Die Entdeckung der Erde
bewegen, von seinen Forderungen abzustehen. Noch mehr, der König von Massava, der den Spaniern sozusagen als Lootse gedient hatte, wußte seinen Rebenherrscher so umzustimmen, daß jene für die Insel ein ausschließliches Handelsprivilegium erhielten und ein feierlicher Freundschaftsbund zwischen dem Könige von Zebu und Magellan abgeschlossen wurde, den man mit Blut, das sich beide Parteien aus dem Arme entnahmen, besiegelte.
Sogleich wurden nun Lebensmittel herbeigeschafft und es entwickelten sich recht freundliche Verhältnisse. Der Neffe des Königs stattete Magellan einen Besuch auf dessen Schiffe ab. Dieser benutzte die Gelegenheit, ihm die wunderbare Geschichte der Erschaffung der Welt und die Erlösung der Menschheit durch Christum zu erzählen, und redete ihm zu, mit seinem Volke das Christenthum anzunehmen. Niemand widersetzte sich, und am 14. April erhielten der König von Zebu, der von Massava, der maurische Kaufmann und fünfhundert Männer nebst ebenso vielen Frauen, die heilige Taufe. Was aber nur eine Art Modesache war, da man ja nicht sagen konnte, daß die Eingebornen die Religion kannten, der sie sich zuwandten, oder daß sie von deren Wahrheit überzeugt waren, das wurde zur wahrhaften Wuth nach einer durch Magellan vollbrachten Heilung. Als dieser nämlich vernahm, daß der Vater des Königs seit zwei Jahren krank liege und jeden Augenblick sterben könne, versicherte der General-Kapitän, daß er, wenn er sich taufen lasse und die Eingebornen ihre Götzenbilder verbrennen würden, wieder gefunden solle. »Er fügte hinzu, daß er von seinen Worten selbst so überzeugt gewesen sei, berichtet Pigafetta – und es empfiehlt sich, bei derlei Gegenständen die Autoren textgetreu zu citiren – daß er seinen Kopf zum Pfande setze, wenn sein Versprechen nicht auf der Stelle in Erfüllung ginge. Wir bildeten nun mit allem möglichen Pompe eine Procession von dem Platze aus, wo wir uns befanden, und zogen vor das Haus des Kranken, den wir allerdings in so traurigem Zustande antrafen, daß er weder reden noch sich bewegen konnte. Wir tauften ihn mit zweien seiner Frauen und zehn Töchtern. Der Kapitän fragte ihn sogleich nach der Ceremonie, wie er sich befinde, und er antwortete auch, daß er sich durch die Gnade des Herrn wohler fühle. Wir Alle waren Zeugen dieses Wunders; vorzüglich der Kapitän lobte laut die Güte Gottes. Er reichte dem Fürsten ein stärkendes Getränk und sandte ihm davon alle Tage zu, bis er wieder ganz hergestellt war. Am fünften Tage fühlte sich der Kranke gänzlich geheilt und verließ sein Lager. Seine erste Sorge war, in Gegenwart des Königs und des ganzen Volkes ein Götzenbild zu verbrennen, dem er besondere Ehrfurcht gezollt hatte und das einige alte Frauen in seinem Hause sorgsam bewachten. Auch ließ er einige Tempel am Strande des Meeres niederreißen, wo das Volk sofort zusammenlief, um das den alten Gottheiten geweihte Fleisch zu verzehren. Jedermann stimmte diesen Maßnahmen bei und man nahm sich allgemein vor, alle Götzenbilder zu vernichten, sogar die im Hause des Königs, was unter dem fortwährenden Rufe: »Es lebe Castilien!« ausgeführt wurde.«
Nahe der Insel Zebu liegt eine andere Insel, Natan mit Namen, welche zwei Häuptlinge hatte; der eine erkannte die Autorität der Spanier unbedingt an, der andere widersetzte sich dem nach Kräften, und so beschloß Magellan, ihn dazu zu zwingen. Am 26. April, eines Freitags, fuhren drei Schaluppen mit sechzig Mann in Kürassen, Sturmhauben und mit Musketen bewaffnet, nebst etwa dreißig Balangais, auf denen der König von Zebu, sein Schwiegersohn und eine Menge Krieger Platz nahmen, nach Natan ab. Die Spanier warteten den Tag ab und sprangen dann, neunundvierzig an der Zahl, in’s Wasser, denn die Schaluppen konnten wegen Felsen und Untiefen nicht am Ufer selbst anlegen. Hier traten ihnen mehr als eintausendfünfhundert Eingeborne entgegen. Diese warfen sich in drei Abtheilungen sogleich auf jene und griffen sie von vorn und von den Seiten her an. Die Musketiere und Bogenschützen schossen von fern auf die Krieger, ohne denselben viel Schaden zu thun, da sie durch Schilde gedeckt waren. Mit Steinwürfen, Pfeilen, Wurfspießen und Lanzen bestürmt, setzten die Spanier einige Hütten in Brand, um die Eingebornen dadurch abzuziehen und zu erschrecken. Durch den Anblick der Feuersbrunst verdoppelte sich aber nur deren Wuth und sie bedrängten die Spanier von allen Seiten, so daß diese die größte Mühe
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