portugals und erlaubte Gama, sich auszuschiffen, sowie seine Waaren zu verkaufen.
    Dieser plötzliche Umschwung in den Anordnungen des Zamorin paßte aber den maurischen und arabischen Händlern, denen Calicut seine Blüthe verdankte, keineswegs. Sie konnten nicht mit kaltem Blute zusehen, daß diese Fremdlinge den bis jetzt in ihren Händen gebliebenen Handel zu eigenem Nutzen auszubeuten sich bemühten, und beschlossen, nichts unversucht zu lassen, um diese gefährlichen Concurrenten für immer von Indien fern zu halten. Ihre erste Sorge bestand nun darin, den Catoual für sich zu gewinnen. Diesem schilderten sie denn mit den düstersten Farben jene unersättlichen Abenteurer, jene frechen Räuber, welche im Grunde nur die Kräfte und die Hilfsquellen der Stadt auszukundschaften suchten, um später in großer Anzahl wiederzukehren, diese auszuplündern und Alles niederzumachen, was sich ihren Plänen widersetze.
    An der Rhede von Pandarany angelangt, fand Gama kein einziges Boot vor, um ihn nach seinen Schiffen zu bringen, und mußte er deshalb auf dem Lande übernachten. Der Catoual verließ ihn niemals und bemühte sich ihm einzureden, daß er die Flotte näher an das Ufer legen solle, und als der Admiral dieses Ansinnen rundweg ablehnte, erklärte er ihn als Gefangenen. Damit zeigte er freilich eine grenzenlose Unkenntniß des Charakters Gama’s.
    Schnell wurden bewaffnete Boote ausgesendet, um sich der Schiffe zu bemächtigen; die Portugiesen aber, welche ihr Admiral heimlich von dem Vorgefallenen unterrichtet hatte, waren streng auf ihrer Hut und offene Gewalt wagte man doch nicht anzuwenden.
    Gama, der noch immer gefangen gehalten wurde, drohte dem Catoual mit dem Zorne des Zamorin, der seiner Ansicht nach die Pflichten der Gastfreundschaft nicht so schwer verletzen lassen könne; da er sich aber von der Erfolglosigkeit seiner Drohungen überzeugen mußte, beschenkte er den Minister mit einigen Stücken Tuch, welche dessen Maßnahmen sofort änderten. »Hätten die Portugiesen, sagte er, ihr dem König gegebenes Versprechen gehalten

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