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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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drangen Juan Diaz de Solis und V. Pinzon, bei einer Reise nach dem Aequator und über diesen hinaus, bis zum 40. Grade südlicher Breite vor und erkannten mit Verwunderung, daß der Continent zu ihrer Rechten diese erstaunliche Längenausdehnung habe.
     

    Durch Hunde zerrissene Indianer. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 287.)
     
    Sie landeten wiederholt und nahmen feierlich von dem Küstenstriche Besitz, gründeten aber aus Mangel an Hilfsmitteln nirgends eine Niederlassung. Das auffälligste Resultat dieser Reise bestand demnach einzig in der genaueren Kenntnißnahme der Länge dieses Erdtheiles.
    Der Erste, der auf den Gedanken kam, eine Kolonie auf dem Festland zu gründen, war jener Alfons de Hojeda, dessen abenteuerliche Fahrten nur im Vorhergehenden erzählten. Selbst ohne Vermögen, doch bekannt wegen seines Muthes und Unternehmungsgeistes, fand er leicht einige Theilnehmer die ihm die nöthigen Mittel für dieses Vorhaben lieferten.
    Gleichzeitig rüstete Diego de Nicuessa, ein reicher Kolonist von Espagnol eine Expedition zu dem nämlichen Zwecke aus (1509). König Ferdinand, wie immer verschwenderisch mit Unterstützungen, wenn sie nichts kosteten, verließ ihnen Beiden reichlich Patente und Ehrentitel, gab zu den Unternehmungen selbst aber keinen Maravedi. Er errichtete auf dem Continente zwei Gouvernements, deren eines sich vom Cap la Vela bis zum Golfe von Darien, das andere von hier aus bis zum Cap Gracias a Dios erstreckte. Das erste wurde Hojeda, das zweite Nicuessa verliehen. Die beiden »Conquistadores« bekamen es jetzt aber mit minder sanftmüthigen Bevölkerungen als die der Antillen zu thun. Entschlossen, sich der Wegnahme ihres Landes zu widersetzen, entwickelten sie den Spaniern ganz unerwartete Vertheidigungsmittel. Es kam zu erbitterten Kämpfen. In einem einzigen Gefechte fielen sechzig Leute Hojeda’s von den Pfeilen der Indianer, deren Spitzen mit »Curare« bestrichen waren, das ist ein so heftiges Gift, das schon die geringste Verwundung den Tod nach sich zieht. Nicuessa seinerseits hatte vollauf zu thun, sich nur zu vertheidigen, weil trotz zweier namhaften Verstärkungen aus Cuba die größte Zahl der Theilnehmer an jenem Zuge in Folge von Verwundungen, Anstrengungen, Krankheiten und Entbehrungen umgekommen war. Die Ueberlebenden begründeten unter der Leitung Balboa’s dann die kleine Kolonie Santa Maria el Antigua in Darien.
    Vor der Erzählung der merkwürdigen Expedition des Letztgenannten müssen wir jedoch die Entdeckung eines Landstriches erwähnen, welcher den nördlichsten Theil des tief in das Festland eingeschnittenen Bogens bilden der den Namen des Golfs von Mexico führt. Im Jahre 1502 war Juan Ponce de Leon, einer der ältesten Familien Spaniens angehörig, mit Ovand in Espagnola eingetroffen. Er hatte thatkräftig zur Unterwerfung dieser Insel beigetragen und 1508 die Insel San Juan de Porto-Rico erobert. Da er von Indianern hörte, daß sich auf der Insel Bimini eine Wunderquell befinde, deren Wasser Diejenigen verjüngte, welche davon tranken, beschloß Ponce de Leon, dieselbe aufzusuchen. Man darf wohl annehmen, daß er diese Heilquelle selbst erproben wollte, obwohl er damals nur gegen fünfzig Jahre zählte.
    Ponce de Leon setzte also auf seine Kosten drei Schiffe in Stand, mit denen er am 1. März 1512 aus dem Hafen St. Germain de Porto-Rico absegelte. Er wandte sich nach den Liucayen, die er ebenso wie den Bahama-Archipel eingehend durchforschte. Fand er aber auch die im naiven Glauben gesuchte Wunderquelle nicht, so entdeckte er doch ein scheinbar sehr fruchtbares Land, dem er, entweder, weil er daselbst am Palmsonntag (Blumen-Ostern) landete, oder wegen seines bezaubernden Anblickes den Namen Florida gab. Mit einem solchen Erfolge hätte sich wohl mancher andere Seefahrer begnügt. Ponce de Leon irrte aber von Insel zu Insel und trank von jeder Quelle, die er fand, ohne dadurch sein weißes Haar wieder dunkeln oder die Falten des Gesichtes verschwinden zu sehen. Dieser trügerischen Narrenfahrt müde, warf er nach sechsmonatlichen fruchtlosen Versuchen die Flinte in’s Korn, überließ es Perez de Ortubia und dem Piloten Antonio de Alminos, die Nachforschungen fortzusetzen, und kehrte am 5. October nach Porto-Rico zurück. »Hier mußte er manchen Spott über sich ergehen lassen, sagt der Pater Charlevoix, als man ihn leidender und mehr gealtert als bei der Abfahrt wiederkommen sah.«
    Man wäre wohl versucht, diese ihren Motiven nach so lächerliche,

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