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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zanguebar zu meiden, wo die Portugiesen schon seit Anfang des Jahrhunderts ansässig waren. Er segelte vielmehr bis zum 42. Grad südlicher Breite über das hohe Meer, mußte aber gegenüber dem Cap in Folge unaufhörlicher West-und Nordwestwinde, die mit einem furchtbaren Sturm endeten, fast neun Wochen lang hin und her laviren. Von Seite des Kapitäns gehörte hierzu ebensoviel Ausdauer als Muth und Lust, dieses Unternehmen zu Ende zu führen. Das Schiff hatte mehrere schadhafte Stellen und viele Matrosen verlangten in Mozambique anzulegen, da die Besatzung, nachdem das ungesalzene Fleisch vollständig verdorben war, nur noch Reis und Wasser zum Essen und Trinken besaß. Am 6. Mai endlich wurde das Cap der Stürme umschifft und man konnte nun wohl auf einen glücklichen Ausgang der Reise rechnen. Dennoch sollten die Seefahrer noch mancherlei Schwierigkeiten zu bekämpfen haben. Binnen zwei Monaten erlagen einundzwanzig Mann, fast ebensoviel Europäer als Indianer, in Folge der Entbehrungen, und wäre das Schiff nicht am 9. Juli in Santiago am Grünen Vorgebirge vor Anker gegangen, so wären wohl Alle Hungers gestorben. Da dieser Archipel den Portugiesen gehörte, gab man hier an, von Amerika zu kommen, und verheimlichte sorgsam den von Magellan entdeckten Weg. Einer der Matrosen beging jedoch die Unklugheit, auszusprechen, die »Victoria« sei das einzige Schiff von dem Geschwader Magellan’s das nach Europa zurückkehre. Darauf hin verhafteten die Portugiesen sofort die Mannschaft einer Schaluppe und machten sich sogar schon fertig, das spanische Schiff anzugreifen. Del Cano aber überwachte jeden Augenblick die Bewegungen der Portugiesen. Da er nun aus gewissen Anzeichen den Verdacht schöpfte, daß jene sich der »Victoria« bemächtigen wollten, ging er eiligst unter Segel und ließ dreizehn von seinen Leuten in den Händen der Portugiesen zurück.
     

    Normännische Barken. (S. 404.)
     
    Maximilian der Siebenbürge legt dieser Landung an den Inseln des Grünen Vorgebirges ein anderes Motiv zugrunde, als Pigafetta. Er behauptet, daß die durch lange Entbehrungen erschöpften Matrosen, welche dabei noch fortwährend an den Pumpen arbeiten mußten, den Kapitän bestimmt hätten, vor Anker zu gehen, um einige Sklaven einzukaufen, welche hierbei behilflich sein sollten. Da es ihnen hierzu an Geld fehlte, hätten die Spanier in Gewürzen bezahlt, wodurch den Portugiesen die Augen geöffnet worden wären.
    »Um zu erfahren, ob unsere Tagebücher in Ordnung geführt worden seien, erzählt Pigafetta, fragten wir am Lande nach, welchen Wochentag man habe. Die Antwort lautete, es sei Donnerstag, was uns nicht wenig verwunderte, da wir erst bei dem Mittwoch waren. Wir konnten nicht glauben, uns um einen Tag getäuscht zu haben; mein Erstaunen war vielleicht noch größer als das der Anderen, da ich mein Tagebuch immer in größter Ordnung gehalten und ohne Unterbrechung alle Wochentage und Monatsdaten eingetragen hatte. Bald sahen wir denn auch ein, daß hier kein Rechenfehler die Schuld trug, denn da wir immer dem Laufe der Sonne folgend von Osten nach Westen gesegelt und jetzt nach demselben Punkte zurückgekehrt waren, mußten wir ja gegenüber Denjenigen, die an ein und demselben Punkte blieben, vierundzwanzig Stunden gewonnen haben; es bedarf ja nur einiges Nachdenkens, um das einzusehen.«
    Sebastian del Cano suchte nun schnell die Küste Spaniens zu erreichen und lief am 5. September mit einer fast durchwegs kranken Besatzung von siebzehn Mann in San-Lucar de Barrameda ein. Zwei Tage später ging er am Molo von Sevilla vor Anker, womit die erste vollständige Reise um die Erde zu Ende geführt war.
    Gleich nach der Ankunft begab sich Sebastian del Cano nach Valladolid, wo sich der Hof eben aufhielt, und fand dort bei Karl V. einen, der glücklichen Ueberwindung so unendlicher Schwierigkeiten entsprechenden Empfang. Man wies dem kühnen Seemann eine jährliche Pension von fünfhundert Ducaten an und gab ihm die Erlaubniß, eine Erdkugel im Wappen zu führen mit der Devise:
Primus circumdedisti me
. Die kostbare Last der »Victoria« veranlaßte den Kaiser, eine zweite Flotte nach den Molukken zu senden. Den Oberbefehl über diese erhielt Sebastian del Cano jedoch nicht, sondern ein gewisser Garcia de Loaisa, der keinen anderen Titel als seinen großen Namen besaß. Die Flotte hatte jedoch kaum die Magellan-Straße erreicht, als del Cano nach dem Tode des Ober-Commandanten doch den Oberbefehl übernehmen mußte,

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