Die Entdeckung der Erde
Theil der Flotte zu Grunde ging, ankamen.
Nach dieser erfolgreichen Expedition vermindert sich die Zahl der Entdeckungsreisen während mehrerer Jahre, welche die Spanier mehr dazu benutzten, ihre Herrschaft in den Ländern, wo sie Niederlassungen gegründet hatten, zu befestigen.
Schon 1493 begann die Kolonisation Espagnolas und entstand daselbst die Stadt Isabella. Zwei Jahre später durchstreifte Columbus selbst das ganze Gebiet der Insel, unterwarf mit Hilfe seiner zur Indianerjagd abgerichteten Hunde die armen Wilden und zwang sie, die eigentlich gar nichts zu thun gewöhnt waren, in den Bergwerken zu harter Arbeit. Bovadilla und später Ovando, welche die Indianer wie eine Heerde wilder Thiere behandelten, hatten jene unter die Kolonisten vertheilt. Die Grausamkeiten gegen diese unglückliche Race wurden von Tag zu Tag abscheulicher. Durch gemeine Hinterlist bemächtigte sich Ovando der Königin von Xaragua und dreihundert Großer des Landes. Auf ein gegebenes Zeichen wurden Alle, trotzdem, daß man ihnen nicht das Geringste vorwerfen konnte, einfach niedergemacht. »Im Verlaufe einiger Jahre, sagt Robertson, stieg die Summe Gold, welche man in den königlichen Schatz Spaniens abführte, auf ungefähr 460.000 Pesos (2,400.000 Livres tournois = 1 1 / 2 Millionen Mark), eine sehr beträchtliche Summe, wenn man im Auge behält, wie sehr der Werth des Goldes zu Anfang des 16. Jahrhunderts gestiegen war.« Im Jahre 1511 erobert Diego Velasquez Cuba mit nur dreihundert Mann, und hier erneuerten sich die blutigen Auftritte und die rohe Plünderungswuth, welche dem spanischen Namen eine so traurige Berühmtheit erwarben. Man schnitt den Indianern die Hände ab, stach ihnen die Augen aus und goß siedendes Oel oder geschmolzenes Blei in ihre Wunden, wenn man sie nicht bei mäßigem Feuer briet, um von ihnen ein Geständniß bezüglich der Schätze zu erpressen, in deren Besitz man sie glaubte. Die Bevölkerung verminderte sich denn auch zusehends, so daß der Tag ihres völligen Verschwindens nicht fern sein konnte. Man muß hierüber bei Las Casas, dem unermüdlichen Vertheidiger dieser grausam mißhandelten Volksstämme, nachlesen, um aus dessen herzzerreißender und entsetzlicher Darstellung zu erfahren, welche Qualen und Mißhandlungen jene zu erdulden hatten.
Auf Cuba wurde der Cazike Hattuey gefangen und zum Feuertode verurtheilt. Als er schon an den Pfahl gebunden war, bemühte sich ein Franziskaner noch, ihn zu bekehren, indem er ihm versprach, daß er auf der Stelle alle Wonnen des Paradieses schmecken werde, wenn er den christlichen Glauben annähme.
»Befinden sich, fragte Hattuey dagegen, auch Spanier an demselben Orte, der diese Wonnen bieten soll? Gewiß, antwortete der Mönch, doch nur Solche, welche gerecht und gut gewesen sind! – Der Beste von Euch, versetzte der empörte Cazike, kennt ja weder Gerechtigkeit noch Güte! Nein, ich mag nimmer dahin kommen, wo ich einem einzigen Vertreter dieser verfluchten Race begegnen könnte!«
Kennzeichnet das nicht hinreichend den Grad der Verzweiflung, zu dem jene bedauernswerthen Völkerschaften getrieben waren? Jene Schreckensscenen aber wiederholten sich überall, wohin die Spanier den Fuß setzten. Doch werfen wir einen Schleier über die Schandthaten, welche Menschen vollbrachten, die sich für civilisirt hielten und andere minder wilde Völker zum Christenthume, der Religion der Vergebung und der Liebe, zu bekehren trachteten.
Im Laufe der Jahre 1504 und 1505 untersuchten vier Schiffe den Golf von Uraba. Hierbei führte Juan de la Cosa zum ersten Male den unbeschränkten Oberbefehl. In die nämliche Zeit hat man auch die dritte Reise Hojeda’s nach dem Gestade von Coquibacoa zu verlegen, welche, nach Humboldt, zwar bestimmt stattfand, aber sehr dunkel geblieben ist.
Im Jahre 1507 entdeckte Juan Diaz de Solis im Vereine mit V. Yanez Pinzon ein ausgedehntes Land, das später unter dem Namen Yucatan bekannt wurde. Obwohl sich diese Reise durch keine besonderen Ereignisse auszeichnete, sagt Robertson, verdient sie doch der Erwähnung weil sie zu den wichtigsten Entdeckungen führte. Aus demselben Grunde werden wir uns später auch mit einer Fahrt Diego de Orampo’s beschäftigen, der, als er nach Cuba segeln sollte, zuerst mit Sicherheit erkannte, daß dieses von Columbus früher für einen Theil des Continents angesehene Land nur eine große Insel sei.
Lebendig verbrannte Indianer. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 284.)
Zwei Jahre später
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