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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Berührt man sie, so laufen sie davon, geben aber beim Zerdrücken kein Blut von sich. Ich bewahrte eines derselben neun Tage lang in einer Schachtel auf; wenn ich den Deckel lüftete, spazierte das Blatt in der Schachtel umher; ich glaube, daß dieselben von der Luft leben.« Diese merkwürdigen Geschöpfe sind heutzutage näher bekannt und werden als »Gespenstheuschrecken« oder »Wandelnde Blätter« bezeichnet. Ihre graubraune Färbung begünstigt eine Verwechslung derselben mit abgestorbenen Blättern, deren Form sie besitzen.
    Von jetzt aber verlegte sich die Expedition, die bei Lebzeiten Magellan’s immer ihren wissenschaftlichen Charakter bewahrt hatte, mehr und mehr auf gewöhnliche Seeräuberei. So brachte man wiederholt unterwegs getroffene Tjonken in seine Gewalt und erpreßte von deren Besatzung namhafte Lösegelder.
    Weiter segelte man durch den Archipel der Sulu-Inseln, dem Schlupfwinkel malayischer Piraten, der erst in neuerer Zeit (1851) unter spanische Oberherrschaft kam, dann nach dem schon früher besuchten Mindanao, denn es war bekannt, daß die so sehnsüchtig gesuchten Molukken sich in mehr oder weniger unmittelbarer Nachbarschaft befinden mußten. Nachdem sie eine Menge Inseln gesehen, deren namentliche Aufzählung für uns zwecklos erscheinen würde, entdeckten die Spanier am Mittwoch den 6. November den Archipel, über den die Portugiesen so schreckenerregende Fabeln verbreitet hatten, und gingen zwei Tage später in Tidor an’s Land. Das eigentliche Ziel ihrer Reise war hiermit erreicht.
    Der König kam den Spaniern entgegen und ließ sie in seiner Pirogue Platz nehmen. »Er saß unter einem seidenen Sonnenschirme, der ihn vollständig bedeckte. Vor ihm standen einer seiner Söhne mit dem königlichen Scepter in der Hand, zwei Männer, jeder mit einem goldenen Gefäße mit Wasser zum Waschen der Hände und zwei mit goldenen Beteldosen«. Darauf ersuchten die Spanier jenen, auf die Schiffe zu kommen, wo man ihm mit aller Ehrerbietung begegnete; gleichzeitig machte man ihm und den Leuten seines Gefolges viele Geschenke, die jenen sehr werthvoll erschienen. »Dieser König ist Maure, d. h. Araber, versichert Pigafetta; er mag gegen fünfundvierzig Jahre zählen und zeichnet sich durch einen wohlgestalteten Körper und ansprechende Gesichtszüge aus. Seine Kleidung bestand aus einem sehr feinen, an den Aermeln goldgestickten Hemd; vom Gürtel bis zu den Füßen umschloß ihn eine lose faltige Hülle; ein seidener Schleier. – jedenfalls der Turban – bedeckte seinen Kopf, und um jenen rankte sich noch eine Blumenguirlande. Sein Name lautet Rajah-Sultan-Manzor.«
    Am folgenden Tage erklärte Manzor bei einer langen Zusammenkunft mit den Spaniern seine Absicht, sich selbst sammt den Inseln Tidor und Termate unter den Schutz des Königs von Spanien zu stellen.
    Wir geben hier nach Pigafetta, dessen Bericht wir Schritt für Schritt nach der Bearbeitung Ed. Chartons, der jene mit werthvollen Anmerkungen vermehrte, folgen, einige Einzelheiten über den Archipel der Molukken.
    Diesen Archipel bilden eigentlich die Inseln Gilolo, Ternate, Tidor, Mormay, Batchian und Misal, doch hat man unter dem allgemeinen Namen Molukken auch häufig die Inselgruppe von Banda und Amboine verstanden. In der Vorzeit durch wiederholte vulcanische Störungen erschüttert, umschließt dieser Archipel eine große Anzahl feuerspeiender Berge, welche entweder erloschen oder doch seit einer langen Reihe von Jahren unthätig sind. Die Luft ist brennend heiß und würde so gut wie unathembar sein, wenn die Atmosphäre nicht durch häufige Regengüsse etwas erfrischt würde. An Naturproducten sind die Inseln ausnehmend reich. In erster Reihe verdient hier Erwähnung die Sagopalme, deren Mark, der Sago, im Verein mit der Yamswurzel die Brotfrucht des ganzen malayischen Archipels darstellt. Gleich nach dem Fällen des Baumes entnimmt man ihm das Mark, welches dann grob gemahlen und durch ein Sieb getrieben, zuletzt aber zu kleinen Kuchen geformt wird; daneben der Seidenbaum, der Nelken-und Gewürznäglein-, der Muscat-, Kampher-und Pfefferbaum und überhaupt alle Gewürzbäume und Früchte der Tropenzone.
    Die Wälder des Archipels enthalten kostbare Holzarten, wie den Ebenholz-, Eiseneichen-und Teakholzbaum, deren letzterer sich durch Festigkeit seines Holzes auszeichnet, das man zu allen Luxusbauwerken anwendet; ferner den Calilaban-Lorbeer, der ein sehr gesuchtes ätherisches Oel liefert. Hausthiere gab es zu jener Zeit auf

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