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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Hals. Im Niederfallen verlangte er noch mit lauter Stimme zu beichten, und da er dann nicht weiter reden konnte, machte er noch auf dem Boden das Zeichen des Kreuzes und gab so seinen Geist auf. Einige Neger schleppten seinen Leichnam nach der Kirche, von wo Juan Barbazan, sein altbewährter Diener, denselben allein zu reclamiren wagte. Dieser treue Diener erwies ihm heimlich die letzten Ehren, denn die Verschworenen hatten Pizarro’s Wohnung geplündert und nicht so viel übrig gelassen, um davon die Wachskerzen neben dem Sarge zu bezahlen.«
    So endete Franz Pizarro, ermordet in der Hauptstadt seines großen Reiches, das Spanien seiner Tapferkeit und unermüdlichen Ausdauer verdankte, das er dem Vaterlande aber nur verwüstet, halb entvölkert und mit Blut getränkt, hinterließ. Häufig mit Cortez verglichen, besaß er gewiß ebenso viel Muth, Ehrgeiz und militärisches Geschick; dagegen besaß er auch die Fehler des Marquis, Grausamkeit und Habsucht, in erhöhtem Maße, und Treulosigkeit und Doppelzüngigkeit noch obendrein. Wenn das Jahrhundert in dem Cortez lebte, die Schattenseiten seines Charakters erklärlich erscheinen läßt, so läßt man sich eben gern durch die Anmuth und das Edle in seinem Wesen, sein über gewöhnliches Vorurtheil erhabenes Auftreten gefangen nehmen, das ihn bei seinen Soldaten so außerordentlich beliebt machte. In Pizarro’s Charakter dagegen tritt eine Roheit ohne Gleichen, eine wenig sympathische Härte der Gefühle häßlich hervor, und selbst seine erträglichen Eigenschaften verschwanden gänzlich gegenüber der Habgier und Treulosigkeit, diesen markantesten Zügen seiner Persönlichkeit.
    Begegnete Cortez in den Mexicanern tapferen und entschlossenen Feinden, die ihm fast unüberwindliche Hindernisse bereiteten, so hatte Pizarro dafür fast keine Mühe, die milderen und furchtsameren Peruaner zu besiegen, welche seinen Waffen kaum jemals ernsteren Widerstand leisteten. Stellt man die Eroberung Perus und Mexicos nebeneinander, so führte die leichtere Spanien allerdings mehr metallische Schätze zu. Sie war es auch, auf die man den höheren Werth legte.
    Noch einmal nach Pizarro’s Tode sollte der Bürgerkrieg aufflackern, als der von der hauptstädtischen Regierung abgeschickte Gouverneur eintraf. Dieser raffte aber sofort die nöthigen Truppen zusammen und zog gegen Cusco aus. Er bemächtigte sich bald des jüngern Almagro, ließ ihn nebst vierzig seiner Helfershelfer hinrichten und regierte das Land mit Festigkeit bis zur Ankunft des Vicekönigs Blasco Nuñez Vela. Es liegt nicht in unserer Absicht, näher auf die Streitigkeiten einzugehen, die dieser mit Gonzalo Pizarro hatte, der sich unter Benutzung der durch die neuen »Repartimentos« erzeugten allgemeinen Unzufriedenheit gegen den Stellvertreter des Kaisers auflehnte. Nach verschiedenen Wechselfällen endete der Kampf mit der Niederlage und Hinrichtung Gonzalo Pizarro’s im Jahre 1548. Sein Leichnam ward nach Cusco gebracht und daselbst völlig bekleidet begraben, da »Niemand, sagt Garcilasso de la Vega, ein armseliges Leichentuch für ihn hergeben wollte«. So endete der Mörder Almagro’s. Liegt es nicht nahe, hier an die Worte der heiligen Schrift zu denken: »Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll wieder vergossen werden?«

Zweites Capitel.
Erste Reise um die Erde.
    Magellan, seine Anfänge, Verdrießlichkeiten und Wechsel der Nationalität. – Vorbereitungen zur Reise. – Rio de Janeiro. – Die Bai St. Julien. – Wiedersetzlichkeiten eines Theiles des Geschwaders. – Schreckliche Bestrafung der Schuldigen. – Die Magellan-Straße. – Die Patagonier. – Der Pacifische Ocean. – Die Ladronen. – Zebu und die Philippinen. – Magellan’s Tod. – Borneo. – Die Molukken und ihre Erzeugnisse. – Trennung der »Trinidad« und der »Victoria«. – Rückkehr nach Europa um das Cap der Guten Hoffnung. – Die letzten Unfälle.
     
    Noch immer war die ungeheure Ausdehnung des von Columbus entdeckten Continentes nicht bekannt. Beharrlich suchte man noch längs der Küsten Amerikas, das der allgemeinen Annahme nach mehrere große Inseln bildete nach dem Sunde, der auf kürzestem Wege in den Pacifischen Ocean und nach den begehrten Gewürzinseln, der Quelle von Spaniens Reichthümern, führen sollte. Während Cortereal und Cabot sich im Atlantischen Ocean um die Lösung dieses Räthsels bemühten, Cortez bis zum Golfe von Californien hinauf-, Pizarro längs der Küste Perus hinabsegelte und

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