Die Entdeckung der Erde
Pomponius Mela gedruckt, welche eine Karte der neuen Welt mit der Bezeichnung »Amerika« enthält. Die Anzahl der Werke, in denen von jener Zeit ab die von Waldseemüller vorgeschlagene Bezeichnung Aufnahme fand, mehrt sich nun von Tag zu Tage.
Mehrere Jahre später, als Waldseemüller sich besser über den eigentlichen Entdecker und die Bedeutung der Reisen Vespucci’s unterrichtet hatte, tilgte derselbe in seinem Werke Alles, was fälschlich mit Vespucci in Beziehung gebracht war, und setzte für dessen Namen überall den des Columbus ein. Zu spät! Der Irrthum hatte schon Bürgerrecht!
Vespucci selbst wird schwerlich viel davon erfahren haben, was man sich in Europa erzählte, und was in St. Dié vorging Die in Bezug auf seine Ehrenhaftigkeit ganz einstimmigen Zeugnisse sollten ihn doch wohl endlich von einer unverdienten Beschuldigung befreien, die so lange auf seinem Andenken lastete.
Fast gleichzeitig mit Hojeda liefen drei andere Expeditionen von Spanien aus. Die erste, welche mit einem einzigen Schiff unternommen wurde, ging Mitte Juni 1499 von Barra Saltes ab. Ihr Anführer war Pier Alonso Nino, der bei den letzten beiden Reisen des Admirals unter diesem gedient und sich jetzt mit einem Kaufmann von Sevilla, Christoval Guerra, welcher jedenfalls die Kosten der Unternehmung deckte, verbunden hatte. Diese Reise längs der Küste von Paria scheint als Hauptzweck mehr einen ergiebigen Handel als wissenschaftliche Interessen verfolgt zu haben. Eine neue Entdeckung wurde während derselben nicht gemacht; die beiden Seefahrer brachten im April 1500 nach Spanien aber eine so beträchtliche Menge Perlen mit, daß die Habgier ihrer Landsleute und der Wunsch, ähnliche Abenteuer zu versuchen, nur noch mehr erweckt wurde.
Die zweite Expedition segelte unter dem Befehle Vincente Yanez Pinzon’s, des jüngeren Bruders Alonso’s, des Commandanten der »Pinta«, der auf Columbus so eifersüchtig war und auch die lügnerische Devise annahm:
A Castilla y a Leon
Nuevo Mundo dia Pinzon
.
Yanez Pinzon, dessen treue Ergebenheit für den Admiral ebenso groß war wie der eifersüchtige Neid seines Bruders, hatte jenem zu der ersten Reise von 14(92 den achten Theil der Kosten vorgestreckt und die »Nina« damals selbst befehligt.
Im December 1499 reiste er mit vier Schiffen ab, von denen Ende September 1500 jedoch nur zwei nach Palos zurückkehrten. Er traf auf den neuen Continent etwas unterhalb der, von Hojeda wenige Monate vorher besuchten Küste, segelte an derselben 700–800 (See-) Meilen hin, entdeckte unter 8°20’ südlicher Breite das Cap St. Augustin, folgte der Küste nach Nordwesten bis zum Rio Grande, dem er den Namen »Santa Maria de la Mar dulce« beilegte, und gelangte in der nämlichen Richtung bis zum Cap Vincente.
Endlich untersuchte Diego de Lepe vom Januar bis Juni 1500 dieselben Ufergebiete. Seine Fahrt ist nur wichtig durch die Feststellung der Richtung der Küsten des Festlandes jenseits des Caps St. Augustin.
Kaum war Lepe nach Spanien zurückgekehrt, als wiederum zwei Schiffe von Cadix ausliefen. Rodrigo de Bastidas, ein vornehmer und reicher Mann, hatte dieselben ausgerüstet, um neue Länder zu entdecken, vorzüglich aber zu dem Zwecke, gegen Glaswaaren und andere geringwerthige Dinge Gold und Perlen einzutauschen.
Juan de la Cosa, dessen Geschicklichkeit sprichwörtlich war und der die aufzusuchenden Gegenden schon von früher her kannte, erhielt den Oberbefehl der Expedition. Die Seefahrer erreichten das feste Land, sahen den Rio Sinn, den Golf von Uraba und gelangten nach dem Puerto del Retrete oder de los Escribanos, am Isthmus von Panama. Dieser von Columbus erst am 26. November 1502 aufgefundene Hafen liegt siebzehn Meilen von der ehedem berühmten, jetzt aber verfallenen Stadt Nombre de Dias.
Ueberhaupt wurde diese von einem einfachen Kaufmanne organisirte Expedition durch Juan de la Cosa an Entdeckungen zu einer der fruchtbarsten Reisen. Leider sollte sie ein trauriges Ende nehmen. Die Schiffe erlitten im Golf von Haragua namhafte Beschädigungen, wodurch Bastidas und la Cosa genöthigt wurden, bei St. Domingo an’s Land zu gehen. Hier ließ aber Bovadilla, der Ehrenmann, dieses Muster eines Gouverneurs, dessen niederträchtiges Verfahren gegen Columbus wir schon früher schilderten, die beiden Führer unter dem erdichteten Vorwande, von den Indianern Xaragua’s Gold gekauft zu haben, verhaften und sendete sie nach Spanien, wo sie nach einem entsetzlichen Sturme, bei dem ein
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