Die Entdeckung der Erde
hatten, ihnen nur zu widerstehen, als ein unseliger Zufall den Ausgang des Gefechtes entschied. Die Eingebornen bemerkten nämlich sehr bald, daß alle Schläge, die sie nach dem Körper ihrer Feinde führten, diese wegen des Panzers, den sie trugen, nicht im mindesten verletzten. Sie änderten also ihre Angriffsweise und schossen alle Pfeile und Wurfspieße nach den unteren Körpertheilen der Spanier ab, wo diese unbedeckt waren. Auch Magellan wurde von einem vergifteten Pfeile in den Schenkel getroffen, so daß er den Rückzug befahl, der zwar zuerst in voller Ordnung vor sich ging, bald aber in eine so wilde Flucht ausartete, daß sieben bis acht Spanier an der Küste allein zurückblieben. Mit größter Noth wichen diese kämpfend nach den Schaluppen hin zurück. Schon standen sie bis an die Kniee im Wasser, als sich mehrere Insulaner gleichzeitig auf den auch am Arme verwundeten Magellan stürzten, dem es jetzt unmöglich war, den Degen zu ziehen, und ihm einen so gewaltigen Schlag an das Bein versetzten, daß er sofort in’s Wasser zurücksank, wo sie ihm bald den Garaus machten. Seine letzten Getreuen, unter ihnen Pigafetta, wurden zwar Alle angegriffen, entkamen aber glücklich nach den Booten. So starb der berühmte Magellan am 27. April 1521. »Ihn schmückten alle Tugenden, sagt Pigafetta; selbst im größten Unglück zeigte er unerschütterlichen Gleichmuth. Draußen auf dem Meere ertrug er eher noch mehr Entbehrungen als seine Leute. Mehr als irgend ein Anderer bewandert in der Kenntniß der nautischen Karten, beherrschte er die Schifffahrtskunde vollständig, wovon er durch seine Reise um die Welt, die Keiner vorher gewagt hatte, den glänzendsten Beweis lieferte.«
Diese Leichenrede Pigafetta’s mag zwar etwas übertrieben sein, enthält jedoch gewiß viel Wahres. Magellan besaß eine Beharrlichkeit, einen kecken Muth ohnegleichen, der ihn befähigte, mit Verachtung der Furcht seiner Begleiter, sich nach Gegenden zu wagen, in denen der abergläubische Zeitgeist die phantastischesten Gefahren witterte. Um jene Meerenge am Ende der langen Küste, die mit Recht seinen Namen trägt, zu entdecken, mußte ihm ein besonderer Schatz nautischer Kenntnisse zu Gebote stehen. Es bedurfte der unausgesetzten strengsten Aufmerksamkeit, um in dem unbekannten Fahrwasser und ohne verläßliche Instrumente einem Unfalle zu entgehen. Wenn eines seiner Schiffe verloren ging, so ist dafür nur der Stolz und der widerspenstige Geist des betreffenden Kapitäns verantwortlich zu machen, nicht etwa die Unerfahrenheit oder ein Mangel an Vorsicht seitens des Generals. Wir sagen gern mit seinem enthusiastischen Bibliographen: »Der Ruhm Magellan’s wird seinen Tod in Ewigkeit überdauern!«
Duarte Barbosa, der Schwager Magellan’s, und Juan Serrano wurden nun zu Anführern der Spanier erwählt, die noch manch’ anderes Unglück erleben sollten.
Der Sklave, der bis dahin als Dolmetscher gedient hatte, war bei dem Gefechte am Arme leicht verletzt worden. Seit dem Tode seines Herrn hielt er sich beiseite, er verweigerte den Spaniern jeden weiteren Dienst und blieb auf seiner Matte ausgestreckt liegen. Nach einigen etwas lebhaften Vorstellungen Barbosa’s, der ihm zu verstehen gab, daß er durch den Tod Magellan’s seine Freiheit keineswegs wiedererlangt habe, war er plötzlich verschwunden. Er wußte zu dem jüngst getauften Könige zu gelangen und ihn zu bereden, daß, wenn er die Spanier in eine Falle zu locken und umzubringen im Stande sei, er sich auch in den Besitz ihrer Provisionen und Handelswaaren setzen könne. Barbosa, Serrano und siebenundzwanzig Spanier wurden zu einer feierlichen Zusammenkunft eingeladen, um die für den Kaiser bestimmten Geschenke entgegenzunehmen, bei einem Festmahle aber unerwartet überfallen und Alle ermordet. Serrano allein ward gefesselt an’s Ufer des Meeres geführt. Dort flehte er seine Gefährten an, ihn loszukaufen, da er sonst hingemordet würde. Jean Carvalho und die Uebrigen aber, welche eine allgemeine Empörung fürchteten und voraussetzten, daß sie bei den Verhandlungen von einer zahlreichen Flotte angegriffen werden könnten, der sie keinen Widerstand entgegenzusetzen im Stande wären, hörten nicht auf die Bitte des unglücklichen Serrano. Sie gingen vielmehr unter Segel und erreichten bald die nicht weit entfernte Insel Bohol.
In der Erkenntniß, daß ihre Anzahl jetzt zu gering sei, um drei Schiffe zu bedienen, verbrannten die Spanier die »Conception«, nachdem sie
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