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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lag nun die Bahn offen und die kühne Voraussetzung Magellan’s hatte ihre Bestätigung gefunden.
    Die Reise Magellan’s durch den weiten Ocean, in dem er während drei Monaten nicht einen Sturm erlebte, hat kaum ihres Gleichen; aus eben jenem Grunde nannte er ihn auch den »Pacifischen« (friedlichen) Ocean. Die Entbehrungen freilich, welche die Schiffsbesatzungen während dieses langen Zeitraumes zu erdulden hatten, waren recht hart. Der Zwieback bestand nur noch aus einem mit Würmern untermengten Staube und das verdorbene Wasser verbreitete einen unausstehlichen Geruch. Um nicht Hungers zu sterben, mußte man Mäuse und Baumrinde verzehren und alles Leder kauen, das sich nur vorfand. Wie zu vermuthen, wurde die Mannschaft durch den Scorbut decimirt. Neunzehn Leute starben und gegen dreißig litten wenigstens sehr lange Zeit an den heftigsten Schmerzen in den Armen und Beinen. Nachdem man endlich 4000 Meilen durchmessen in einem Oceane, wo man so viele stark bevölkerte Inselgruppen entdecken sollte, traf das Geschwader auf zwei verlassene und unfruchtbare Inseln, die deshalb den Namen der »Unglücklichen Inseln« erhielten, deren Lage aber so widersprechend angegeben wird, daß es unmöglich ist, sie wieder zu erkennen.
    Unter 19° nördlicher Breite und 146° der Länge (östlich von Greenwich) entdeckten die Seefahrer am Mittwoch den 6. März bald nacheinander drei Inseln, bei denen sie gern gerastet hätten, um Erfrischungen und Lebensmittel einzunehmen; die an Bord gekommenen Eingebornen aber stahlen daselbst, ohne daß man es verhindern konnte, so Vieles, daß man auf jene Absicht verzichten mußte. Jene fanden sogar Mittel und Wege, sich eine Schaluppe anzueignen. Magellan, den eine solche Frechheit empörte, ging darauf mit vierzig Bewaffneten an’s Land, zerstörte durch Feuer eine Anzahl Hütten und Boote und tödtete sieben Männer. Diese Insulaner besaßen weder einen Häuptling oder König, noch kannten sie irgend eine Religion. Den Kopf mit einer Art Hut aus Palmenblättern bedeckt, trugen sie Bart und Haare sehr lang, so das letztere bis zum Gürtel herabreichten. Im Allgemeinen von Olivenfarbe, glaubten sie sich zu verschönern, indem sie die Zähne abwechselnd roth und schwarz färbten, während ihr Körper, offenbar zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen, mit Cocosöl eingesalbt war. Ihre eigenthümlich gebauten Boote trugen ein sehr großes Mattensegel, das jene leicht hätte zum Kentern bringen müssen, wenn man nicht bedacht gewesen wäre, ihnen durch ein langes, wiederum mittelst zweier Querstangen verbundenes und durch diese an das Boot selbst befestigtes Holz, den sogenannten, »Balancier«, weit mehr Stabilität zu verleihen. Trotz ihrer Gewerbthätigkeit besaßen die Bewohner dieser Inseln doch einen so ausgesprochenen Hang zum Stehlen, daß ihr Land davon den Namen die Ladronen- (Räuber-)Inseln bekam.
    Am 16. März beobachtete man, dreihundert Meilen von den Ladronen, ein hochaufsteigendes Land, das bald als Insel erkannt wurde und heute den Namen Samar führt. Magellan beschloß, seiner erschöpften Mannschaft hier etwas Ruhe zu gewähren und ließ am Lande zwei Zelte für die Kranken errichten. Die Eingebornen brachten hier sehr bald Cocosnüsse und Fische herbei. Zum Austausch bot man ihnen dafür Spiegel, Kämme, Schellen und ähnliche Kleinigkeiten an. Ein vor allen anderen schätzenswerther Baum, die Cocospalme, lieferte den Einwohnern allein Brot, Wein, Oel und Essig, ohne zu erwähnen, daß sie aus gewissen Theilen desselben ihre Bekleidung gewinnen, nebst dem nöthigen Holze zum Bau und zur Bedachung ihrer Hütten.
    Die Eingebornen befreundeten sich bald mit den Spaniern und erzählten ihnen, daß ihre Inselgruppe Gewürznäglein, Zimmet, Pfeffer, Muscatnüsse, Ingwer und Macisnüsse hervorbringe, und daß man sogar Gold finde. Magellan gab dem Archipel den Namen St. Lazare, der später nach Philipp von Oesterreich, dem Sohne Karl’s V., zu dem der Philippinen umgewandelt wurde.
     

    Ladronen-Insel. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
     
    Dieser Archipel besteht aus sehr vielen Inseln, die zwischen 5°32’ und 19° 38’ nördlicher Breite, sowie 114°56’ und 123° 43’ östlicher Länge von Paris verstreut liegen. Die wichtigsten derselben sind: Luzon, Mindaro, Leyte, Ceylon de Pigafetta, Samar, Panay, Negros, Zebu, Bohol, Palauan und Mindanao.
    Nachdem sie sich einigermaßen erholt, gingen die Spanier wieder in See, um den Archipel näher kennen zu lernen. Sie besuchten

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