Die Entdeckung der Erde
Heimat an.
Auch diesmal wurden die hervorragenden Dienste, die der große Mann seinem Vaterlande geleistet hatte, verkannt oder doch nicht so geschätzt, wie sie es verdienten. Er, der Grundsteinleger zu dem portugiesischen Kolonialreiche in Indien, bedurfte der Fürsprache des Herzogs von Braganza, um den Titel eines Grafen von Vidiguera zu erhalten, und blieb einundzwanzig Jahre lang ohne alle Verwendung. Es ist das wiederum ein Beispiel der so häufigen Undankbarkeit, welche immer gebrandmarkt zu werden verdient.
Kaum war Vasco da Gama nach Europa aufgebrochen, als der Zamorin den die Muselmanen, weil sie ihren früheren Handel mehr und mehr gefährde sahen, immer aufreizten, in Pani seine Bundesgenossen versammelte, um den König von Cochin anzugreifen und ihn für die den Portugiesen gewährte Unterstützung zu bestrafen. Bei dieser Gelegenheit ward die Treue des unglücklichen Rajah auf eine sehr harte Probe gestellt. In seiner Hauptstadt von überlegenen Kräften belagert, sah er sich plötzlich auch der Hilfe Derjenigen beraubt, für die er sich im Grunde in diese Gefahren gestürzt hatte.
Sodres und einige seiner Hauptleute verließen den Posten, wo Ehre und Erkenntlichkeit sie auszuharren und, wenn nöthig, in den Tod zu gehen verpflichtet hätten, und gaben Triumpara einfach auf, um in der Gegend von Ormuz und am Eingang des Rothen Meeres zu kreuzen, wo sie darauf rechneten, daß ihnen in Folge der jährlichen Pilgerfahrten nach Mekka eine reiche Beute in die Hände fallen werde. Vergeblich stellte der portugiesische Factoreiverweser ihnen das Ehrlose eines solchen Benehmens vor; sie segelten nur um so eiliger ab, um sich dieser lästigen Beurtheilung zu entziehen.
Bald sah sich der König von Cochin von einigen seiner Unterthanen welche der Zamorin für sich gewonnen hatte, verrathen, seine Hauptstadt durch Sturm genommen und er mußte mit den wenigen treu gebliebenen Portugiesen auf einen uneinnehmbaren Felsen der Insel Viopia flüchten. Als er auf’s Aeußerste bedrängt war, sandte der Zamorin ihm einen Emissär, der ihm im Namen seines Herrn Vergessen und Verzeihung zusicherte, im Falle er die Portugiesen auslieferte. Triumpara aber, dessen treues Aushalten gar nicht genug gerühmt werden kann, antwortete: »daß der Zamorin von seinem Rechte als Sieger Gebrauch machen solle, daß er recht gut wisse, welche Gefahren ihm drohten, daß es jedoch in keines Menschen Macht liege, ihn zum Verräther und Meineidigen zu machen«. Eine edlere Antwort konnte man auf die schmähliche Flucht und die Feigheit Sodres’ nicht wohl ertheilen.
Letzterer kam zwar an der Straße von Bab-el-Mandeb an, fand daselbst aber durch einen fürchterlichen Sturm mit seinem Bruder den Tod. Das Schiff des Letzteren war auf die Klippen geworfen und zerschmettert worden; die Ueberlebenden sahen in diesem Ereignisse eine göttliche Strafe für ihr schändliches Benehmen, gingen unter Segel und begaben sich nach Cochin. Bei den Lakediven durch widrige Winde zurückgehalten, begegneten sie dort schon einem neuen portugiesischen Geschwader unter dem Befehl Francisco d’Albuquerque’s. Dieser hatte Lissabon fast gleichzeitig mit seinem Vetter Alfonso, dem größten Seemann seiner Zeit, verlassen, welcher mit dem Titel eines
Capitam mõr
Anfang April 1503 von Belem abgefahren war.
Das Eintreffen Francisco d’Albuquerque’s erlöste die Portugiesen wieder aus der durch Sodres Criminalverbrechen herbeigeführten schlimmen Lage und rettete mit einem Schlage ihren einzigen, treuen Alliirten Triumpara.
Karte der Küsten von Persien. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
Die Belagerer entflohen, ohne nur weiteren Widerstand zu versuchen, beim Erblicken des Geschwaders der Portugiesen, und diese verwüsteten zur Vergeltung mit Hilfe der Streitkräfte des Königs von Cochin die ganze Küste von Malabar. In Folge dieser Ereignisse gestattete Triumpara seinen Verbündeten in seinen Staaten eine zweite Festung anzulegen und autorisirte sie auch, die Anzahl und den Umfang ihrer Comptoirs zu vergrößern. Gerade zu dieser Zeit traf nun Alfonso d’Albuquerque ein, der der eigentliche Begründer der portugiesischen Macht in Indien werden sollte. Diaz, Cabral und Gama hatten ihm die Wege gebahnt, Albuquerque aber war der Führer mit den großartigsten Plänen, der bald herauszufinden wußte, welches die wichtigsten Städte des Landes seien, deren man sich bemächtigen mußte, um die Herrschaft Portugals auf einer festen und dauernden
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