Die Entdeckung der Erde
Grundlage aufzubauen. Da Alles, was mit der Geschichte dieses hervorragenden, kolonisatorischen Genies in Verbindung steht, von Interesse ist, so flechten wir einige Worte über seine Familie, seine Erziehung und seine erste öffentliche Thätigkeit ein.
Alfonso d’Alboquerque oder d’Albuquerque erblickte das Licht der Welt im Jahre 1453 in Alhandra, sechs Meilen von Lissabon. Durch seinen Vater Gonçalo d’Albuquerque, Herr von Villaverde, stammte er, freilich illegitim, vom König Diniz ab, durch seine Mutter von den Menezes, den berühmten Forschungsreisenden. An den Hof Alfons’ V. gebracht, genoß er daselbst eine ebenso vielseitige als für die damalige Zeit gründliche Bildung. Er studirte zunächst die großen Schriftsteller des Alterthums, was man auch an der Größe und Bestimmtheit seines Styls wieder erkennt, und Mathematik, von der er sich den ganzen Kreis des damaligen Wissens in diesem Fache aneignete. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Afrika, und zwar in der, in Alfons V. Gewalt gefallenen Stadt Arzila, kehrte er nach Portugal zurück und wurde zum Oberstallmeister Johann’s III. ernannt, dessen ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet war, den Namen und die Macht Portugals jenseits der Meere zu verbreiten. Offenbar lag in dem häufigen, durch seine Stellung herbeigeführten Beisammensein mit dem König der Grund dafür, daß Albuquerque sich zu geographischen Studien hingezogen fühlte und nur noch von den Mitteln träumte, seinem Vaterlande die Indischen Reiche zu erwerben. Er hatte an einem Feldzuge zur Unterstützung des Königs von Neapel gegen den Einfall der Türken theilgenommen und im Jahre 1489 den Auftrag gehabt, die Festung Graciosa, an der Küste von Larache, zu entsetzen und zu vertheidigen.
Für Alfonso d’Albuquerque bedurfte es nur weniger Tage, sich über die thatsächliche Lage klar zu werden; er sah ein, daß der portugiesische Handel sich nur dann ausbreiten könne, wenn er sich auf Gebietserweiterungen stütze. Seine erste dahin zielende Bestrebung entsprach freilich nur der Unzulänglichkeit seiner Hilfsmittel; er belagerte nämlich Raphelin, aus dem er einen Waffenplatz für seine Landsleute zu machen gedachte, und begab sich selbst mit zwei Schiffen hinaus zur Auskundschaftung der Küste von Hindostan. Zu Wasser und zu Lande unerwartet angegriffen, wäre er dabei sicher unterlegen, als die Ankunft und das Miteingreifen seines Vetters Francisco dem Gefechte eine günstige Wendung gab und die Schaaren des Zamorin die Flucht ergreifen mußten. Die Folgen dieses Sieges waren sehr beträchtlich; er lieferte den Siegern eine ungeheure Beute und eine Menge kostbarer Steine in die Hände, wodurch die Habgier der Portugiesen natürlich nur noch mehr erregt wurde; gleichzeitig aber bestärkte er Albuquerque in seinen Absichten, zu deren Durchführung er freilich die Zustimmung des Königs und der Gewährung sehr umfänglicher Hilfsmittel bedurfte. Er reiste also nach Lissabon ab, wo er im Juli 1504 eintraf.
In dem nämlichen Jahre hatte der König Emanuel zum Zwecke der Errichtung einer regelrechten Regierung in Indien Tristan da Cunha schon das Patent als Vicekönig ertheilt; eine plötzliche Erblindung aber nöthigte diesen, von seinen Functionen abzustehen, bevor er diese noch angetreten hatte. Die Wahl des Königs fiel darauf auf Francisco d’Almeida, der in Begleitung seines Sohnes im Jahre 1505 absegelte. Wir werden bald sehen, welche Mittel dieser anwenden zu müssen glaubte, um seinen Landsleuten das dauernde Uebergewicht zu sichern.
Am 6. März 1506 verließen sechzehn Schiffe Lissabon unter dem Befehl Tristan da Cunha’s, der inzwischen seine Sehkraft wieder erlangt hatte. Mit ihm reiste Alfonso d’Albuquerque, der ohne eigene Kenntniß davon seine Ernennung zum Vicekönig von Indien in der Tasche trug. Er sollte ein ihm übergebenes versiegeltes Packet erst nach Ablauf von drei Jahren öffnen, wenn Almeida seinen Auftrag durchgeführt haben werde.
Die zahlreiche Flotte drang nach kurzem Aufenthalte bei den Inseln des Grünen Vorgebirges und der Entdeckung des Cap Saint Augustin in Brasilien, entschlossen in die noch unerforschten Theile des südlichen Atlantischen Oceans ein, und zwar so tief, sagen die zeitgenössischen Geschichtsschreiber, daß mehrere zu leicht gekleidete Matrosen erfroren und auch alle Uebrigen ihren Pflichten nur mit großer Mühe nachkommen konnten. Unter 37°8’ südlicher Breite und 14°21’ westlicher Länge entdeckte da Cunha
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