Die Entdeckung der Erde
Nachdem er die Küste bis Porto-Santo hinabgesegelt, steuerte Pizarro wieder auf Panama zu, wo er nach dreijährigen, gefahrvollen Irrfahrten, welche de Luque und Almagro völlig ruinirt hatten, glücklich wieder ankam.
Bevor er nun die Eroberung des von ihm entdeckten Gebietes versuchte, entschloß sich Pizarro, da er die Erlaubniß, neue Abenteurer anzuwerben, von Los Rios nicht erhalten hatte, direct an Karl V. zu gehen. Er lieh sich das nöthige Reisegeld und fuhr im Jahre 1528 nach Spanien, um daselbst dem Kaiser von seinen Unternehmungen Bericht zu erstatten. Von den zu erobernden Ländern entwarf er ein reizendes Bild und erhielt als Lohn seiner Bestrebungen die Titel des Gouverneurs, General-Kapitäns und Alguazilmajor von Peru für sich und seine Nachkommen. Gleichzeitig erhob der Kaiser ihn in den Adelsstand mit einer Pension von tausend Thalern. Seine, von dem Gouverneur von Panama unabhängige Jurisdiction sollte sich auf eine Entfernung von zweihundert Meilen südlich des Santiago-Stromes, längs der Küste, für die man den Namen Neu-Castilien wählte und deren Gouvernement ihm zugesprochen wurde, erstrecken, eine Concession, welche Spanien ja nichts kostete, da es ihm zukam, sich deren Genuß zu erwerben. Er seinerseits verpflichtete sich, zweihundertfünfzig Mann anzuwerben und sich mit Schiffen, Waffen und Munition zu versehen. Pizarro begab sich sofort nach Truxillo, wo er seine Brüder, Fernand, Joan und Gonzalo, bestimmte, ihm zu folgen, ebenso wie einen seiner Brüder aus der anderen Ehe, Namens Martin d’Alcantara. Er benutzte den Aufenthalt in seiner Vaterstadt, in Caceres und ganz Estremadura, um sich Recruten zu verschaffen, welche doch nicht in Menge herzuliefen, trotz des Titels
Caballeros de la Espada dorata
, den er Denen versprach, welche unter ihm Dienste nehmen würden. Dann kam er nach Panama zurück, wo doch nicht Alles so leicht abging, wie er gehofft hatte. Es gelang ihm zwar, de Luque zum Bischof
protector de los Indios
ernennen zu lassen; für Almagro aber, dessen Ehrgeiz er fürchtete und dessen Talente er kannte, begnügte er sich, die Erhebung in den Adelsstand und nebst dem Befehle über eine in Turbez zu errichtende Festung eine Gratification von fünfhundert Ducaten zu erlangen. Almagro, der für frühere Expeditionen sein gesammtes Vermögen geopfert hatte, zeigte sich über den ihm zufallenden mageren Antheil nicht zufrieden, lehnte es ab, sich an der neuen Expedition zu betheiligen, und wollte eine solche auf eigene Rechnung ausrüsten.
Es bedurfte der ganzen Gewandtheit Pizarro’s und des Versprechens, ihm das Amt eines »Adelantado« zu überweisen, um ihn umzustimmen und die alte Verbindung noch einmal zu erneuern.
Die Hilfsquellen der drei Verbündeten waren eben jetzt so erschöpft, daß sie nur drei kleine Fahrzeuge und 180 Soldaten, darunter 36 Reiter zusammenbringen konnten, welche im Monat Februar 1531 unter dem Befehle Pizarro’s und seiner vier Brüder absegelten, während Almagro in Panama blieb, um noch eine Expedition zu organisiren. Nach dreizehntägiger Seefahrt und nachdem sie durch einen Orkan um hundert Meilen über ihr Ziel hinaus verschlagen worden waren, sah sich Pizarro genöthigt, seine Mannschaften und Pferde in der Bai San Mater auszuschiffen und der Küste nachzugehen. Dieser Marsch ward sehr schwierig in einem bergerfüllten, wenig bevölkerten und von Flüssen durchschnittenen Lande, welch’ letztere man alle nahe ihrer Mündung überschreiten mußte; endlich erreichte man eine Ortschaft Namens Coagui, welche eine so reiche Beute lieferte, daß Pizarro zwei seiner Fahrzeuge damit belud und diese im voraus zurücksendete. Sie nahmen nach Panama und Nicaragua eine Summe von 30.000 Castellanos, sowie eine große Menge Smaragden mit, ein Ergebniß, von dem Pizarro hoffte, daß es ihm viele neue Abenteurer zuführen müsse.
Weiter setzte der Eroberer seinen Marsch nach Süden bis Porto Virjo fort und traf Sebastian Benalcazar nebst Juan Fernandez, die ihm zwölf Reiter und dreißig Fußsoldaten zuführten. Die Wirkung des Anblickes der Pferde und der Detonationen der Feuerwaffen wiederholte sich in Peru in ganz gleicher Weise wie in Mexico, und es gelang Pizarro, ohne Widerstand zu finden, bis zur Insel Puna im Golfe von Guyaquil vorzudringen. Die Bewohner derselben aber, an Zahl und Kriegsgewandtheit ihren Nachbarn vom Festlande weit überlegen, trotzten sechs Monate lang allen Angriffen der Spanier. Obwohl Pizarro von Nicaragua eine
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